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Blainville, J. de; Wright, Edward; Meyersche Buchhandlung [Editor]; Lockman, John [Oth.]; Guthrie, William [Oth.]; Turnbull, George [Oth.]
Des Herrn von Blainville, ehemaligen Gesandschaftssekretärs der Generalstaaten der vereinigten Niederlande an dem Spanischen Hofe Reisebeschreibung durch Holland, Oberdeutschland und die Schweiz besonders aber durch Italien: aus des Verfassers eigener Handschrift in englischer Sprache zum erstenmal zu Druck befördert von Georg Turnbull der Rechten Doktor und Wilhelm Guthrie Ritter (Dritten Bandes erste Abtheilung): enthaltend die Fortsetzung der Beschreibung von Rom, eine Reise nach Neapel, mit einer genauen Nachricht vom Vesuv und die Rückreise von Neapel in das Florentinische — Lemgo: in der Meyerschen Buchhandlung, 1766

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https://doi.org/10.11588/diglit.53372#0281
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Neapel. 1707, den 19 Novemb. — 269

- — fyd) fordere atfe Oedipos und Auflöfer der Raͤthſel in der ganzen Welt heraus, mir
dieſe Verſe zu erfláren, — Eine bloße Ueberſetzung derſelben ſcheinet mir ſchon ſo ſchwer zu
ſeyn, daß ich mich nicht daran wagen mag. Viele gelehrte Leute in dieſem fanbe ha-
ben ſich ſchon die Muͤhe genommen, dieſes außerordentliche Raͤthſel zu erklaͤren, aber
vergeblich. —— ; ; 4 .

Der Starmor^^n, auf dem es ausgegraben iſt, diente vormals zur Bedeckung einer
Eiſterne, daher der Pater Gppriano aus Neapel vor wenig Jahren Gelegenheit genommen,
ſeine Abhandlung Cifterna Difcoperta, d. i. bie entdeckte Ciſterne, oder das Geheimniß
des Marmorſteins entwickelt, zu fchreiben. In dieſer fucht er zu erweiſen, die ganze Meits
nung dieſes Raͤthſels liefe dahin aus, daß der Koͤrper des heil. Guido Marramaldo mit
dem Kirchenſilber lange Zeit in dieſer Ciſterne verborgen gelegen haͤtte. Seine Meinung
gruͤndet er auf eine ungewiſſe Sage, daß der Deil, Leichnam dieſes frommen Mannes, nebſt
einem großen Schatz an Silberwerk und heil. Ueberbleibſeln noch irgendwo in dieſem Klos
ſter verborgen liege, und niemand ſie finben koͤnte.

Gegen dieſe gab Pompejo Sarnelli, Biſchof von Biſceglia eine andere Abhandlung
unter dem Titel: Filo d* Arrianna, oder Ariadnens Faden heraus, worin er behauptet,
dieſer Marmor habe vormals im Chor ber Kirche plat auf der Erde gelegen, weil nun bers
ſelbe an einen andern Ort verſetzt worden, fo ſey dieſes auch mit dem Marmor geſchehen,

und er waͤre nachher durch einen bloßen Zufall uͤber die Ciſterne gelegt worden, - Endlich
ſchließet er bamit , daß er dieſes Raͤthſel fuͤr die Grabſchrift eines, der im Schifbruch ums
gekommen, ausgiebt. 4

Ein dritter Schriftſteller gehet noch weiter, unb will ſo gar die Perſon beſtimmen, der
ſie zugehoͤret, und faget: Mundi, ein Genueſiſcher Kaufmann, der einen großen Verkehr
mit den Juden von Alexandrien hatte, ſey einsmals im Jubeljahr nach 9om gefommen,
und weil er ſich da gegen die Wucherey unb die Bedruͤckungen der Paͤbſte unb Cleriſey all⸗
zukuͤhn herausgelaſſen, ſey er in die Inquiſition gekommen, und in ein finſteres Loch ge⸗
worfen worden, in welchem er zwey volle Jahre liegen muͤſſen. Nachdem er endlich ſeine
Freyheit auf gute Vorſprache und vermittelſt einer ſtarken Geldbuße erhalten, habe er gleich
darauf die ſchlimme Zeitung erhalten, daß ſein voͤrnehmſter Eorreſpondent zu Alexandrien
Bankerut geſpielt, und ihn folglich zugleich mit zu Grunde gerichtet haͤtte. Als er ſich
darauf in ein Schif zu Civita vecchia ſetzte, um ſelbſt nach Cappten zu fahren, und daſeibſt
die Truͤmmer ſeines verſplitterten Vermoͤgens zu ſamlen, ſey er zum letztenmal vom Ungluͤck
verfolgt, und das Schif durch einen gewaltigen Sturm an die Kuͤſten von Reapel gewoͤrfen
vorden und zerſcheitert, webey er erloffen. Seinen Koͤrper, der an das Land gekrieben mura
be, hat man darauf im Chor der Dominicaner begraben. ;

Jfuf dieſe Weife erklaͤrt er erſtlich die dunkeln Verſe uͤberhaupt, hernach fucht er aber
ſeine Auslegung mit mancherley Gruͤnden zu beſtaͤrken. Der erfte Vers, fagt er, fep am
leichtſten zu verſtehen, denn Nimbifer Deus ſey der Sturm, der ihn des íebens be—
raubet und verhindert habe, nach — zu kommen, wo vormals Oſiris angebetet
3 wurde.












 
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