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Burckhardt, Jacob; Dürr, Emil [Hrsg.]
Vorträge 1844 - 1887 — Basel, 1918

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https://doi.org/10.11588/diglit.30685#0017
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UBER DIE LAGE FRANKREICHS ZUR ZEIT
DES ARMAGNAKENZUGES 1444

HABILITATIONSVORLESUNG. 29. MÄRZ 1844.

Wir nähern uns dem vierhundertjährigen Gedächtnisfeste
einesEreignisses, das eine der größtenTatsachen unserer
Schweizergeschichte bildet und, wenn nicht in den An?
nalen dieser Stadt, so doch in der mündlichen Ueber*
lieferung ihrer Erinnerungen unbestreitbar die erste Stelle einnimmt. Die
Geschichte von der Schlacht bei St.Jakob hat unsere Jugend beherrscht;
tausendmal haben wir sie gehört, gelesen; von früher Kindheit an kennen
wir das Schlachtfeld, wie Sage und Geschichte es unter sich geteilt
haben. Zugleich wissen wir aber auch, daß die Aufnahme Basels in die
Eidgenossenschaft mit diesem großen Ereignisse innerlich zusammens
hängt, und daß somit die Schicksale unserer Stadt in den letzten vierte*
halb Jahrhunderten von demselben bedingt sind. Einer so großen, wich?
tigen Erinnerung haben schweizerische Geschichtsschreiber, Dichter und
Künstler sich Iängst von allen Seiten bemächtigt und der Schlacht
in unserer Vorstellung eine dramatische Gestalt gegeben. Aber noch
bleibt manches zu erforschen übrig, wenn die historische Anschauung
dieser merkwürdigen Tatsache eine vollständige werden soll; noch sind
Motive, Verlauf und Folgen nicht von allen Seiten erläutert und kom
statiert; möglicherweise sind sogar wichtige, gleichzeitige Quellen vors
handen, die noch niemand hat benützen können, und hier wie in allen
geschichtlichen Forschungen kann das Morgen das Heute belehren. Ich
würde mich glücklich schätzen, wenn ich bei diesem meinem ersten AuT
treten vor Ihnen das Bild jener Begebenheit auch nur um wenige wesenU
liche Züge bereichern könnte; aber die Resultate, die sich mir bei Durch?
forschung einiger bisher unbenützten Quellen darboten, sind teilweise
ungewiß oder geringfügig und würden, fiir sich mitgeteilt, sich nicht zu
einem Vortrage eignen, während sie zu einer neuen Gesamtdarstellung
doch noch nicht hinreichen würden. Gleichwohl konnte ich in diesem
Augenblick, der uns die vierhundertjährige Erinnerung doppelt wert und
teuer macht, diesem Gegenstande nicht völlig entsagen, schon weil ich
hoffen durfte, daß Ihre Teilnahme für die Sache von wohlwollender
Nachsicht fiir den seine Laufbahn beginnenden Darsteller begleitet sein
werde.

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