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welche ins Leben hereinkommen wie heitere Schwärmer, umgeben von
Flötenschall und Gesang, in der Meinung, sie kämen zu einem Fest oder
zu einem Gelage von Prassern.

Diese Lebensanschauung hindert jedoch Dio nicht an einer sehr oft
und stark betonten Religiosität. Die Götter, sagt Dio, senden das Gute,
das Böse kommt von den Menschen. Er verfährt im Sinne der Stoa,
indem er zunächst die Einheit des göttlichen Wesens unter der Gestalt
des Zeus mit einem hohen, fast lyrischen Schwunge preist. In der
12. Rede, welche er, vom Exil zurückkehrend, am Feste zu Olympia
hielt, konnte dieses Thema am ehesten zu seinem Rechte kommen. Die
Größe des Gottes und die Herrlichkeit des xöa/xog werden hier in
enger Verbindung dargestellt, und zwar als frühe gemeinsame Ur*
ansicht des ganzen Menschengeschlechts, der Hellenen wie der Bar*
baren; denn hier wie dann im Christentum sprengt der Monotheismus
die Schranken der Nationen. Die Urmenschen, damals noch in engerm
Zusammenhang mit dem Göttlichen, umleuchtet von der Pracht des
Himmels und der Erde, durch den siißen Laut der Sprache unter sich
verbunden, wie hätten sie ohne Kenntnis und Ahnung des Säenden und
Pflanzenden, des Erhalters und Ernährers bleiben sollen? Ueberall
offenbart sich Gottes Weisheit und Macht; überall wurde die Ahnung
hingedrängt auf den Höchsten, den Herrn des Ganzen, den Ordner des
Himmels und der Welt. Der Redner lenkt hierauf geistvoll ein gegen
die unvermeidlichen Bedingungen des Auftretens in Olympia, indem er
dem Phidias eine Rechenschaft über sein Zeusideal in den Mund iegt.

Auch bei jedem andern Anlaß wird dieser Weltzeus mit den
höchsten Epitheten gefeiert, als höchster König, als gemeinsamer Fürs
sorger und Vater der Götter und Menschen, als höchster Magistrat, als
Spender von Frieden und Krieg. Noch einmal bringt Dio das ganze
Thema sehr feierlich vor in der Borysthenitica, der 36. Rede, welche er
vor dem Zeustempel zu Olbia am Pontus hielt. „Der y.öa/w^“, spricht
er, „ist eine von oben geschaffene und geordnete TiöXcg, oder Ge?
meinwesen, nicht geleitet durch Tyrannen oder Demen oder Dekarchien
oder Oligarchien oder andere Krankheitsformen, sondern durch den
weisesten und ältesten Herrscher und Gesetzgeber über Sterbliche und
Unsterbliche, den Herrn des Himmels und alles Daseins. Deshalb er?
richten die Menschen Altäre dem Zsbs ßaacXsög, und • einige in ihren
Gebeten nennen ihn auch ohne Widerwillen Vater, und ebenso
mögen sie auch den ganzen zöa/xog, benennen als Haus des Zeus, oder

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