tiven Hasse gegen Alexander, so bei Seneca und besonders bei Lucan;
dieser ruft im zehnten Gesang der Pharsalia seine Verwünschung über
jenes Prachtgrab im Bruchion zu Alexandrien, allwo Pellaei proles
vesana Philippi felix praedo ruht, welcher einst der Welt das jammer?
volle Beispiel gab, daß so viele Länder und Völker unter einer Herr*
schaft vereinigt werden könnten. Dio darf schon als Grieche anders
denken, und mit der Zeit drang Alexander auch bei vielen Römern zur
Stellung eines Heros, ja eines Dämons durch. In der zweiten Rede wird
er unter der Form eines Gespräches mit seinem Vater Philipp völlig als
junger Löwe idealisiert und ihm die größte Hoheit der Denkweise beb
gelegt. In der vierten Rede, einem Gespräch mit Diogenes, tritt er aller?
dings in einer wesentlich verschiedenen Schattierung auf, als der Ehr*
geizige und von seiner eigenen Macht Abhängige, während der Cyniker
von allem unabhängig ist. In der Art, wie Diogenes ihm zum voraus
seinen künftigen asiatischen Ruhm verleiden will, könnte vielleicht sogar
ein Wink an Trajan liegen, dessen Kriegslust schon vor dem dacischen
Kriege bekannt gewesen sein muß. Gegen Ende heißt es: Erst wenn du
deinen Dämon, nämlich dein eigenes Gemüt, deinen größten Gegner ver*
söhnt haben wirst, dann wirst du auch wahrhaft König sein.
Der Philosoph scheint aber auch sich und seinesgleichen nicht ver-
gessen zu haben, indem ja die Philosophie wesentlich zur Weltherrschaft
befähigen sollte, wie früher bemerkt worden ist. Nicht daß er sich auf
eine gesetzlich bestimmte Form der Teilnahme am Regieren beriefe;
denn sein Bekenntnis in Beziehung auf die drei angeblich allein mög?
lichen Verfassungsformen gibt unumwunden der Monarchie den Vorzug
vor der Aristokratie und der Demokratie, weil sie am ehesten in guter
Anwendung vorkomme. Was in der 56. Rede von einer durch Ratgeber,
Ephoren u. dgl. beschränkten Monarchie gesagt wird, bezieht sich nur
auf die Vergangenheit. Auch vom römischen Senat und dessen mög?
licher Mitwirkung sagt er kein Wort, wohl aber denkt er sich den Kaiser
in der Nähe umgeben und in der Ferne bedient von hoch, unangreifbar
und beneidenswert gestellten Vertrauten, (fltoi, die jener zur Stütze hätte
im Glück und Unglück, mit deren Augen und Ohren er sähe und hörte,
und mit deren Gedanken er dächte. Durch kein Erdengut, nur durch
Wohlwollen und Liebe kann er sie gewinnen. Waffen, Heere und
Burgen sind trügerische Hilfsmittel ohne diese Vertrauten, welche dem
Herrscher dieses alles verwalten helfen und ihm die nötige Ubiquität
verschaffen. Er wählt dazu nicht bloß aus seinen Nächsten, sondern aus
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dieser ruft im zehnten Gesang der Pharsalia seine Verwünschung über
jenes Prachtgrab im Bruchion zu Alexandrien, allwo Pellaei proles
vesana Philippi felix praedo ruht, welcher einst der Welt das jammer?
volle Beispiel gab, daß so viele Länder und Völker unter einer Herr*
schaft vereinigt werden könnten. Dio darf schon als Grieche anders
denken, und mit der Zeit drang Alexander auch bei vielen Römern zur
Stellung eines Heros, ja eines Dämons durch. In der zweiten Rede wird
er unter der Form eines Gespräches mit seinem Vater Philipp völlig als
junger Löwe idealisiert und ihm die größte Hoheit der Denkweise beb
gelegt. In der vierten Rede, einem Gespräch mit Diogenes, tritt er aller?
dings in einer wesentlich verschiedenen Schattierung auf, als der Ehr*
geizige und von seiner eigenen Macht Abhängige, während der Cyniker
von allem unabhängig ist. In der Art, wie Diogenes ihm zum voraus
seinen künftigen asiatischen Ruhm verleiden will, könnte vielleicht sogar
ein Wink an Trajan liegen, dessen Kriegslust schon vor dem dacischen
Kriege bekannt gewesen sein muß. Gegen Ende heißt es: Erst wenn du
deinen Dämon, nämlich dein eigenes Gemüt, deinen größten Gegner ver*
söhnt haben wirst, dann wirst du auch wahrhaft König sein.
Der Philosoph scheint aber auch sich und seinesgleichen nicht ver-
gessen zu haben, indem ja die Philosophie wesentlich zur Weltherrschaft
befähigen sollte, wie früher bemerkt worden ist. Nicht daß er sich auf
eine gesetzlich bestimmte Form der Teilnahme am Regieren beriefe;
denn sein Bekenntnis in Beziehung auf die drei angeblich allein mög?
lichen Verfassungsformen gibt unumwunden der Monarchie den Vorzug
vor der Aristokratie und der Demokratie, weil sie am ehesten in guter
Anwendung vorkomme. Was in der 56. Rede von einer durch Ratgeber,
Ephoren u. dgl. beschränkten Monarchie gesagt wird, bezieht sich nur
auf die Vergangenheit. Auch vom römischen Senat und dessen mög?
licher Mitwirkung sagt er kein Wort, wohl aber denkt er sich den Kaiser
in der Nähe umgeben und in der Ferne bedient von hoch, unangreifbar
und beneidenswert gestellten Vertrauten, (fltoi, die jener zur Stütze hätte
im Glück und Unglück, mit deren Augen und Ohren er sähe und hörte,
und mit deren Gedanken er dächte. Durch kein Erdengut, nur durch
Wohlwollen und Liebe kann er sie gewinnen. Waffen, Heere und
Burgen sind trügerische Hilfsmittel ohne diese Vertrauten, welche dem
Herrscher dieses alles verwalten helfen und ihm die nötige Ubiquität
verschaffen. Er wählt dazu nicht bloß aus seinen Nächsten, sondern aus
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