auszeichnungen willen ihr Vermögen ausgaben. Von den öffentlichen
Bauten redet Dio nicht, ob er gleich selbst in Prusa eine schöne Halle
errichtet hat; das Ziel seines Spottes sind die Aufführungen und Bes
wirtungen, die man dem Volke gibt: Flötenspieler, Mimen, Kitharisten,
Gaukler, Faustkämpfer, Pankratiasten, Ringer, Läufer, sogar olympische
Sieger, die man um fünf Talente mietet; dann die Löwen für die Tier#
kämpfe, ja die Hekatomben von Stieren für die Opfer; endlich die Ge#
lage, mit welchen man das Volk der Reihe nach je 100 Personen täglich
ergötzen muß. Und für dieses alles erhält der armgewordene Tor
(dvörjvog) Auszeichnungen, welche man in den Städten eben dafür er*
funden hat: einen Kranz, eine Binde, ein Purpurkleid, eine Proedrie oder
Vorsitz in Behörden oder bei Festen, eine öffentliche Proklamation, die.
ihn zum verdienten Manne erklärt, während ihm die beständige Sorge
und Aufregung darüber, ob er es auch allen recht gemacht, den Schlaf
raubt. Selbst wenn dergleichen wirklich selten vorgekommen wäre, so
müßte schon das Verlangen danach, die herrschende Voraussetzung, den
damaligen städtischen Geist eigentümlich gefärbt haben.
Zu den städtischen Schauspielen gehörte aber in der Kaiserzeit
auch, daß Redner oder Philosophen sich vor kleinern Kreisen sowohl als
vor versammeltem Volk und dann meist im Theater oder auf der Agora
hören ließen. Als solcher will nun auch Dio in verschiedenen Städten
aufgetreten sein, und von mehreren seiner Städtereden ist dies wohl
glaublich, dagegen sind wahrscheinlich die Rhodiaca und die Celaenische
Rede, jedenfalls aber die Tarsica prior und diejenige ad Alexandrinos
nie anders als schriftlich vorhanden gewesen.
Die rhodische (31.) Rede bezeichnet scharf und deutlich einen be*
stimmten Grad des geistigen und sittlichen Absterbens einer griechs
ischen Republik. Seit den Diadochenzeiten war es nichts Seltenes
mehr, daß bei politischen Veränderungen ältere Ehrenstatuen weg*
genommen wurden oder neue Köpfe oder auch nur neue Namen er*
hielten, was man durch Tyrannei und Gefahr irgendwie entschuldigen
mochte. Aber in Rhodus, welches zu Dios Lebzeiten mehrmals seine
Freiheit an die römische Regierung verlör und sie wieder erhielt, war ein
mächtiger Beamter vom Range der Strategen erbärmlich genug gewesen,
ohne Zweifel mit Konnivenz der Stadtregierung, ältere Statuen mit den
Namen der ersten besten vornehmen Römer zu versehen, welche zus
fällig auf Rhodus abstiegen, und zwar tat er es mit der wohlgemeinten
Absicht, der Stadt ihre Freiheit durch diese Gunstbuhlerei länger zu
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Bauten redet Dio nicht, ob er gleich selbst in Prusa eine schöne Halle
errichtet hat; das Ziel seines Spottes sind die Aufführungen und Bes
wirtungen, die man dem Volke gibt: Flötenspieler, Mimen, Kitharisten,
Gaukler, Faustkämpfer, Pankratiasten, Ringer, Läufer, sogar olympische
Sieger, die man um fünf Talente mietet; dann die Löwen für die Tier#
kämpfe, ja die Hekatomben von Stieren für die Opfer; endlich die Ge#
lage, mit welchen man das Volk der Reihe nach je 100 Personen täglich
ergötzen muß. Und für dieses alles erhält der armgewordene Tor
(dvörjvog) Auszeichnungen, welche man in den Städten eben dafür er*
funden hat: einen Kranz, eine Binde, ein Purpurkleid, eine Proedrie oder
Vorsitz in Behörden oder bei Festen, eine öffentliche Proklamation, die.
ihn zum verdienten Manne erklärt, während ihm die beständige Sorge
und Aufregung darüber, ob er es auch allen recht gemacht, den Schlaf
raubt. Selbst wenn dergleichen wirklich selten vorgekommen wäre, so
müßte schon das Verlangen danach, die herrschende Voraussetzung, den
damaligen städtischen Geist eigentümlich gefärbt haben.
Zu den städtischen Schauspielen gehörte aber in der Kaiserzeit
auch, daß Redner oder Philosophen sich vor kleinern Kreisen sowohl als
vor versammeltem Volk und dann meist im Theater oder auf der Agora
hören ließen. Als solcher will nun auch Dio in verschiedenen Städten
aufgetreten sein, und von mehreren seiner Städtereden ist dies wohl
glaublich, dagegen sind wahrscheinlich die Rhodiaca und die Celaenische
Rede, jedenfalls aber die Tarsica prior und diejenige ad Alexandrinos
nie anders als schriftlich vorhanden gewesen.
Die rhodische (31.) Rede bezeichnet scharf und deutlich einen be*
stimmten Grad des geistigen und sittlichen Absterbens einer griechs
ischen Republik. Seit den Diadochenzeiten war es nichts Seltenes
mehr, daß bei politischen Veränderungen ältere Ehrenstatuen weg*
genommen wurden oder neue Köpfe oder auch nur neue Namen er*
hielten, was man durch Tyrannei und Gefahr irgendwie entschuldigen
mochte. Aber in Rhodus, welches zu Dios Lebzeiten mehrmals seine
Freiheit an die römische Regierung verlör und sie wieder erhielt, war ein
mächtiger Beamter vom Range der Strategen erbärmlich genug gewesen,
ohne Zweifel mit Konnivenz der Stadtregierung, ältere Statuen mit den
Namen der ersten besten vornehmen Römer zu versehen, welche zus
fällig auf Rhodus abstiegen, und zwar tat er es mit der wohlgemeinten
Absicht, der Stadt ihre Freiheit durch diese Gunstbuhlerei länger zu
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