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Vereinigung zur Erhaltung Deutscher Burgen [Hrsg.]
Der Burgwart: Mitteilungsbl. d. Deutschen Burgenvereinigung e.V. zum Schutze Historischer Wehrbauten, Schlösser und Wohnbauten — 12.1911

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Nr. 1
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Mielke, Robert: Die Plassenburg
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https://doi.org/10.11588/diglit.31849#0007

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XII. Iahrg. Nr. 1



Zeitung für Wehrbau,
Wohnbau u.Städtebau
er Burgwart


Organ der Vereinigung zur Erhaltung deutscher Burgen
Herausgeber: Professor Bodo Ebhardt, Architekt, Grunewald-Berlin

Der Burgwart erscheint sechsmal jährlich — Bezugspreis: 12,SO Mk. jährlich — Mitglieder der Vereinigung zur
Erhaltung deutscher Burgen (Mindestbeitrag 10 Mk. jährlich) erhalten den Burgwart unentgeltlich frei ins Haus.

ie Plassenburg).
Von Robert Mielke.
Meine Burgen zerfallen zwar, doch getröstet erblick ich
Seit Jahrhunderten noch immer das alte Geschlecht.
Mit diesen Worten schildert Schiller in treffender Weise den Main
und seine Burgen. Er nahm es, wie viele seiner Zeitgenossen, als ein
unabwendbares Geschick hin, daß Jahrzehnt aus Jahrzehnt und Jahr-
hundert auf Jahrhundert die Mauern zermürbten, die einst die Vor-
fahren geschichtet hatten. Er kannte wenigstens noch nicht Teilnahm-
losigkeit, Ausnutzung und blinde Zerstörungswut, die das Vernichtungswerk beschleunig-
ten; er ahnte aber auch, daß ein Jahrhundert nach ihm der Burgenschutz als eine
nationale Kulturaufgabe betrachtet werden würde. Wir wollen den Verfall so weit aus-
halten, wie es uns möglich ist. Was die Vergangenheit uns hinterlassen, wollen wir
künftigen Geschlechtern als Grüße der Vorzeit sichern, wenn auch der Mangel an
Mitteln nicht immer Schritt hält mit den Wünschen. Als die hochberühmte Plassen-
burg vor mehr als drei Menschenaltern bayerisch wurde, da entwickelten sich gerade
zwei Kulturbewegungen, die von Natur aus gegeneinander gerichtet sind, die aber
aus besonderen Gründen hier friedlich nebeneinander liefen: der Romantizismus und
die Biedermeierei. Leider war der erstere noch nicht so weit erstarkt, daß er auch die
Plassenburg mit seinem Dichten und Träumen umhegte, wie die Burgen am Rhein;
sie fand — weil sie noch nicht verfallen genug war! — Verwendung als Gefängnis, als Zucht-
haus! Das war zweifellos eine arge Versündigung gegen die Geschichte der Fürstenburg;
wir wollen aber nicht verkennen, daß diese Benutzung sie vielleicht allein vor Vernichtung
oder Entstellung geschützt hat. Seit 1909 ist die P l a s s e n b u r g von diesem Schicksal erlöst;
jetzt aber erhebt sich die Sorge um ihre Verwendung oder, was wichtiger ist, um ihre dauernde
Unterhaltung. Die Gefahr, daß die Burg eines Tages an Private veräußert wird, ist nicht
abzuweisen. Hoffentlich läßt sich dieses Schicksal noch abwenden und das alte Hohenzollern-
schloß wieder einem würdigen Zwecke zusühren! Wenn je eine deutsche Burganlage es verdient
H Eine Reihe von weiteren Abbildungen und urkundlichen Nachrichten über die Burg enthält die Arbeit
von Bodo Ebhardt über Hohenzollernburgen im Hohenzollernjahrbuch 1905.
 
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