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Vereinigung zur Erhaltung Deutscher Burgen [Hrsg.]
Der Burgwart: Mitteilungsbl. d. Deutschen Burgenvereinigung e.V. zum Schutze Historischer Wehrbauten, Schlösser und Wohnbauten — 12.1911

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Nr. 5
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Burgenschau
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Bücherschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.31849#0117

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NI

Sauburg bei Necilitz.
Das starke Interesse, das durch die Ausgrabungen
auf der „Römerschanze" in weitesten Kreisen erweckt
worden ist, hat in Potsdam zu einem Aufruf an die
Bevölkerung geführt, durch Beitragsleistungen die Geld-
mittel aufzubringen, den Königswall in seiner ursprüng-
lichen Gestalt wieder aufzuführen. Da unter den be-
kannten Germanensiedlungen der Königswall eine der
imposantesten Gauburgen darstellen soll, wird der Aufruf
nicht ungehört verhallen,
fiahenburg.
Schloß Hohenburg im Isartal, die derzeitige Residenz
der grohherzoglich Luxemburgischen Familie, erweckt
dürch die in Aussicht genommene Verlegung der Hof-
haltung nach Schloß Lolmar-Berg im Luxemburgischen
Interesse. Das Schloß wird schon um das Jahr 1122
urkundlich erwähnt. 1707 während des Bauernauf-
standes niedergebrannt, wurde das Schloß in seiner bis-
herigen Gestalt kurz darauf von dem bayerischen Grafen
Hörwart neu errichtet. 1870 erwarb Herzog Adolf
von Nassau den Besitz, der das Schloß alsbald erweiterte
und ausstattete. Das Schloß ist dann ständige Residenz
der Grohherzogl. Familie, auch nach Antritt des Luxem-
burger Erbes, geblieben. In den letzten Jahren hat ein
fast vollständiger Neubau stattgefunden.
«Donbijou.
Schloß Monbijou in Berlin konnte in diesem Sommer
auf ein 202 jähriges Bestehen zurückblicken. Von der
Gräfin Wartenberg 1711 erbaut, ging der Bau kurz
nach der Vollendung in den Besitz der damaligen Kron-
prinzessin Sophie Dorothea, der Mutter Friedrichs
des Großen, über, deren bevorzugter Aufenthalt er blieb.
Auch des großen Königs Gemahlin wählte das Schloß
zu ihrem Aufenthalt. Heute dient der Bau fast aus-
schließlich den Zwecken des Hohenzollernmuseums.
Der durch die außergewöhnliche Trockenheit dieses
Sommers hervorgerufene niedrige Wasserstand hat die
Ruinen der alten Burg Reina wieder zu Tage treten
lassen. Am rechten Ufer der Elbe ragen sie etwa 12 m
in den Fluß hinein und treten jetzt etwa in ^ m Höhe
hervor. Die Reste bestehen aus Feldsteinen und Ziegel-
mauerwerk. Burg Reina war Wohnsitz der Fürsten
von Anhalt und wurde urkundlich zwischen 1314 und
1325 von den Fluten der Elbe zerstört, die ihren Lauf
erheblich änderte, da die Burg vor jener Zeit am linken
Ufer lag.
*N>in2ingen.
Burg Winzingen bei Neustadt a. d. Haardt, auch
„Haardter Schloß" genannt, ist zum Verkauf ausge-
schrieben. Die Burg gehörte vom 13. bis Id. Jahrhundert
dem pfälzischen Zweige des Hauses Wittelsbach und kam
im Jahre 1824 als Ruine in Neustadter Privatbesitz.
1375 erwarb sie der kürzlich verstorbene Kommerzienrat
Llemm.

Bücherschau.
v. Schleinitz, Otto, Trier. 2S2 Seiten mit
221 Abbildungen. 8". Leipzig, 1S2d. Verlag von
E. A. Seemann, geb. 4 Mk.
Unter den rühmlich bekannten kleinen Bünden
„Berühmte Kunststätten" wird der Band 48, der die
Stadt Trier behandelt, für die Leser unseres Blattes
von besonderem Interesse sein. Otto v. Schleinitz gibt
darin eine ausführliche geschichtliche, kulturgeschichtliche
und kunstgeschichtliche Darstellung des Entwicklungs-
ganges der „ältesten Stadt" Deutschlands.
Die Einteilung des Stoffes ergibt sich danach von
selbst. Nach Schilderung des römischen Triers und der
diesem vvraufgegangenm Entwicklungsperiode gibt der
Verfasser eine Darstellung der Einwirkungen der römischen
Kunst bis zur Entwickelung des romanischen, wie er
sagt, „nationalen" Stiles, aus welcher Zeit den Wehr-
bauforscher namentlich der Rest des Streit- und Ver-
teidigungsturmes, „der Frankenturm", interessiert.
Die Anlage dieses Turmes schreibt der Verfasser
dem Erzbischof Dietrich (965—77) zu, einer Zeit, in der
ja verwandte Formen auch anderweit nachgewiesen sind*).
Zwei weitere Abschnitte behandeln die kirchliche und
bürgerliche Gotik der Stadt, denen sich Kapitel über
Renaissance, Barock, Rokoko und neuere Stile an-
schließen. Auch die neueste Zeit wird berührt.
Die Ausführungen des Verfassers in den zehn Ab-
schnitten werden wesentlich unterstützt durch das beige-
brachte, fast durchweg gut wiedergegcbene Bildermatcrial,
welches den Benutzer durch alle Entwicklungsperioden
der Siadt führt. Die Ansicht aus Schädels Weltchronik
und aus, Merian gibt manchen wertvollen Fingerzeig,
doch würde der Städtebauer für die Beigabe mehrerer
Stadtpläne bei einer evtl, neuen Auflage sicher dankbar
sein, wie denn die Betrachtung städtebaulicher Entwicklung
(Straßenführung und Platzbildung) heute jedem tiefer
eindringenden Kunstfreund wohl bei der Schilderung
einer Stadt unumgänglich notwendig erscheint.
Einzelne Mitteilungen über den ehemaligen Zustand
heute erhaltener Bauten und Ruinen sind von großem
Interesse, so die Nebeneinanderstellung der 1612 er-
haltenen Reste der römischen Bäder und der heutigen
Überbleibsel, aus denen überzeugend hervorgeht, wie sicher
und vollständig dachlose Mauern zugrunde gehen müssen.
Im ganzen wird jeder, der Trier zu Studienzwecken
besucht, sich mit Vergnügen und Nutzen des Buches
bedienen. Eine reichhaltige Literaturangabe ist dem
Buche am Schlüsse beigegeben.
*) Es sei hier verwiesen auf unsere Ausführungen
über das Alter der Hohkönigsburg bei Gelegenheit der
Besprechung des Werkes von Wilh. Wigand, Die Hoh-
königsburg in der Nr. 2 dieses Jahrganges. Wenn diese
Altersbestimmung zutrifft, kann daraus auf die Hoh-
königsburg zurückgeschlossen werden.
 
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