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Vereinigung zur Erhaltung Deutscher Burgen [Hrsg.]
Der Burgwart: Mitteilungsbl. d. Deutschen Burgenvereinigung e.V. zum Schutze Historischer Wehrbauten, Schlösser und Wohnbauten — 12.1911

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Nr. 3
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Nägele, Eugen: Hohentübingen
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Nägele, Eugen: Bebenhausen
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https://doi.org/10.11588/diglit.31849#0069

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auch zwei jetzt verschlossenem die KalteHerberge ausmündende Durchgänge offenbar Zugänge
zu Stallungen. Die Wcstflanke ist gegen den breiten Graben hin bzw. gegen den doppelten
Zwinger mit dem Aushub des Grabens zur Sicherung gegen Feuergeschosse auf Stockwerks-
höhe ausgefüllt. Vorne hübscher Eingang zur Kalten Herberge. Am burgartigsten sieht es aber
in der Kalten Herberge, ferner im äußeren Zwinger und im Südwestturm (Haspelturm) aus,
namentlich aber, wenn man dort nach Süden unter derPechnase ins Freie vortritt, umdieWest-
seite von der Bastei des Schänzles aus zu betrachten. Der doppelte Zwinger mit dem Stumpf
des alten Pulverturmes ist etwas in Zerfall. Die große Nordwestbastei aber sieht fast aus wie
neu. Mit ihr ist verschmolzen der ehemalige NordofÄurm, dessen unterste zwei Gelasse nach
Durchbruch der Balkendecke einen hohen Raum bilden, der heute als Femgericht gezeigt wird.
Das Baumaterial des ganzen Schlosses ist Keupersandstein in großen und kleinen Quadern,
auch Bruchsteinmauerwerk,' die von Herzog Friedrich errichteten Teile und die Mauer gegen
Osten und Süden sind aus Tuffsteinquadern aus der Alb hergestellt. Der Putz ist spärlich bemalt
und hat eine graugelbe warme Farbe. Früher sollen die Fensterreihen dichter und bunter und
namentlich die Giebeldächlein reicher ausgestaltet gewesen sein. Aus den Fenstern wundervolle
Blicke, und die östliche Terrasse bietet eine Ausschau, die zu den schönsten in Schwaben gehört.
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Bebenhausen.
Von Professor E. Nägele, Tübingen.
ie Sehnsucht der Zisterzienser nach Einsamkeit war keine ganz aufrichtige.
Sie wollten zwar ungestört, aber ihrerseits dem Verkehr nicht allzusehr
entrückt sein. So liegt Bebenhausen zwar in einem stillen Tal des Schön-
buchs, doch kaum eine Wegstunde von Tübingen und kaum eine halbe
Stunde von dem alten Straßenpunkt Lustnau; ja durch das Tal selbst
zog ein uralter Weg in der Richtung aus Pforzheim, und das Waldgebiet desSchönbuchs bekommt
seine volle Abgeschlossenheit erst westlich und nördlich von Bebenhausen, während es nach den
anderen Seiten keinen dichten Waldgürtel, sondern nur einen parkartigen Abschluß hat. Maß-
gebend für die Gründung des Klosters war übrigens der Wille des benachbarten Herrscherhauses.
Pfalzgraf Rudolf I. von Tübingen, der Erbe einer ansehnlichen Macht, die um 1180 ihren Höhe-
punkt erreicht hatte, wolltet 188 einFamilienbegräbnis in derNähe haben, und ein ansprechenderes
Tal, als es der Goldcrsbach bei seiner Vereinigung mit dem Seebach bot, war weit und breit
nicht zu finden. Die Bewaldung des Gebiets war nicht stärker als heute und im Altertum
zweifellos geringer. Aus vorrömischer Zeit stammen zahlreiche Grabhügel rings um Beben-
hausen und aus römischer Siedelungsreste, Töpferöfen und eine Straße aus dem linken Afer
des Golderbachs, wenigstens von Bebenhausen bis zur Hauptlinie bei Lustnau. Schon vor
dem Kloster stand hier eine dem Bistum Speyer gehörige Kapelle. Der Stifter, der den Bau
ernsthaft erst 1190 begann und es Zisterziensern vom Kloster Schönau bei Heidelberg als
jüngstes Glied der langen Reihe übergab, (Cisterz gegründet 1098, von da Clairvaux 1118,
von da Eberbach 1131, von da Schönau 1145) wurde 1219, noch vor der Vollendung des
Klosters, im Kapitelsaale begraben.
Wie die meisten Klöster, wurde Bebenhausen nach einem nur in den Umrissen festen,
sonst aber entwicklungsfähigen Plane mit bescheidenen Mitteln begonnen, und zwar zunächst
 
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