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Vereinigung zur Erhaltung Deutscher Burgen [Hrsg.]
Der Burgwart: Mitteilungsbl. d. Deutschen Burgenvereinigung e.V. zum Schutze Historischer Wehrbauten, Schlösser und Wohnbauten — 12.1911

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Nr. 2
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Burgenschau
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Bücherschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.31849#0044

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werden nicht deshalb befürwortet, „damit Zwinger
und Graben seine Wirkung erreiche (? !)", sondern
damit Zwinger und Graben durch den Schub des
allzu hohen Gebäudes nicht „verfelt werde" (verfalle).
Den „spargiebcl", der von Dachziegeln gedeckt werden
soll, würden wir heute als „Wallm" bezeichnen.
Unmöglich ist die Annahme, das „Hinderthor" sei
nach dem Fürwitz zu belegen gewesen. Herr Dr. Berbig
glaubt, Grohmann erkläre der „Gegenhöhe" wegen
die Anlage einer Zugbrücke für unzweckmäßig. Nun
lag aber das Hintere Tor unterhalb des „roten Turmes"
an der Nordseite der „Bärenbastei". Es hieß auch „Neues
Tor" und war durch den 1553 von N. Grohmann er-
bauten „Tunnel" vom inneren Fcstungshofe aus direkt
erreichbar (vergl. Votz, die Veste Coburg; Bau- und
Kunstdenkmälcr Thüringens, Heft XXXIII., S. 3S f.).
Wer die Stelle kennt, an der dies Tor lag, versteht, daß
Grohmann „der Zehen (jähen) höhe halber" von einer
Brückcnanlage abrät. Die „angefangene Blendung",
die vor diesem Tore stärker, breiter und mit einer Brust-
wehr errichtet werden soll, ist der Anfang der „Bären
bastei", die offenbar zum Schutze des „Neuen Tores"
gebaut worden ist. Der Grundriß der Veste von 1S25
(in der Loburgensien-Abteilung des Herzog!. Kupser-
stichkabinetts auf derVesteCoburg) zeigt danndiese Bastei
und die Brückenanlage des „Neuen Thores" vollendet.
Der Pfeiler unter der „alten" Brücke, der auf dem-
selben Grundriß von IMS sichtbar wird, soll schon nach
Grohmanns Vorschlag aus Stein gefertigt werden. In
seiner Erklärung läßt Herr Dr. Berbig wohl versehentlich
„Stammholz" zu diesem Zwecke verwenden.
Die dunkle Stelle im Berichte Grohmanns „Zum
degen bedarff mahn auff dem graben /umbs schloß/ ein
lauff graben" wird durch die Anmerkung, welche
„zum degen" mit „zum Handgemenge beim An-
griff" erklärt, nicht verständlicher. Sollte das fragliche
Wort nicht verlesen sein?
Max Loßnitzer, es-mi. Kist. ui t.
Erwiderung.
Ich bin sehr dankbar für jede sachliche Ergänzung
des Bauberichtes Nickel Gromanns über die Veste Coburg,
um so mehr, als die fragmentarische Kürze desselben
eine Erläuterung nach allenSeitenhin erwünscht
erscheinen läßt. Deshalb ist ja jedes, noch so geringfügig
erscheinende Dokument für die Baugeschichte unserer
Veste wertvoll. —
I. Wenn nun Herr Loßnitzer jun. schreibt, ich
hätte behauptet, „die Zwingermauern hätten vor
1560 aus Holz bestanden", so irrt und vergißt er, daß es
eine „innere" und eine „äußere" gab und geben mußte.
Ich habe natürlich die äußere gemeint. Diese wurde da-
mals (1560 etwa) mit Brustwehr versehen. Der alte
Wehrgang der R i n g m a u e r zwischen den Basteien
ist ja viel älter!

II. Daß es sich bei den Verstärkungsarbeiten an der
„schwachen Kempte" um das heutige „Zeughaus"
handelt, halte ich nicht, wie Herr ounct. Loßnitzer für
möglich, sondern für sicher, wie ja auch aus meiner
Anmerkung leicht hervorgeht. Die damals dort vor-
genommenen Arbeiten sind ja heute noch sichtbar.
III. Den „Zweck" der Abtragung am „hohen Haus"
habe ich klar ausgesprochen im Satz: „Gromann wollte
damit offenbar die Mauer (und Graben, der ja weniger
verfällt als ein Haus) entlasten."
IV. lieber das „Hintertor" läßt sich aber streiten!
Gerade an diesen Stellen, den sog. Basteien, wurde
ja fortwährend gebaut, besonders zur Zeit Herzog
Johann Casimirs, also viel später als unser Baubericht.
Die nach dem „Fürwitz" zu gelegene Bastei wurde nach-
weislich erst aufgeschüttet, lag also ehedem viel tiefer.
Auch an dieser Stelle ist eine alte Brückenverbindung
denkbar, um so mehr, als in ältester Zeit eine direkte
Verbindung zwischen dem (inzwischen abgetragenen)
„Fürwitz" und der Veste bestand. Denn ersterer war ja
das „Vorwerk" der Veste, der an solcher direkter Ver-
bindung gelegen sein mußte. War das von Herrn Loß-
nitzer gemeinte Tor an der Bärenbastei vielleicht das
am Schluß des Gromannschcn Bauberichts genannte:
„Thor, so In graben geht, wehre gut, daß es zugemauert
und außen verschütt würde usw."? Ich lasse das dahin-
gestellt.
V. Sollte „Degen" — so d e u t l i ch in der Hds.! —
nicht gleich sein mit „Decken?" Bei Gromanns Recht-
schreibung wäre das denkbar. Der Sinn wäre dann
einfach: „zur Deckung". D r. Berbig.
Bücherschau.
wieganö, Wilhelm: Oie ?iohkönigsburg
im Rahmen der elsüssischen Geschichte bis zum Ausgang
der Staufischen Zeit. (Sonderabdruck aus der Zeitschrift
für die Geschichte des Oberrheins N. F. XXII. l).
Verschiedene Ausführungen in dieser Schrift be-
treffen Fragen der Entwickelung des Baukörpers der
Hohkönigsburg. Dieselben geben Veranlassung zu nach-
stehenden Ausführungen.
Der Verfasser verzeichnet auf Seite 24, Anmerkung 4
daß Widerspruch erhoben sei, dagegen, daß das Löwen-
tor eine Anlage aus romanischer Zeit sei, da eine der-
artige Ausschmückung zumal eines äußeren Tores zu
romanischer Zeit und noch lange nachher nirgends vor-
komme.
Diese Zweifel an der romanischen Abstammung des
Tores sind ungerechtfertigt, reichverzierte romanische
Tore kommen, wie jeder baugeschichtlich Gebildete weiß,
an zahlreichen deutschen Burgen und städtischen Wehr-
bauten vor. Ich nenne z. B. Breuberg, Wildenberg,
Eßlingen (zwei Löwen), Lohra, Alzey, Prozelten usw.
Eine geradezu typische Löwenfigur, die den Hohkönigs-
 
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