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Vereinigung zur Erhaltung Deutscher Burgen [Hrsg.]
Der Burgwart: Mitteilungsbl. d. Deutschen Burgenvereinigung e.V. zum Schutze Historischer Wehrbauten, Schlösser und Wohnbauten — 12.1911

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Nr. 3
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Gradmann, Eugen: Zur Burgenfahrt in Württemberg
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https://doi.org/10.11588/diglit.31849#0047

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XII. Iahrg. Nr. 3


L L-s

Zeitung für Wehrbau,
Wohnbau u. Städtebau
er Burgwart »

Organ der Vereinigung zur Erhaltung deutscher Burgen
Herausgeber: Professor Bodo Ebhardt, Architekt, Grunewald-Berlin

Der Burgwart erscheint sechsmal jährlich — Bezugspreis: 12,50 Mk. jährlich — Mitglieder der Vereinigung zur
Erhaltung deutscher Burgen (Mindestbeitrag 10 Mk. jährlich) erhalten den Burgwart unentgeltlich frei ins Haus.


Zur Burgenfahrt in Württemberg.
Von Prof. Dr. Eugen Gr ad mann, Landeskonservator.
ie Gegenden, die unsere modernen Burgensahrer Heuer im Flug durch-
eilen werden, dürfen wohl zu den bevorzugten des deutschen Vaterlandes
gezählt werden. Es ist das württembergische Frankenland und Hann das
„Unterland" oder Neckarland, mit einem Stück Schwäbischer Alb und
einem Streifzug in den Schönbuch. Das Frankcnland ist eigentlich ein
Stück mitteldeutschen Volksbodens, einst im Banne der alten Mainstadt
Würzburg. Der Sprengel des hl. Kilian ging bis an den Neckar bei
Heilbronn und Lauffen, wo er an die rheinfränkischen Bistümer Worms
und Speier grenzte. Das Bistum Speier griff weit herein, über den
Neckar, umfaßte den nördlichen Schwarzwald, das „Gäu" bei Ludwigs-
burg und das Bottwartal und Murrtal, und reichte bis nahe an die
Tore Stuttgarts. Ellwangen war und ist schwäbisch, einst ein Stift des
Bistums Augsburg, das im Remstal bis über Gmünd, im Brenztal bis nahe an Ulm
reichte. Der Rest, der größte Teil des Landes, gehörte zum Bistum Konstanz, zusammen mit
einem großen Stück der Schweiz. Nicht im Unterland sitzen die richtigen, reinen Schwaben,
sondern auf der Alb und im Oberland. Das Unterland ist überwiegend fränkisch, ein Land
munterer Weinbauern und Weintrinker.
Landschaftlich ist das württembergische Frankenland eine spröde Schöne, die ihre Reize
versteckt. Die landschaftlichen Schönheiten stecken in den Tälern, die im Muschelkalkgebirge
dieses Tafellandes mit unzähligen Windungen und Schlingen, scharfkantig, jäh und tief ein-
gerissen sind. Da gibt es Felswände, die der Fluß in seinem Anprall bloßgelegt hat und Steil-
hänge mit üppigem Laubwald, Raine mit duftendem, kurzen Rasen, daran die Schafe weiden
und Weinberge mit gemauerten Terrassen und langen Zwischenwällen, „Riegeln", die aus
aufgelesenen Steinen in Jahrhunderten ausgehäuft sind. Wildrosen hängen über die Fels-
wände und Stützmauern; und im Busch schluchzt die Nachtigall, die im Fränkischen noch heimisch
ist. Im Talgrund rauscht das Flüßchen über Steinblöcke oder spiegelt ruhig Berge und Dörfer
zwischen Wiesenauen, Schilf und Binsen und Seerosen. Da rauscht das Wehr und klappert
 
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