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Vereinigung zur Erhaltung Deutscher Burgen [Hrsg.]
Der Burgwart: Mitteilungsbl. d. Deutschen Burgenvereinigung e.V. zum Schutze Historischer Wehrbauten, Schlösser und Wohnbauten — 12.1911

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Nr. 5
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Berbig, Georg: Besoldungsanschlag des kursächsischen Pflegers auf Veste Coburg und das Inventarium daselbst vom Jahre 1515
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Gerstenberg, Kurt: Die Schelenburg, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.31849#0107

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An Bier waren vorhanden 61 Fässer. Die Brauerei war im „Hof Coburg", jedenfalls
in der Stadtbrauerei oder im damals schon vorhandenen Gasthos der Burg, am sog. Fürwitz
gelegen. Ersteres aber ist wahrscheinlicher, da die „Propstei-Geschirre" zu jeder Frohnsuhr
aus der Stadt, also auch der Biersuhren, verpflichtet waren. Die Stadtbrauerei befand
sich in der Steingasse, in der Nähe der Apotheke. An Bier waren vorhanden bIFässer. „Haben
acht gemehrt, so feint drei alte abgangen." Über die Größe der Fässer wird nichts angegeben.
Ohne Zweifel aber waren diese, dem Brauch der Zeit entsprechend, nicht klein.
Weiter wird angegeben, daß es in der „Vogtei" noch 55 Tische gab und ebenso 55 Tische
aus dem Schlosse, im Herrenhaus. So war auch hier Platz vorgesehen für Bewirtung und
Beköstigung einer größeren Besatzungsmannschast.
Einfach, aber höchst fest und gediegen war das Schlohinventar. Die Hauptsache war
der starke Vorrat an Wein und Waffen, „der guten Sachsen feste Wehr", um sich im heißen
Kamps zu laben und in den Zeiten einer Belagerung die Grillen zu vertreiben, sodann aber
dem Feinde fest und treu die Stirn im Kampfe zu bieten. —



Die Schelenburg.*)
Von Kurt Gerstenberg.
l er kraftvollen Schönheit der Ordensburgen im Nordosten des Reiches
hat Nordwestdeutschland schon der Zahl nach nur wenig entsprechende
> Werte entgegenzusetzen. Einzig Westfalen hat sich eine Reihe Herrensitze
bewahrt, die, umgeben von breiten Gewässern, unangetastet die Jahr-
> Hunderte überlebt haben. Allein mit dem Teutoburger Wald ist nach
Nordosten die Grenze für diese Tieflands-Burgen gegeben. Um so niehr überrascht es, in
den östlichen Ausläufern dieses Waldes bei Schledehausen aus hannoverschem Gebiet noch
einmal aus eine Burg zu stoßen, die sich nicht die sanften Bodenerhebungen zunutze gemacht
hat, sondern zwischen zwei Erdwellen im Tal steht, dort wo die Wierau, ein Nebenfluß der
Hase, ihren Lauf nimmt. Hier mag von Natur eine Gabelung des Wasserlauss oder eine
Stagnation Vorgelegen haben, was zur Bebauung einlud. Dieses wohlerhaltene Wasser-
schloß ist die Schelenburg.
Das Bild, das man zuerst erhält, ist von überaus malerischer Wirkung. Umgeben von
einem prachtvollen Park und gespiegelt in den klaren Gräben, in denen immer frisches Wasser
lebendig durchtreibt, liegt der Baukomplex. In kräftigen Kontrast zu dem Turm mit der
scharfen Prägnanz des blockmäßigen Charakters tritt der breitgelagerte Giebelbau. Gegen-
über der ungegliederten Masse des Turms wirkt um so mehr die lebhafte Silhouette der hohen
Giebel nebenan. Bis in die oberen Abschlüsse klingt die Gegensätzlichkeit nach: Gegenüber den
halbrunden Endigungen der hohen Giebel die scharfkantigen spitzen Bedachungen von Turm
und Türmchen. Doch bindet die formalen Kontraste der beiden Gebäude wieder der farbige

*) Herr Baron von Schele hatte die Güte, die Photographien und Grundrisse des Schlosses zur Verfügung zu
stellen und außerdem wertvolles Material aus der Familiengeschichte mitzuteilen, wofür auch an dieserStelie gedankt sei.
 
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