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Vereinigung zur Erhaltung Deutscher Burgen [Hrsg.]
Der Burgwart: Mitteilungsbl. d. Deutschen Burgenvereinigung e.V. zum Schutze Historischer Wehrbauten, Schlösser und Wohnbauten — 12.1911

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Nr. 1
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Mielke, Robert: Die Plassenburg
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https://doi.org/10.11588/diglit.31849#0010

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kündet etwas über diese slawische Burg; nur der erste Teil des Namens Plassenberg soll nach
älteren Forschern aus dem Sorbischen herzuleiten sein und nasser Berg bedeuten. Daß die
Andechs sich gerade hier und nicht auf der Stelle der viel günstiger gelegenen späteren Burg
festsetzten, macht das Bestehen einer älteren Anlage fast zur Gewißheit.
Die Politik der Andechs, die sich nach dem Erwerbe Merans auch gern als Herzoge von
Meran bezeichneten, war vorzugsweise nach Süden gerichtet. Sie zielte auf Bildung eines
Territorialstaates, dessen Hauptstücke in Oberbayern und Tirol lagen, die stellenweis bis zur
Adria reichten. Für die fränkischen Besitzungen hatten sie anfangs weniger Interesse. Auch
nach der Verlegung der alten Burg an die gegenwärtige Stelle, die bereits 1246 mit „uovum
ea>8truiu" r) bezeichnet wird, blieb die Verwaltung zumeist in den Händen jüngerer Söhne,
von denen uns ein älterer und ein jüngerer Poppo überliefert sind. Erst Otto I., mit dessen
Namen zugleich die Glanzzeit des Hauses verbunden ist, fühlte sich ganz heimisch in Franken.
Burgund, Tirol, Istrien und Franken huldigten diesem unstreitig größten Sohne des Hauses;
auf Frankreichs und Angarns Thronen saßen zwei Schwestern aus seinem Hause; er selbst zog
sich während seiner dreißigjährigen Regierung gern und oft nach Franken zurück, um auf
Lichtenfels, Nisden oder Plassenburg zu residieren. Aus der Tatsache, daß sich die
Herren nach der Feste Plassenberg nannten, darf man wohl schließen, daß sie die bedeutendste
der drei Hauptsitze war.
Die alte slawische Feste ist zweifellos eine Grenzsestung gewesen. Als die Babenberger
und nach ihnen die Andechs das Gebiet innehatten, war diese fortifikatorische Bedeutung
bereits aufgegeben. Nur als Herren- und Vcrwaltungssitz hatten die Burgen an dieser Stelle
Wert. Es war daher nur eine durch die innere Entwicklung gebotene Notwendigkeit, daß
bei der, auch durch räumliche Gründe nahegelegten, Verlegung die Burg auf einem Vorhügel
errichtet wurde, der unmittelbar in die große fruchtbare Mainebene hineinragte. Der genaue
Zeitpunkt ist uns unbekannt. Vermutlich hat Otto II., der 1248 starb, die Verlegung veranlaßt,
um dadurch den gesteigerten Kulturansprüchen zu genügen. Mit Otto II., der nach einer
unverbürgten Sage aus der Plassenburg eines gewaltsamen Todes gestorben sein soll, starb
das Geschlecht aus, nachdem sein Bruder Poppo?) als Bischof von Bamberg abgesetzt und
im Elend verkommen war. Nur vier Töchter waren hinterblieben, von denen Elisabeth einen
Teil der reichen meranischen Erbschaft an ihren Gatten, den Burg-
grafen Friedrich von Hohenzollern, Beatrix einen
anderen mit der Plassenburg an den Grasen Otto von Orla-
münde brachte. An diese beiden Familien kettete sich fortan das
Geschick der Plassenburg.
Die orlamündische Zeit.
in dunkler Schatten ruhte aus dem Zweige der in Thüringen weit
verbreiteten Orlamünder, der durch Beatrix in den Besitz der Herr-
schaft Plassenburg gelangte, ein Schatten, der selbst das Haupt dieser
mutigen, entschlossenen Fürstin umschwebt. Otto der Große, der die
Plassenburg erwarb, starb schon ein Jahr daraus. Nur die Kühnheit,
tz Hormayr: Beiträge I, II, ZOS—31O. v. Oefele, Grafen von Andechs, S. 76 und 2l6.
2) Vielleicht rührt von der Stellung Poppos als Bischof von Bamberg der Anspruch des Bistums aus die halbe
Plassenburg her, der 1260 in einer Übereinkunft ausgesprochen, später aber nicht weiter verfolgt wurde. Jedenfalls
ist der rechtmäßige Besitz der ganzen Burg durch die Orlamünder und Hohenzollern von keiner Seite mehr bestritten
worden. S. Regesten des Geschlechts von Blassenberg, Archiv XVIII, S. 9.
 
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