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Vereinigung zur Erhaltung Deutscher Burgen [Hrsg.]
Der Burgwart: Mitteilungsbl. d. Deutschen Burgenvereinigung e.V. zum Schutze Historischer Wehrbauten, Schlösser und Wohnbauten — 12.1911

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Nr. 1
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Mielke, Robert: Die Plassenburg
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https://doi.org/10.11588/diglit.31849#0019

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mit Kadolzburg und Onolzbach, Markgraf S i e g in u n d das Land aus dem Gebirge mit
der P l a s s e n b u r g. Siegmund starb 1495; sein Bruder vereinigte die Regierung in
seiner Hand und wählte Plassenburg zu seiner Residenz. Es brach damit für die alte Burg
eine neue Zeit an, denn Friedrich schuf für seinen glanzbedürstigen Hof mit vielen Kosten
— inan hat sie aus > I OM Goldgulden berechnet — aus den alten Anlagen einen prächtigen
Fürstensitz. Ältere Berichtes wissen nicht genug zu rühmen von der außergewöhnlich glänzen-
den Hofhaltung Friedrichs. Das Charakterbild dieses prunkliebenden Fürsten, dem die Burg
so außerordentlich viel verdankt, ist nicht ganz klar. Vielleicht sind manche seiner Handlungen
auch von den Zeitgenossen falsch ausgefaßt worden; jedenfalls hat die Fürstentragödie, deren
Schauplatz die Plassenburg werden sollte, ihnen keine Veranlassung zu einer mißbilligenden
Äußerung gegeben. Es scheint der Auseinandersetzung zwischen dem Markgrafen und
seinen Söhnen mehr ein Familienzwist als eine politische Erwägung zugrunde zu liegen,
ein Konflikt, der durch die Verschiedenheit des Charakters noch vergrößert wurde. War Friedrich
freigebig, für glänzende Äußerlichkeiten eingenommen, von romantischen Idealen erfüllt,
so war sein Sohn Kasimir, der in dem Drama die Hauptrolle spielen sollte, hart, schroff,
herrisch und selbstsüchtig. Aus einem Faschingstage 1515 brach die durch eine vorangegan-
gene Entzweiung gesteigerte Auf-

lehnung der Söhne gegen den
alten Vater aus. Er wurde zur
Abdankung gezwungen und aus
der Plassenburg zwölf Fahre
lang in harter Haft gehalten. Noch
zeigt man das Gemach und die
Kapelle, die in dieser Zeit allein
dem Fürsten zugewiesen waren.
Was hals es, daß der vierte, un-
beteiligte Sohn, der Hochmeister
Albrecht in Preußen, mit dein
Kurfürsten Joachim I. von Bran-
denburg Einspruch gegen die Ge-
fangenschaft erhoben! Vergebens
war es auch, daß die anderen
Brüder auf einer Zusammen-
kunft in Prag durch eine Gesamt-
verwaltung in Onolzbach die Herr-
schaft Kasimirs einzuschränken ver-
suchten; die Haft wurde weder er-
leichtert noch aufgehoben. Es mag
wahrscheinlich sein, daß die ver-
schwenderischen Ausgaben Fried-
richs und seine romantischen Nei-
gungen ihn in den Augen seines
Sohnes Kasimir als geistig um-

tz Bodo Ebhardt: Hohenzollern-Iahr-
buch, IX, Id0S. Dorfmüller: Plassen-
burg, S. S3.

Aufn. B. E,
Abb. S. Plassenburg. Ecke im schönen Hos.
 
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