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Vereinigung zur Erhaltung Deutscher Burgen [Hrsg.]
Der Burgwart: Mitteilungsbl. d. Deutschen Burgenvereinigung e.V. zum Schutze Historischer Wehrbauten, Schlösser und Wohnbauten — 12.1911

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Nr. 1
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Mielke, Robert: Die Plassenburg
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https://doi.org/10.11588/diglit.31849#0022

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16

Landesresidenz waren jedoch ihre Tage gezählt. Als Georg Friedrich 1603 gestorben
war, gingen die Lande in den Besitz des Markgrafen Christian über, eines Sohnes des
Kurfürsten Johann Georg von Brandenburg, der die Residenz nach Bayreuth verlegte. Die
Bedürfnisse einer neuen Zeit, in der die Beamten eines Hofstaates nicht mehr identisch waren
mit denen der Landesverwaltung, drängten überall in den deutschen Gebirgsländern die
Residenzen in die Ebene. Als befestigte Burg, die vor einem halben Jahrhundert erst ihre
Wehrtüchtigkeit bewiesen hatte, verlor indessen Plassenburg ihre Bedeutung nicht. 1607 wurde
sogar die hohe Bastei, die allein noch in Trümmern lag, als Christiansburg wieder ausgebaut.
Und das war gut. Denn bald sollte der unheilvolle dreißigjährige Krieg Deutschland
verwüstend durchziehen. Auch Franken blieb nicht verschont. 1632 lagerte der gefürchtete
W a l l e n st e i n vor der Plassenburg, wo in der Person Hans Christians von Muffel
ein Kommandant waltete, der an Mut und Umsicht seinem Vorgänger Joachim von Zedtwitz
nichts nachgab. Ohne Erfolg, vielleicht auch ohne festen Entschluß, zog Wallenstein von der
uneroberten Feste ab nach Sachsen. Das war das letzte Mal, daß die festen Mauern eine ernst-
hafte Probe zu bestehen hatten. Fortan waren sie bestimmt, das Archiv des Hauses Hohen-
zollern und Übeltäter in Gewahrsam zu nehmen, deren Konti etwas reichlich belastet waren.
Nicht der Schlimmste, aber der Interessanteste vielleicht, der hier über den Wandel der Zeit
nachzudenken hatte, war der Abenteurer Christian Wilhelm Kronemann. Wie manchem
seiner Zeitgenossen, war es auch ihm gelungen, unter der Vorspiegelung, Gold machen zu
können, aus einem dunklen Vorleben zu Glanz und Würden emporzutauchen. Ernst, der
Nachfolger Christians, hatte ihn sogar zum Minister gemacht. Als sich sein Gönner von ihm
wandte, wurde er in der Plassenburg gefangen gesetzt. Er entrann zwar, wurde aber bald
wieder ergriffen und starb durch den Strang.
Seit die Residenz nach Bayreuth verlegt war, blieb Plassenburg, abseits der großen
geschichtlichen Bahnen, ein stummes Denkmal seiner halbtausendjährigen Geschichte. Auch
als der schwächliche Markgraf Alexander 1791 die alten hohenzollerischen Gebiete an
Preußen abtrat, änderte sich nichts. Freiherr von Hardenberg, der spätere Kanzler, übernahm
die Verwaltung, ohne der Burg eine andere als historische Beachtung zu schenken. Nur im
Jahre 1803, zwei Jahre vor dem letzten geschichtlichen Auftreten der Plassenburg, trat noch
einmal ein besonderes Ereignis ein. Wieder kam ein brandenburgischer Kurfürst, König
Friedrich Wilhelm III., nach der Burg seiner Ahnen, als er seine Gattin Luise
nach Wunsiedel begleitete. Man berichtet, er sei nachdenklich von der Stätte gegangen. Hatte
er hinter dem angeblichen Bilde der Weißen Frau die Unheilskünderin wahrgenommen? —
Zwei Jahre später war das Unheil über Preußen gekommen, der Staat zusammengebrochen.
In demselben Jahre lagerte sich ein bayerisches Heer vor Plassenburg. Ein Nachkomme jenes
tapferen Philipp von Uttenhoven, der als einer der ersten sein Blut für Friedrich I. am
Kremmer Damme vergoß, war Kommandant. Aber unähnlich seinem Vorfahren, unähnlich
den Eglosfstein, Zedtwitz, Muffel, übergab der mutlose Greis die Burg, ohne den Versuch
eines Widerstandes zu wagen. An und für sich hätte die Behauptung der Plassenburg den
Verlauf des Krieges nicht geändert; aber noch erfüllte die Besatzung, unter der sich mancher
Veteran aus König Friedrichs Heer befand, ein hoher Mut; mindestens wäre ein Kampf
ein würdigerer Schlußakt der hohenzollerischen Geschichte gewesen. Die Mauern wurden,
so gut es ging, geschleift. Bayern und Franzosen blieben als Besatzung auf der entwerteten
Feste, bis 1810 die Plassenburg mit Franken dauernd an Bayern kam. Rüstungen, Waffen,
Geschütze und die innere Einrichtung kamen teils nach Kronach, teils nach Rothenburg, teils
auch nach anderen bayerischen Festungen. Das alte unschätzbare Archiv gelangte nach Bamberg,
 
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