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Vereinigung zur Erhaltung Deutscher Burgen [Hrsg.]
Der Burgwart: Mitteilungsbl. d. Deutschen Burgenvereinigung e.V. zum Schutze Historischer Wehrbauten, Schlösser und Wohnbauten — 12.1911

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Nr. 2
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Löwis of Menar, Karl von: Marienburg in Livland: eine Komturei des Deutschen Ordens 1342-1560
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https://doi.org/10.11588/diglit.31849#0027

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XII. Iahrg. Nr. 2


Zeitung für Wehrbau,
Wohnbau u Städtebau
er Burgwart »

Organ der Vereinigung zur Erhaltung deutscher Burgen
Herausgeber: Professor Bodo Ebhardt, Architekt, Grunewald-Berlin

Der Burgwart erscheint sechsmal jährlich — Bezugspreis: 12,SO Mk. jährlich — Mitglieder der Vereinigung zur
Erhaltung deutscher Burgen (Mindestbeitrag 10 Mk. jährlich) erhalten den Burgwart unentgeltlich frei ins Haus.

Marienburg in Livland.
Eine Komturei des Deutschen Ordens 1342—1560.
Von K. von Löwis of Menar.
m Osten Livlands, im Walkschen Kreise und ehemaligen Gebiete des
Deutschen Ordens, liegt in anmutiger, hügeliger Gegend der ziemlich
große Aluksne-See, auch Marienburger See genannt,
191 m über der Ostsee. Die Südspitze des Sees biegt sich scharf nach
Westen und ist von der übrigen Seefläche durch eine von der West-
küste abzweigende Halbinsel fast abgeschnitten.
Auf der Anhöhe dieser Halbinsel hatten die heidnischen Einwohner
des Landes eine Burg errichtet. Diese Urbefestigung war aus
einem ovalen Plateau, lang 90 in und breit 35 m und etwa 30 bis
35 in hoch über dem See angelegt. Dieser heidnische Burgberg trug
nur Holzbefestigungen, da die rohen Heiden keine Mauern
herzustellen verstanden. Nur steile Böschungen, am oberen Rande
Palisaden und an den Enden des Ovals je ein Wall aus Erde,
schützten das Innere dieser primitiven Anlage. Wir wissen, daß bei ihrer Ankunft in Livland
im 12. und 13. Jahrhundert die Deutschen zwar zeitweilig auch solche recht zahlreich vorhanden
gewesene Holzburgen bewohnten und sogar selbst einige errichteten, doch nachdem sich das
Christentum und seine Kultur im Lande befestigt hatten, verschwanden die Holzburgen und
weit größere und festere steinerne Burgen, etwa 150 im ganzen Gebiete zwischen Memel
und Narva, wurden errichtet.
Am Aluksne-See konnte auf dem kleinen Plateau der Heidenburg eine genügend große
Höhen bürg zum Schuhe der nahen, oft gefährdeten Ostmark des Landes nicht angelegt
werden. Burchardvon Dreileben, Ordensmeister von Livland 1340—1345, wählte
daher die flache Insel, belegen in der erwähnten südwestlichen Ausbuchtung des Sees, zur
Anlage einer ziemlich umfangreichen Wasserburg. Diese soll nach dem Chronisten Her-
mann von Wartberge 1342 angelegt und zwar am Tage Mariae Verkündigung, dem
25. März, gegründet sein. Daher erhielt sie den Namen Marienburg, trotzdem in Preußen
 
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