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Vereinigung zur Erhaltung Deutscher Burgen [Hrsg.]
Der Burgwart: Mitteilungsbl. d. Deutschen Burgenvereinigung e.V. zum Schutze Historischer Wehrbauten, Schlösser und Wohnbauten — 12.1911

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Nr. 2
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Löwis of Menar, Karl von: Marienburg in Livland: eine Komturei des Deutschen Ordens 1342-1560
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https://doi.org/10.11588/diglit.31849#0028

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22

bereits die große Komturei und Ordensresidenz denselben Namen führte. Am 15. August,
dem Mariahimmelsahrtstage, findet in Marienburg der Jahrmarkt statt, was auf den dortigen
Kirchweihtag deutet. Solches hängt jedoch nicht mit der Burg, sondern mit der ehemaligen
Kirche des zerstörten Städtchens Marienburg aus dem Festlande zusammen.
Der Burgbering umfaßt nur einen Teil der Insel an deren Westseite. Mit ihrem
Nordende nähert sich die Insel am ineisten dem Festlande, und wir erkennen auf einer Ansicht
vom Jahre 1661, die wir Augustin Fronherrn von Meyerberg verdanken,
der, als österreichischer Gesandter nach Moskau reisend, Livland durchquerte und von ver-
schiedenen Ortschaften, so auch von Marienburg, Zeichnungen anfertigen ließ, daß hier eine


Abb. 10. Schloß Marienburg in Livland im Jahre lööl von Nordwesten.
Nach Augustin Freyherr von Meyerberg.

leicht zerstörbare Holzbrücke zum Festland angelegt war. (Abb. 10.) Jenseits der Holz-
brücke, auf der Ansicht links, zeigt sich auch ein Teil des erwähnten heidnischen Burgberges.
Auch ein um 1680 hergestellter Plan von Marienburg, Original im Stockholmer Kriegs-
archiv, zeigt diese ehemalige Holzbrückc, und mehrere Pfosten von ihr sind bis auf unsere Tage
erhalten, die erkennen lassen, daß die Brücke etwa 4,2 m breit gewesen sein mag und ungefähr
120 m lang. An ihrem Ende zur Insel, unweit des Haupteinganges zur Burg, war eine Zug-
brücke mit Göpelwerk angelegt, dessen beide Göpelbalken die Ansicht von 1661 er-
kennen läßt.
Von dieser Brücke führt ein kurzes Stück der Burgstraße zum Zwinger vor dem Haupt-
tore. Der Zwinger erinnert in seinem Grundriß (Plan Abb. 11 mit Ergänzungen nach älteren
Aufnahmen) an ähnliche Anlagen vor den Stadttoren von Wisby auf Gotland, doch waren
seine Mauern, wenigstens in späterer Zeit, in die Höhe gezogen (Abb. 10, der halbrunde Bau
unter dem mit zwei Kreuzen geschmückten Dach). Zwei Gemächer für die Torwache
zu beiden Seiten des Zwingers traten vor die Umfassungsmauer vor und dienten, gleich
dem Zwinger, mit dein sie jedenfalls durch Pforten in Verbindung standen, zum Schutze
des Haupttores.
Dieses lag in der Flucht der Ringmauer, deren besterhaltener Teil die oben 1,85 m
starke Nordmauer (Abb. 12 ganz links) zwischen dem Haupttor und dem Nordwestturm
ist (siehe den Plan Abb. 11) und zwar in einer Länge von 35 m bei einer Höhe von 8,3 m vom
jetzigen Niveau des Burghofes bis zu dem 0,55 m breiten Wehrgangabsatz gemessen.
Dazu kommen noch etwa 2 m hoch erhaltene Teile der 1,3 m starken Brustwehr mit
Zinnen. Die heutige Sohle des Burggrabens liegt reichlich 3 m niedriger als der
Burghof, so daß dieser Mauerteil, von der Außenseite gesehen, die stattliche Höhe von gegen
14 Metern zeigt.
 
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