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Vereinigung zur Erhaltung Deutscher Burgen [Hrsg.]
Der Burgwart: Mitteilungsbl. d. Deutschen Burgenvereinigung e.V. zum Schutze Historischer Wehrbauten, Schlösser und Wohnbauten — 12.1911

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Nr. 2
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Peters, Otto: Mittelalterlicher Stadtplan u. Mauerumfriedigung in Magdeburg
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https://doi.org/10.11588/diglit.31849#0037

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ZI

besondere Frontmauern, Fundamente, Keller usw., und so frischte sich die neue Stadt aus
dem Grunde der alten, genau dem bisherigen Zustande der Straßen und Plätze entsprechend,
wieder aus. Abgesehen von unerheblichen Änderungen kann man im neuen Magdeburg das
alte vor der Zerstörung vom 10. Mai genau wieder erkennen, und der Plan Otto
von Guerickes, der den Grundriß einer mindestens seit der Reformationszeit, höchst wahr-
scheinlich aber aus einer viel früheren Periode, nicht wesentlich geänderten Stadtanlage zeigt,
ist bis zum heutigen
Tage im großen und
ganzen in der Altstadt
erhalten ge-
blieben, so daß
wir die Grundzüge
einer srüh-mitter-
alterlichen Stadt
zuverlässig nochjetzt
vor Augen haben!
Die Straßen des alten
Magdeburg sind im
allgemeinen v onOstei >
nach Westen gerichtet
und umschließen lange
rechteckig gestaltete
Baublöcke,' nur im
mittleren Stadtteil in
der Nähe des Markt-
platzes mit dem Rat-
haus sind, abgesehen
von einigen willkürlich
krummen Neben-
straßen, auch solche
vorhanden, die der
Richtung der Haupt-
straße des „Breiten
Weges" folgend, von
Norden nach Süden
verlaufen. Eigentliche
diagonale Straßen-
oder doch nicht wesentlich verändert hat. Am Plane ist noch eine zweite Stadtmauer zu erkennen
(vergl. Abbildung 18, Ausschnitt aus dem Stadtplane Otto von Guerickes von 16Z2), die mit dem
Buchstaben ^ kenntlich gemacht ist. In der Erklärung am Rande der Zeichnung sagt Guericke
urschriftlich: „Ist die alte Stad Mauer, deren Rudera noch hin und wieder sampt den daran
stehenden Thürmcn zu finden." Von der allerältesten Wehrmauer Magdeburgs vor der
Stadterweiterung in Ottonischer Zeit, d. h. also mutmaßlich aus Karolingischer Zeit, enthält
die in allen Einzelheiten bewährte und sonst unbedingt zuverlässige Ausnahme Otto von
Guerickes nicht die mindeste Andeutung. Durch den Neubau des städtischen Sparkassen-
Gebäudes zunächst dem Altstädter Rathause konnte aber ein einwandfreier Beweis für ihr



-
Abb. 18. Ausschnitt aus dem Stadtplane Magdeburgs
Otto von Guerickes von 1SZ2
ü „sind große Thürme im Stadtgraben stehende"
6. „sind Thürme an der Stad Mauer"
rv. „Ast die alte Stad Mauer, deren rudera noch hin
und wieder sampt den daran stehenden Thürmen
zu finden"
l Origmalbezeichnungen aus dem Guericke'schen Plane)

züge dagegen sind nur
im bescheidenen Maße
zu bemerken. — Der
Stadtplan Otto von
Guerickes bildet damit
ein überaus inter-
essantes, kulturge-
schichtlich wertvolles
Dokument!
Es versteht sich
von selbst, daßGuericke
im Plane dem Ad-
ministrator Gustav
Adolfs alle sortifika-
torischcn Verhältnisse
der Stadt besonders
zu veranschaulichen
hatte, so daß wir ein
getreues Bild der da-
maligen Befestigung
erhalten. Die Mauer-
umwehrung ist mit
allen Türmen und
Toren eingezeichnet,
und es ist anzuneh-
men, daß ihr Verlauf
sich seit der Zeit ihrer
Entstehung unter Erz-
bischof Gero, d. h. seit
dem Anfang des >1.
Jahrhunderts, kaum
 
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