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es jetzt genau 1100 Jahre —, Vergangenheit mit Stolz zurückblicken darf. Der Einfluß ältesten
Wehrbaus aus den Städtebau wäre damit in einem bemerkenswerten Beispiel nachgewiesen;
jedenfalls bedeutete die Diagonalverbindung einen wichtigen Verkehrsweg zu einem befestigten
Wassertor zunächst der Elbe, wenn nicht hier schon aus einer früheren Zeit her die Hauptfeste
zur Verteidigung der Stadt bestanden haben sollte.
Die Ähnlichkeit der Doppelmauer mit Torturm-Anlage auf Abbildung 20 mit derjenigen
aus 22 ist unverkennbar. Nur ist im jüngeren Fall das doppelte Gemäuer mit aussteifenden
Quermauern ohne Spur von Aberwölbung wahrzunehmen, was auf eine Ausfüllung mit
Erdreich, zur Bildung eines Wallkörpers, schließen läßt. Im alten Magdeburg vor der Stadt-
erweiterung in den 70er
Jahren des vorigen Jahr-
hunderts war diese Am-
wallung auf der West- und
Nordseite noch vollkommen
erhalten und bildete einen
beliebten Wall-Spaziergang,
der mittelst Rampe vom
unteren Straßengelände zu-
gänglich war. Oben bot sich
ein reizvoller Aberblick über
die grünen Festungswerke
dar, während unten sich
eine schmutzige Straße um
die Stadt zog, die hier mit
den elendesten Häusern be-
setzt, eine ähnliche Ver-
wahrlosung darbot, wie sie
an der Peripherie so alte
Städte gemeiniglich aufzu-
weisen haben. Durch den
hohen und standfesten Mauer-
körper, der dem Erdwall im
Außengelände als Stütze
diente, war zugleich dieMög-
lichkeit gegeben, eine obere
Straße anzulegen, die nicht
nur weite Ausschau in die freie Amgegend gestattete, vielmehr auch zumRingverkehr für die Ver-
teidiger, für denTransport von Geschützen, Munitionsmaterial usw. sich eignete, daher genügende
Breite aufweisen mußte. Selbstverständlich war für bequeme Zugänge, Auffahrten und
Treppen zu sorgen, auch für Ausgänge und Ausfallpforten, die durch Türme gegen feindliche
Überrumpelung geschützt waren. Die Vorbedingungen für solche Wehrmauern zur Stadt-
befestigung sind zu allen Zeiten dieselben gewesen. So hat den Mauergürtel schon Otto von
Guericke vorgefunden und in seinem Stadtplan verzeichnet. Mit der weiteren Befestigung
des Vorgeländes hatte die der Stadt zunächst befindliche innerste Amwehrung nichts weiter
zu tun; darum blieb sie auch unberührt, trotz der nach dem französischen Fortifikationssystem
eines Vauban gerade in Magdeburg zu solcher Raffiniertheit ausgebildeten Festungs-
Abb. 2l. Magdeburg. Lageplan der ältesten Mauerumfriedigung.
es jetzt genau 1100 Jahre —, Vergangenheit mit Stolz zurückblicken darf. Der Einfluß ältesten
Wehrbaus aus den Städtebau wäre damit in einem bemerkenswerten Beispiel nachgewiesen;
jedenfalls bedeutete die Diagonalverbindung einen wichtigen Verkehrsweg zu einem befestigten
Wassertor zunächst der Elbe, wenn nicht hier schon aus einer früheren Zeit her die Hauptfeste
zur Verteidigung der Stadt bestanden haben sollte.
Die Ähnlichkeit der Doppelmauer mit Torturm-Anlage auf Abbildung 20 mit derjenigen
aus 22 ist unverkennbar. Nur ist im jüngeren Fall das doppelte Gemäuer mit aussteifenden
Quermauern ohne Spur von Aberwölbung wahrzunehmen, was auf eine Ausfüllung mit
Erdreich, zur Bildung eines Wallkörpers, schließen läßt. Im alten Magdeburg vor der Stadt-
erweiterung in den 70er
Jahren des vorigen Jahr-
hunderts war diese Am-
wallung auf der West- und
Nordseite noch vollkommen
erhalten und bildete einen
beliebten Wall-Spaziergang,
der mittelst Rampe vom
unteren Straßengelände zu-
gänglich war. Oben bot sich
ein reizvoller Aberblick über
die grünen Festungswerke
dar, während unten sich
eine schmutzige Straße um
die Stadt zog, die hier mit
den elendesten Häusern be-
setzt, eine ähnliche Ver-
wahrlosung darbot, wie sie
an der Peripherie so alte
Städte gemeiniglich aufzu-
weisen haben. Durch den
hohen und standfesten Mauer-
körper, der dem Erdwall im
Außengelände als Stütze
diente, war zugleich dieMög-
lichkeit gegeben, eine obere
Straße anzulegen, die nicht
nur weite Ausschau in die freie Amgegend gestattete, vielmehr auch zumRingverkehr für die Ver-
teidiger, für denTransport von Geschützen, Munitionsmaterial usw. sich eignete, daher genügende
Breite aufweisen mußte. Selbstverständlich war für bequeme Zugänge, Auffahrten und
Treppen zu sorgen, auch für Ausgänge und Ausfallpforten, die durch Türme gegen feindliche
Überrumpelung geschützt waren. Die Vorbedingungen für solche Wehrmauern zur Stadt-
befestigung sind zu allen Zeiten dieselben gewesen. So hat den Mauergürtel schon Otto von
Guericke vorgefunden und in seinem Stadtplan verzeichnet. Mit der weiteren Befestigung
des Vorgeländes hatte die der Stadt zunächst befindliche innerste Amwehrung nichts weiter
zu tun; darum blieb sie auch unberührt, trotz der nach dem französischen Fortifikationssystem
eines Vauban gerade in Magdeburg zu solcher Raffiniertheit ausgebildeten Festungs-
Abb. 2l. Magdeburg. Lageplan der ältesten Mauerumfriedigung.