Abb. 42. Hohentübingen vom Neckar aus.
Architektonisch nicht
sonderlich gegliedert
und die Amrisse des
Stadtbildes nicht stark
überragend, macht es
mit den regelmäßigen
Linien des Daches
und der säst glatten
Flucht der mäßig
hohen Stockwerke den
Eindruck der Einfach-
heit und Würde.
Von der Neckarhalde
aus und von Westen
her bieten die gewal-
tigen Mauern einen
recht trutzigen An-
blick, gegen die Haag-
gasse belebt der viereckige Mittelturm; recht malerisch wirkt die Schauseite gegen Osten.
So wie das Schloß vor uns steht, stammt es aus dem 16. Jahrhundert und ist sich mit
wenigen Ausnahmen seither so ziemlich gleichgeblieben. Ähnlich der Zugang, die Burgsteige,
die von der Nähe des Marktes hinaufführt. Auch hier noch ein ganz altes Bild; mehrere Häuser
tragen noch Jahreszahlen aus dem 16. Jahrhundert. Am meisten Veränderungen hat noch
die Ostseite erlitten (Prunktor 1606, fünfeckiger Hauptturm nach 1649), während die Westseite
noch Bauteile birgt, die weit vor 1600 liegen müssen.
In das Licht der Geschichte tritt die Burg 1078, als König Heinrich IV. den Grafen Hugo
von Tübingen in ihr belagerte. Die Burg kann damals kaum alt gewesen sein. Die Grafen-
familie, die ursprüng-
lich den Nagoldgau
beherrschte (Haupt-
namen sind Anselm,
Hugo, Heinrich, Ru-
dolf), scheint hier eine
Art Grenzburg er-
richtet zu haben. Daß
dieser eine frühge-
schichtliche Befesti-
gung oder ein älterer
Herrensitz vorange-
gangen wäre, ist nicht
nachweisbar. Von
Ningwällen oder Ab-
schnittsgräben ist
nichts zu bemerken;
die römischen Spuren
liegen im Tale; wir
Abb. 42. Hohentübingen, Blick von der Stiftskirche auf das Schloß.