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Inneren teilen würden, fehlen und nur in Erinnerung daran, daß man früher so gebaut hatte,
hat man die Begrenzung der Annenräume außen auf diese Weise zum Ausdruck gebracht — ein
auffallend altes Beispiel von Verfälschung der Arbeitstechnik.
Leider weist die Stadt nur ganz wenige Reste alter Hansahäuser auf, in erster Linie die
ehemalige Apotheke mit großem Staffelgiebel, mehr malerisch als eine architektonische Selten-
heit darstellend; dann den älteren Teil des Stadshotels mit schönen Kreuzgewölben und Pfeilern
aus gotländischem Marmor (Marmokafe genannt). Aber dafür hat Visby die alte Ringmauer
und dieKirchenruinen,
beide einzig in ihrer
Art aus der ganzen
Erde. Welche Blüte
diese Stadt in Hansa-
zeiten erreicht hat,
sieht man an seinen
zahlreichen Kirchen-
ruinen. Denn auf
Schritt und Tritt fin-
det man deren in der
Stadt. Da die Ein-
wohnerzahl nicht sehr
groß gewesen sein
kann, muß der Reich-
tum also beträchtlich
gewesen sein.
Der Schönheit der
Kirchenruinen gleich
steht nun diejenige der
alten Stadtmauer, die
um das Stadtgebiet
einen Ring schloß, da-
her Ringmuren
genannt. Sie hat eine
Länge von 3500 m,
ist 6—d w hoch, über-
all vorzüglich gemau-
ert und hat nahe an
fünfzig 11—22 m hohe
Türme, die abwech-
verhättan, weil die Steinplatten seines Daches wie Silber glänzten. Die Schönheit und
Eigenart dieser alten, aus srühgotischer Zeit stammenden Ringmauer wird erhöht dadurch,
daß sie der Lage der terrassenartig ansgebauten Stadt entsprechend auswärts und abwärts führt,
so daß man mit einem Blick einen ganzen Teil der Mauer mit vier, fünf, sechs Türmen über-
schauen kann. Sie ist übrigens noch ziemlich gut erhalten und kann, wenn man nicht gewalttätig
wird, noch Jahrhunderte überdauern. Die Zinnen fehlen nur zum Teil, die Dächer der Türme
sind vielfach durch Ziegeldächer ersetzt, von den Schützengängen, die an der Innenseite der
ganzen Mauer entlang führten, sind nur noch die Balkenlöcher zu sehen. Den schönsten Blick
selnd in der Erde
wurzeln (Hochtürme,
Högtornet) oder nur
aus der Mauer sattel-
artig aufsitzen oder
aufhängen(Hängtörn,
Hänge- oder Sattel-
türme). Die Hoch-
türme sind zum Teil
mächtige Bauten, wie
der Kruttornet, auch
Lambertsturm ge-
nannt, der den Hafen
schützen mußte, oder
der Turm desNörder-
port, des Nordtores.
Der Jungsrauturm
hat seinen Namen da-
her, daß der Sage
nach die Tochter des
Zung-Hans, mit wel-
cher König Valdemar
ein Liebesverhältnis
anknüpste, um Aus-
kunft über die Streit-
kräfte der Stadt zu
erhalten, hier leben-
dig eingemauert wor-
den ist. Der nord-
Abb. 84. Visby. Di- Ringmauer. westlicheEckturmheißt
die Silberhaube, Sil-
Inneren teilen würden, fehlen und nur in Erinnerung daran, daß man früher so gebaut hatte,
hat man die Begrenzung der Annenräume außen auf diese Weise zum Ausdruck gebracht — ein
auffallend altes Beispiel von Verfälschung der Arbeitstechnik.
Leider weist die Stadt nur ganz wenige Reste alter Hansahäuser auf, in erster Linie die
ehemalige Apotheke mit großem Staffelgiebel, mehr malerisch als eine architektonische Selten-
heit darstellend; dann den älteren Teil des Stadshotels mit schönen Kreuzgewölben und Pfeilern
aus gotländischem Marmor (Marmokafe genannt). Aber dafür hat Visby die alte Ringmauer
und dieKirchenruinen,
beide einzig in ihrer
Art aus der ganzen
Erde. Welche Blüte
diese Stadt in Hansa-
zeiten erreicht hat,
sieht man an seinen
zahlreichen Kirchen-
ruinen. Denn auf
Schritt und Tritt fin-
det man deren in der
Stadt. Da die Ein-
wohnerzahl nicht sehr
groß gewesen sein
kann, muß der Reich-
tum also beträchtlich
gewesen sein.
Der Schönheit der
Kirchenruinen gleich
steht nun diejenige der
alten Stadtmauer, die
um das Stadtgebiet
einen Ring schloß, da-
her Ringmuren
genannt. Sie hat eine
Länge von 3500 m,
ist 6—d w hoch, über-
all vorzüglich gemau-
ert und hat nahe an
fünfzig 11—22 m hohe
Türme, die abwech-
verhättan, weil die Steinplatten seines Daches wie Silber glänzten. Die Schönheit und
Eigenart dieser alten, aus srühgotischer Zeit stammenden Ringmauer wird erhöht dadurch,
daß sie der Lage der terrassenartig ansgebauten Stadt entsprechend auswärts und abwärts führt,
so daß man mit einem Blick einen ganzen Teil der Mauer mit vier, fünf, sechs Türmen über-
schauen kann. Sie ist übrigens noch ziemlich gut erhalten und kann, wenn man nicht gewalttätig
wird, noch Jahrhunderte überdauern. Die Zinnen fehlen nur zum Teil, die Dächer der Türme
sind vielfach durch Ziegeldächer ersetzt, von den Schützengängen, die an der Innenseite der
ganzen Mauer entlang führten, sind nur noch die Balkenlöcher zu sehen. Den schönsten Blick
selnd in der Erde
wurzeln (Hochtürme,
Högtornet) oder nur
aus der Mauer sattel-
artig aufsitzen oder
aufhängen(Hängtörn,
Hänge- oder Sattel-
türme). Die Hoch-
türme sind zum Teil
mächtige Bauten, wie
der Kruttornet, auch
Lambertsturm ge-
nannt, der den Hafen
schützen mußte, oder
der Turm desNörder-
port, des Nordtores.
Der Jungsrauturm
hat seinen Namen da-
her, daß der Sage
nach die Tochter des
Zung-Hans, mit wel-
cher König Valdemar
ein Liebesverhältnis
anknüpste, um Aus-
kunft über die Streit-
kräfte der Stadt zu
erhalten, hier leben-
dig eingemauert wor-
den ist. Der nord-
Abb. 84. Visby. Di- Ringmauer. westlicheEckturmheißt
die Silberhaube, Sil-