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Vereinigung zur Erhaltung Deutscher Burgen [Hrsg.]
Der Burgwart: Mitteilungsbl. d. Deutschen Burgenvereinigung e.V. zum Schutze Historischer Wehrbauten, Schlösser und Wohnbauten — 15.1914

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Nr. 1
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Wendlandt, Wilhelm: Die Wilhelmsburg
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https://doi.org/10.11588/diglit.32140#0016
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wesenes Blatt mit der Zahl OOOIX gesunden sein. Cinige Geschichtssorscher zweifeln nicht daran, daß
die Burg dem grauen Altertum angehört, obwohl sie 874 in der Urkunde über die Existenz Schmalkaldens
(Smalacalta), das noch als Villa (Hos, Gut) bezeichnet wird, nicht genannt ist. Bemerkt worden ist auch
die Ähnlichkeit der Namen der hier so nahe beieinander gelegenen Burgen Wallrasf, Wallenburg, Walden-
sels und Hallenburg. Ein kleines Stadtbild auf dem I u i st - M o e r s s ch e n Plane der Herrschaft
Schmalkalden gibt die Anlage der Wallrabsburg wieder. In einem Hennebergischen Lehnsverzeichnis
von 1317 wird ein Ort Wallrabans oder Waldrabans genannt. Ob hiermit unsere Burg oder der Ort

Wallrabs bei Hildburghausen gemeint ist, läßt
sich nicht ermitteln. Es lag nahe, das Wort von
Wallgraben (ahd. graban) abzuleiten, weil der
Abschluß von Burgen durch Wall und Graben
als das Lharakterische im Namen hervorzu-
treten scheint: das Wasser muß in hochgelegene
Wälle und Gräben geleitet werden. Beim
Neubau der Burg ist tatsächlich der Brunnen,
der eine Stunde von der Stadt entfernt im
Stistsholz (Psaffenbach) entspringt, „mittels
einer Röhrenfahrt" in die Wilhelmsburg ge-
leitet und hat später zur Anlage einer Wasser-
leitung im Schloß sowie zur Speisung der
Wasserkünste geführt, die Landgraf Morih
ebenso wie in den Schloßgärten zu Eschwege
und zu Weißenstein bei Kassel 1602 anlegen
ließ. Hugo Simon, der die dortigen
alten Orts- und Flußnamen für keltische er-
klärt, leitet in seinen „Beiträgen zur Schmal-
kalder Geschichte" (1905) den Namen Walrab
in den verschiedenen Formen und des Berg-
abhanges Queste vom Gallobelgischen, d. h.
Wollonischen ab, wonach ersterer Wallonenhof,
letzterer Vasallenhaus bedeuten sollen. Seine
Darlegungen auch über den Rrsprung des
Wortes Schmalkalde (Smalacalta-Schmaltier-
trift, Viehhürde), verdienen wissenschastliche
Beachtung.

Cinige Nachrichten über das frühere Schloß
zu Schmalkalden hat Professor Koch in
Meiningen in der Zeitschrift des Vereins sür
Hennebergische Geschichte und Landeskunde
(Heft 15) veröffentlicht, aus denen hervorgeht,
daß die Grafen von Henneberg um das Fahr 1446 die Burg Wallrab bewohnten und schon im 15. Fahr-
hundert für den Hofhalt wohnlich eingerichtet hatten.

Als im Aahr 1583 Graf Georg Ernst, der letzte Henneberger, ein unentwegter Anhänger des Katholi-
zismus, gestorben war, fiel die Herrschaft Schmalkalden, die seit dem 14. Iahrhundert schon zur Hälfte
dem hessischen Hause gehörte, an den protestantischen Landgrafen Wilhelm II. von Hessen, genannt „der
Weise".

Es sei hier eingeflochten, daß nach Dr. F. G. WagneO), das ausgestorbene Geschlecht der Grafen
von Henneberg auch zu den Stannngeschlechtern der Hohenzollern gehört. Zunächst steht fest,

*) Wagner, Geschichte der Stadt und Herrschaft Schmalkalden, Marburg und Leipzig 1S49.

Kgl. MetzbildansraU, Berlin.
Abb. 6. Die Wilhelmsburg in Schmalkalden.

Hofportal vom Westflügel.
 
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