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Denkmalpflege: Auszug aus d. stenograph. Berichten d. Tages für Denkmalpflege 1900 - 1912 — 1.1910

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IV. Kommunale Denkmalpflege
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Über die Möglichkeit der Erhaltung alter Städtebilder unter Berücksichtigung moderner Verkehrsanforderungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.29654#0427

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Erhaltung alter Städtebilder.

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Abb. 2. Nürnberg, Entwurf von Gnauth zur Umgestaltung der Umgebung
des Hauptbahnhofs.

ominösen § 11 desselben, ist den Baupolizeibehörden das Hecht gegeben, Um-
und Ausbauten an von der Fluchtlinie angeschnittenen Gebäuden zu ver-
bieten, und von diesem Rechte wird, soweit meine Erfahrung reicht, in gar
ausgiebiger und vielfach zu harter Weise Gebrauch gemacht. Es wird damit
erreicht, daß die Besitzer der von der Fluchtlinie — oft nur um wenige
Zentimeter — getroffenen Häuser zum Neuhau aus wirtschaftlichen Gründen
gezwungen werden, weil ihnen eine einen besseren Ertrag herbeiführende
bauliche Veränderung ihres Besitztums nicht gestattet wird. Bezweckt man
durch solches Vorgehen eine Sanierung, eine Verbesserung der hygienischen
Verhältnisse alter Stadtteile, so mag das seine Berechtigung haben — obwohl
sich auch hier durch Umbau oft viel erreichen ließe —, in ästhetischer Be-
ziehung ist der Erfolg meistens ein negativer, denn einmal sieht eine nach
derartigen Baulinien-Verbesserungen oder vielmeht »-Verböserungen“ in der
Umgestaltung begriffene Straße immerhin auf eine Reihe von Jahren dadurch
abscheulich aus, daß die kahlen Giebelwände und häßlichen Brandmauern
der vor- oder zurückspringenden Gebäude sichtbar werden, die dann willkom-
mene Flächen für aufdringliche Reklamen bieten; andererseits ist das, was
als Ersatz für das Gefallene geschaffen wird — einige erfreuliche und nament-
lich in Süddeutschland häufigere Fälle ausgenommen —, leider zumeist diesem
an Kunstwert nicht ebenbürtig. Es ist beschämend, dies aussprechen zu müssen,
aber es ist so und es wird nicht besser werden, ehe nicht das Kunstempfinden
unseres Volkes gesundet, ehe wir uns nicht von Scheinkunst und Altertümelei
frei gemacht und ehe wir nicht wieder selbständig schaffende Bauleute haben.
Doch dies nur nebenbei.
 
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