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Denkmalpflege: Auszug aus d. stenograph. Berichten d. Tages für Denkmalpflege 1900 - 1912 — 1.1910

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IV. Kommunale Denkmalpflege
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Über die Möglichkeit der Erhaltung alter Städtebilder unter Berücksichtigung moderner Verkehrsanforderungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.29654#0444

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422

Erhaltung alter Städtebilder,

durch das Aufblühen des Handels außerordentlich gesteigerte Schiffahrt auf
unseren deutschen Flüssen und Strömen, die erhebliche Vergrößerung der
Frachtschiffe sind, ganz abgesehen von wasserbautechnischen Gründen, schon
manchem dieser kraftvollen Bauwerke gefährlich geworden. Die oft geringe
Spannweite ihrer Bögen, der durch die dicken Strompfeiler hervorgerufene
Stau sind in der Tat manchmal Hindernisse, die dem Schiffsverkehr sehr lästig
werden können. Diese zu beheben wird nur in besonderen Fällen möglich
sein. Zwar hat Prinz Ludwig von Bayern in der 9. Hauptversammlung des
Vereins zur Hebung der Fluß- und Kanalschiffahrt in Ulm unter Bezug auf
die Absicht, die alte berühmte Donaubrücke zu Regensburg der Schiffahrt
zu opfern, zur Freude aller Denkmalsfreunde das bekannte Wort gesprochen:
«Man muß die historischen Bauwerke schließlich ja nicht abreißen, man kann
sie auch|umgehen“ —, aber wenn man gerecht sein will, muß man zugeben,

daß solche bei Wasser-
wegen doch nur mit ganz
erheblichen Kosten mög-
lichen Umgehungen auf
diejenigen Brückenbauten
beschränkt werden müssen,
welche den Anspruch er-
heben dürfen, Werke von
höchstem künstlerischen
oder historischen Werte zu
sein. Und selbst dann sind
sie nicht überall durch-
führbar. Mit schmerz-
lichem Bedauern müssen
wir zum Beispiel die wun-
dervolle Augustusbrücke
in Dresden verschwinden
sehen, aber wir müssen uns
damit zu trösten suchen,
daß eben dort trotz gründ-
lichster Prüfung kein an-
derer Ausweg übrig blieb
und daß schließlich zu
hoffen steht, daß der Er-
satz für das alte Bauwerk
ein würdiger wird.

Die gleiche Hoffnung
möchten wir aussprechen,
wenn es zur Tatsache wird,
daß die schöne alte Fulda-
brücke in Kassel fallen
muß; insbesondere wäre
es auch dort zu wünschen,
daß — wie in Dresden —
auch bezüglich des Materials die neue Brücke der alten entspräche, daß
also nicht etwa eisernes Gitterwerk die schöne Steinwölbung ablöse.

Abb. 12. Stuttgart, Haus »Unter der Mauer«.
(Durch wohlüberlegte Fluchtlinienführung bei der Altstadt-
sanierung erhalten.)

(Nach Postkarte aus dem Verlage von L. Schaller in Stuttgart.)
 
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