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Denkmalpflege: Auszug aus d. stenograph. Berichten d. Tages für Denkmalpflege 1900 - 1912 — 1.1910

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IV. Kommunale Denkmalpflege
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Über die Möglichkeit der Erhaltung alter Städtebilder unter Berücksichtigung moderner Verkehrsanforderungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.29654#0459

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Erhaltung alter Städtebilder.

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Weit mehr noch verbreitet wie die einseitige Freilegung von Torhauten
ist ihre völlige Befreiung von Anbauten zwecks Schaffung von Verkehrs-
wegen zu beiden Seiten von ihnen. Man glaubte bis vor nicht allzu langer
Zeit genug getan zu haben, wenn man von der früher allgemein verbreiteten
Gepflogenheit, Torbauten als Verkehrshindernisse einfach ganz zu beseitigen,
abging und solche Bauwerke überhaupt nur erhielt. So begegnen wir denn
überall diesen Stadttoren, die, völlig losgelöst von ihrer ursprünglichen Um-
gebung, häufig sogar ihrer Zweckbestimmung, Tore, d. h. Durchgänge, zu
sein, ganz entzogen, einsam dastehen auf freien Plätzen oder um sie platzartig

Abb. 33. Köln, Severinstor.

(Erhaltung eines Stadtmauerrestes im Anschluß an das Tor.)

erweiterten Straßen als kalte Schaustücke. Sie sind zumeist auch beredte
Zeugen für die ästhetischen Sünden, die man früher so häufig gerade aus
künstlerischen Gründen mit der Freilegung bedeutender Bauwerke begangen
hat. Um aus ihrer großen Zahl nur einige Beispiele zu nennen: völlig frei-
gelegt sind die Tortürme zu Basel, das Johannis- und St. Albanstor, das
Holstentor zu Lübeck, der Leipzigerturm in Halle, das Westerntor in Wernige-
rode, das Ünglinger und das Tangermünder Tor zu Stendal, jene herrlichen
Werke märkischen Backsteinbaues. Gerade bei letzterem Bauwerk ist, wie
unsere Abbildung 32 erkennen läßt, die Ausschälung aus dem früheren
Rahmen höchst beklagenswert, weil sicherlich ein anderer Ausweg möglich
gewesen wäre und die aufdringliche Nachbarschaft — man beachte die
herrliche Architektur des rechtsstehenden Wohnhauses — den Maßstab und
jede feinere Wirkung des Turmes fast gänzlich zerstört hat. Zu den völlig
freigelegten Toren sind auch die bekannten Torburgen der Stadt Köln zu
zählen, obwohl hei einzelnen von ihnen, wie beim Severinstor (Abb. 33 und 34),
 
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