Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Denkmalpflege: Auszug aus d. stenograph. Berichten d. Tages für Denkmalpflege 1900 - 1912 — 1.1910

DOI Heft:
IV. Kommunale Denkmalpflege
DOI Artikel:
Über die Möglichkeit der Erhaltung alter Städtebilder unter Berücksichtigung moderner Verkehrsanforderungen
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.29654#0460

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
438

Erhaltung alter Städtebilder.

wenigstens noch ein kurzes Mauerstück den ehemaligen Zusammenhang mit
einer Stadtmauer erkennen läßt.

In den meisten der genannten Fälle hätte wohl eine der bisher ge-
schilderten »Möglichkeiten“ Anwendung finden und so die Geschlossen-
heit des Straßenhildes gewahrt werden können. Am meisten entschuldbar
ist die völlige Freilegung bei den in hohe Umwallungen eingebauten Toren der

neueren Befestigungsan-
lagen, weil hier die Er-
haltung der ursprüng-
lichen Umgebung — des
Walles — kaum möglich
ist. Solche Torhauten
müssen durch Anbau von
Säulenhallen und der-
gleichen wieder in Zu-
sammenhang mit nach-
barlichen Baugruppen ge-
bracht werden, wofür uns
prächtige Anlagen der
Barockzeit gute Finger-
zeige gegeben.

Der völligen Frei-
legung von Torbauten, als
der fünften Möglich-
keit ihrer Erhaltung,
möchten wir also nicht das
Wort reden, wir möchten
dagegen eine Lösung als
mustergültig bezeichnen,
wie sie die Stadt Nürn-
berg in den Umbauten
zur Verbesserung derVer-
kehrswege am Weißen
Turm ausgeführt hat
und in ähnlicher Weise
mit den Umbauten an
dem Lauferschlagturm
auszuführen im Begriffe steht. Beide Türme sind Torreste einer älteren
inneren Umwallung, sie sind gut erhalten und unterscheiden sich in
der Umrißlinie des Stadtbildes durch ihre schlanken gotischen Helme von
den runden Renaissancetürmen aus Dürers Zeit. Die engen Durchgangs-
öffnungen der ganz zwischen Bürgerhäusern eingebauten Tore waren schon
lange nicht mehr fähig, den sich stetig steigernden Verkehr der durch sie
führenden Hauptverkehrsadern aufzunehmen. Lage und Höhenverhältnisse
ließen die Auswahl vorhandener paralleler Verkehrswege zur Entlastung
der Engpässe nicht zu, und die Schaffung neuer Entlastungsstraßen nach Art
des obenerwähnten Braubachstraßen-Durchbruches zu Frankfurt a. M. hätte
die Durchbrechung und Niederlegung ganzer alter Stadtviertel und damit
die Vernichtung vieler köstlicher Werke deutscher Baukunst bedingt. Nach

Abb. 34. Köln, Severinstor.
 
Annotationen