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Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 7.1890

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Holl, Joseph: Der Weißenhorner Kunstmaler Konrad Huber, [1]: von Altdorf-Weingarten, † 1830
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Mariabuch: das Schätzkästlein des Härdtsfeldes
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https://doi.org/10.11588/diglit.20201#0091

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87

iMen

unvermeidlich geworden ist, sie sehen nüchtern nnd Le-

^benn er einen Martin, Nikolaus oder Ulrich
bas höchst ehrwürdige Gestalten; wenn er einen
K-M > " ^er Laurentius, eine Agatha, Agnes, Barbara,
^ M-ina darstellt, so atmen die Gestalten siegreichen
siiw >und gottergebenen Duldersinn. Seine Madonnen
Und gehalten; darin spiegelt sich Unschuld, Demut
n?./^'ömmigkeit. Durchaus kleidet er die Heiligkeit in ein
"ches, anmutiges Gewand.
h- ..^sonders ergreifend Md seine Passionsbilder, wie er sie
U)i!n s- mußte. Den Heiland am Oelberg stellte er ge-
lliNi ^ knieend dar, wie ihm der Engel den Kelch
>vc>M sondern niedergesunken und vom Engel emporgerichtet,
düsteren Wolken lichtumstrahlt Kelch und Kreuz
g.s^men; der Gegeißelte ist mehrfach an der Säule nieder-
dasn während der mit Dornen Gekrönte als stiller Dulder
^ Den Gekreuzigten bildet er ab, wie er in stiller Gott-
b^?Euheit dem Tode nahe das Haupt senkt; der lange Krenzes-
zumeist unten rund und von da an, wo die Füße
behauen, diese sind nebeneinander mit zwei Nägeln be-
^ Seine Christusbilder haben ein spitzzulaufendes Kinn;
G,^'wnt in ihnen mehr die Liebe und Menschenfreundlichkeit
ws, als die himmlische Majestät zum Ausdruck.
.-F" den Eigenheiten Hubers gehört die vielfache Ver-
tj^Mg von Engeln und Engelsköpfen. Seine Engel haben
^ Eöpfe, sie sind durchaus nicht so massig wie bei
- ,^ls und nicht in üppigen Schwärmen, wie bei manchen
e^Mrn, sondern zart wie bei Fiesole, mit dem er an gott-
,^i^r Innigkeit des Gemütes

^Aieuern
M Innigkeit des Gemütes und Frische der Färbung
hat ^ Ähnlichkeit hat. In der verschiedensten Verwendung

Einige Engel reichen den Heiligen die Palme oder
^Egeskranz, andere tragen die Embleme. So malt er
hg, , "'wtinus, wie er dem Bettler den Mantel spaltet und
^ ^'Wen Engel Insul und Stab. In Weißenhorn ist
"Eitd der hl. Barbara, wo der Kelch, mit dem diese
gewöhnlich abgebildet wird, auf drei Engelsköpfeu
!nnle ^ Reunertshofen erzeigen Engel dem an die Geisel-
W. gebundenen Heilande ihre Teilnahme und einer davon
kx, mit einem lillafarbigen Lendentuch die Thräuen aus
tilgen.
ihr Werke Hubers machen durchaus den Eindruck, daß
^ünsn ein Künstler von Gottes Gnaden, ein geborener
2lrw war. Hätte er in der Jugend nicht mit bitterer
Rs? kämpfen und nicht so früh für den Unterhalt malen
^vrk ^ ^ ^äre auch in der Form viel vollkommener ge-
^'in Geistlicher der Nachbarschaft schreibt: „Huber
sej„ walend und malte betend, wie alle seine Bilder zeigen;
tz,. Mrz har er hingegeben zur Vollendung seiner Bilder."
ich 'Msi sagte häufig: „Ich predige euch mit meinem Pinsel;
^es,^chke die Menschenfreundlichkeit Gottes, die uns in
sie ^ Mnstus erschienen ist, allen Menschen recht lieblich vor
-Esi Hinmalen und das Laster, den Unglauben, in seiner
.^klichkeit hinstellen; daher mache ich den Judas, die
alle Feinde des Herrn immer so grell." Male-
ck Gotteshäuser zog er allen andern vor, auch wenn
b^d/gMe halbe Bezahlung erhielt; er dachte, sie sind blei-
M'ediger, es wird doch manches fromme Herz gerührt.
hc>siio?w Farben der Huberschen Bilder sind bei aller Leb-
eig o, eit anmutig und lieblich. Man sieht, der Meister hatte
mnes Farbeugefühl. Wo die Gemälde vor schädlichen
ku bewahrt sind, haben die Farben jetzt noch seltene
Hier kursiert noch die Sage, Huber habe seine Farben

selbst gemacht und gebrannt, allein die Bereitung als Geheim-
nis bewahrt.
Diese Eigenschaften machen die Huberschen Bilder in
seltenem Grade populär. Das gläubige Volk fühlt sich un-
willkürlich hingezogen und liebt sie und erbaut sich daran,
gewiß ein beachtenswerter Beweis für ihren künstlerischen
Wert. Diese Eigenschaften anerkennt auch Naglers Lexikon,
wenn es sagt: „In Hubers Heiligen-Darstellungen offenbart
sich ein frommes Gemüt. Wenn seine Werke nicht immer
den Kritiker zufrieden stellen, so haben sie doch ihre Ver-
dienste." (Schluß folgt.)

Mariabuch, das Schätzkästlein des Härdlsfeldrs.
Motto: Maria, du goldenes Haus,
bitt für uns. Maria ist ein goldenes
Haus, welches immer offen steht, und
in welchem wir weit kostbarere Güter
erhalten, als alles Gold und Edelsteine
der Welt darstellen. Maria ist ein
wahres Schahkästlein für ihre Verehrer
und Diener.
Der dreißigjährige Krieg brachte ungeheuer viel Elend
über unser gesamtes liebes deutsches Vaterland. Auch in
unserer Gegend loderte die wilde Kriegesflamme, und Hunger,
Krankheit und Tod. Das Härdtsfeld war beinahe ganz ent-
völkert. Als die Not anfs höchste gestiegen war und das
Härdtsfeld dem Untergange geweiht schien, erhob Maria in
der Buche ihre milde helfende Hand, um das arme Volk zu
retten. Im Jahre 1664 offenbarte sich Maria in der Buch
in wunderbarer Weise dem damaligen Kloster Neresheimschen
Abt Meinradus. Dieser erkannte und mit ihm das Volk die
dargebotene Hilfe, und alle zusammen griffen eifrigst nach dem
Rettungsbrette. Das Härdtsfeld war gerettet, erhob sich
wieder und unzählige Gnaden stiegen vom Himmel auf die
ganze Umgegend herab. Ist also nicht Mariabuch das kost-
barste Schatzkästlein des Härdtsfeldes?
lVI. I. Mariabuch. Der Ort.
Es hat Maria wohl gefallen
Längst die Buchheide — jener Ort,
Wo sie gern ihrer Kinder Lallen
Vernehmen wollte fort und fort.
Drum hat sie Meinrad angehalten,
Ihm den verlass'nen Platz gezeigt;
Man fühlte bald ihr gnädig Walten
Und wie dem Härdtsfeld sie geneigt.
Dankbar das Härdtsfeld ist geschritten
Zum Bane eines Kirchleins schön;
Nach kurzer Zeit sah man inmitten
Der Heid ein schönes Bethaus stehn.
Der Gnaden wurden viel gespendet,
In diesem lieben Gotteshaus,
Den Priestern, die hierher gesendet,
Dem Volke, das da kam heraus. H
Der Pilger kamen eine Menge
Von allen Seiten stets herbei;
Oft war das Kirchlein viel zu enge,
Die Gnaden flössen immer neu.
Es kamen Beter, nnd Gesänge
Erfüllten oft die schwüle Luft;
Ja oft entstand ein arg Gedränge,
Das Glöcklein ja zur Andacht ruft.
Die Beichten nnd Kommunionen,
Sie waren oft zu zählen kaum;

Bei der Feier des ersten Säkulums kamen Wallfahrer bis aus
der Gegend von Lanpheim herab. Eine große Zahl von Votivtafeln
bezeugten eine Menge von Gebetserhörnngen.
 
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