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Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 12.1894

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Beck, Paul A.: Zur Geschichte der Buchdruckerkunst in Ravensburg und Altdorf-Weingarten
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https://doi.org/10.11588/diglit.15916#0010

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gedrnckh, in dessen oberem durchlaufenden rechteckigen Raum
der eben angeführte Titel steht; unter demselben folgen vier
Spalten Verse, welche folgendermaßen anheben: „Gedicht durch
Martin Müllern Burgern zur Nanenspnrg,
Gott qrüß euch ult, die nuf dißmal
Sind kommen an, ihr werde Man
And Kupserschmid zu jederzeit
Vil offt vud dick wünsch ich ju qlück
E>vr ihn» und lassen sich wol schick.
Nun merket aufs, v wunder groß re."
Am Ende der letzten Spalte steht: Gedruckt in» deß
Nhömischen Reichs Statt zu Nanenspnrg durch Hans
Ludwig Br chm, 1610, welcher hienach bis jetzt als erster
Navensbnrger Drucker anzusehen sein wird. In der Navens-
bnrgcr Bürgerliste kommt der Name Brehm nicht vor, wäh-
rend der Name Müller in derselben sich findet; ein Or. Maxi-
milian Müller, Syndikus der Prälaten von Weingarten und
Weissenau, war um d. I. 1624 Beisitzer in Ravensburg. Es
ist demnach nicht richtig, wenn der bekannte Dresdener Biblio-
phile, der ch Heinrich Klemm (in seinem wertvollen Bücher-
verzeichnis, Dresden bei v. Zahn L Jaensch 1889, S. 54,
Nro. 845) als ersten Navensbnrger Druck bezeichnet: „Leben
vnd scelige Ableiben der Gottgeliebten Tochter deß heil. Sera-
phischen VatterS Francisci von Assisio insgemein die Gute
Betha von Ncntin genandt. Getrnckt inn Nanenspnrg
Joh. Schrötter, 1624 (in 12°)." Ein Buchdrucker dieses
Namens kommt in der Navensbnrger Bürgerliste (von 1550
bis 1670) um 1626, in welchem Jahre (nach Hafners Ge-
schichte von Ravensburg S. 575) demselben vom Rate ge-
stattet wurde, eine Zeitung ^ zu drucken, „doch soll niemand
damit offendiert werden", bezw. um d. I. 1630 vor. In
dem eben angeführten Drucke hat man wohl zugleich die älteste,
bis jetzt von der „Guten-Bethen"-Litleratnr, auch von F.
Schnrer in seiner Arbeit über Elisabetha Bona von Rente
nicht erwähnte Druckschrift über diese obcrschwäbische Heilige
vor sich. Or. Karl Falkenstein giebt zwar in seiner Geschichte
der Bnchdrnckerknnst in ihrer Entstehung und Ausbildung
(Leipzig, 1840), ebenso Descbamps (in seinem Oictiounire
de AeoArnplüe ü i'usLZe <1u übraire, col. 1071) erst 1626
als erstmaliges bekanntes Drnckjahr in Ravensburg an, allein
es ist angesichts des in der Klemmschen Bibliothek vorliegenden
Exemplars unzweifelhaft, daß dasselbe schon im Jahre 1624
im Druck hcranskam; möglicherweise ist das andere eine spätere
Ausgabe oder demselben bloß ei» neues Titelblatt mit späterer
Jahrzahl vorgedrnckt.
Im selben Jahre erschien daselbst noch weiter: »Oillu-
cius, Vine., Leneusis, 3. I. Lrevis instructio pro con-
tessionibus excipieudis. c. adjuucto interro§ator via, pro
coulessionibus lou^ioris tem poris. R.avenspur§. Joll.
Scirrüter, 1626« (185 PP. 24). Lucker, L /l.iois
de, bibllotkePie cles ecrivuius de la Lompu§uie de Jesus,
ou uotices dioZraplricgues, OieZe 1853—61, vol. I, vol.
1864. Llo. 2; von Lndw. Noscnthals Antiquariat in Mün-
chen in seiner »Libiiotirecu cutlloiico-tireoioZicu«, VIII (alias
Kat. Nro. 41), S. 189, Ziff. 3217 zu 9 M. ausgeschrieben.
Das folgende Jahr erschienen u. a. daselbst: »Nurt. Nerx,
O. Lruemoustr.« (höchst wahrscheinlich ans einem der benach-
barten Prämonstratenserklöster Weissenau, Marchthal, Roth rc.),
l4ordertus triumplians in vika ek translatione in §ratiam
0 Ob diese Zeitung in Ravensburg erschien, hat sich bis jetzt
nicht erheben lassen. Das Navensbnrger Archiv ist nämlich ziemlich
dezimiert und enthält namentlich ans der Zeit vor dem dreißigjährigen
Kriege nur noch Rudern.

coiumunisLruemonstrutLUsisinZueviueuovitiutiis. Oescript.,
auct. et renov. 13 ineckitatt., ac nonnullis de instit. et
vocat. lüaemonstratenciunr canon. annotatt. illustr. 14a-
venspur^i, Joa. Zclrröter, 1627 (mit Titelknpfer, 20 ff.
(heißt folgende) n. nr. und 476° pp.; »Näder, O. 14. O.
IVaemonstrat., (Roth) 5.14orberti triunrplrus. HavenspurAi,
Joa. Lclnöter, 1627« (125 pp. nunr.; von Nvsenthal a. a. O.
S. 364 Ziff. 6047 zns. zu 10 M. ausgeschrieben).
Zn den interessantesten Navensbnrger Drucken aus dem
17. Jahrhundert zählen die von Or. Laurentius Grnebenmann
(auch Grnbermann) verfaßten, in Ravensburg gedruck-
ten historisch-balneologischen, jetzt überaus seltenen Schriften
über das Sennerbad, das H e i l i g k r e n z b a d bei Ravens-
burg und das Bad R o th e n b rn n n en bei Bnchboden im
grvßeit Walserthal. Or. Grnber>nan», ans Feldkirch in Vor-
arlberg gebürtig, war von 1651 — 1670 Stadtarzt in Ravens-
burg (als solcher der Nachfolger des Or. Ant. Nieder) und
wurde in dieser Stadt auch Bürger. Er genoß weithin eines
vorzüglichen Rufes als Arzt, soll auch eine Zeit lang neben-
her Klosterarzt in Weingarten gewesen sein und machte im
Jahre 1666 eine fürchterliche Pestepidemie durch, „ein Sterbend,
der Jahr und Tag gedauert", durch welche in sechs Monaten
3100 Personen hinweggerafst worden und nur 100 Einwohner
übrig geblieben seien und in dem benachbarten Weingarten
alles bis auf wenige Leute ausgestorben sein soll. Eine be-
sondere Aufmerksamkeit widmete der erfahrene Arzt den Heil-
bäder»; die Reichsstadt Ravensburg, in welcher von alten
Zeiten für das Heilwcsen bestens gesorgt war, besaß neben
den uralten, Bittererde enthaltenden Skt. Gangolphsqnellen
bei WolpertSschwende zwei Gesundbäder in ihrer unmittelbaren
Umgebung, das Senner- und das Heiligkrcnzbad. lieber diese
beiden Heilquellen gab Grnbermann i. I. 1653 ein (eben-
daselbst gedrucktes) Gutachten, eine Art Analyse heraus,
wonach die erstgenannte Mineralquelle je ein Viertel Kalkstein,
Alaun, Salpeter und Schwefel und kristallhelles, auch zu
Sommerszeiten kalt wie Schnee bleibendes Wasser enthielt
und gegen Gicht und Rheumatismen sehr heilsam sein sollte,
lieber die andere Quelle spricht sich Grnbermann dahin aus,
daß es nickt allein ein heilsames Bad, sondern auch ein gutes
und angenehmes Trinkwasser sei, zu welchem sich sonderlich
das Vieh, welches es liebe, hinzu dränge; es führe Salpeter,
Schwefel und viel Vitriol und äußere seine Heilkraft an Phleg-
matikern, iil Erkältungen, in durch Feuchtigkeit erschlafften
Nervenbeschwerden, in Haupt-, Hirn- und Brustschmerzen. Die
bedeutendste balneologische Arbeit Grnbermanns ist die „zu
Ravensburg (nach andern Nachrichten in Hohenems, wo-
selbst sich im 17. und 18. Jahrhundert eine gräflich Emssche
Druckerei und Papiermühle befand) den ersten Januarij anno
1651 gedruckte" überaus seltene Schrift über das in einem
Seitenthälchcn des großen Walserthales in Vorarlberg gelegene
Bad No th e n brn n n e n, welches als ein Bestandteil der
Herrschaft Blnmeneck seit 1613 dem Benediktiner-Neichsstifte
Weingarten gehört hatte. Seine interessante unter dem Titel:
„Grn eben man n, Lanr., Bericht vnd beschreibnng deß Wnnder-
barlichen vnd Haylsamen Brunnen, der Rothe Brunnen
genannt, sampt dessen Metallen, Mineralien rc. Marckt Embö
1651" (16". 10 Bll. 71 SS.) erschienene descriptio hat oer ge-
lehrte Doktor dem damaligen Weingarten'schen Fürstabte Domini-
kus Laymann Edlen von Liebenau ganz unterthäniglichst gewidmet,
welcher im Sommer 1649 selbst dieses Bad besucht und nach-
dem er ex §ustu, visu, olluctu et ex destiilutioue dessen
Eigenschaften verkündet, „dem gantzen Landt zne sunderem
nutzen und Wohlfahrt ain gnädige anordnnng gethan, daß
 
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