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Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 12.1894

DOI Artikel:
Weiß, Josef: Maximilian Ernst, Graf zu Oettingen-Baldern, als Student zu Ingolstadt 1665-1667, [3]
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https://doi.org/10.11588/diglit.15916#0100

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92

kosten umsonst verzehre; könne» sie es nicht wissen, weil sie l
nicht wissen, was ich kann und gcstndicrct Hab. Daß ich die
Zeit über die Vacanz verzehren Hab müssen, ist mir leid ge-
ling- Hätte» sie rechtmäßiger Weis mit derDimission können
verfahren, sic hätten es wohl gethan, denn sie unbescheiden
genug wären gewesen. Daß sie sich einer gefährlichen Un-
ruhe besorgen, bild ich mir ein, cs sei wegen Graf Nothafft,
wann er kommen sollte."
Da mußte natürlich der Vater stutzig werden, gegenüber
dieser stolzen Sprache. Er schickte sogar die Verteidigung
des Sohnes abschriftlich den Herrn vom Senat und drohte,
falls eS sich bewahrheiten sollte, daß sein lieber Sohn unge-
recht geschildert und verleumdet worden wäre, sofort an den
Kurfürsten nach München um Abstellung derartiger Schäden
schreibe» und dvrtselbst die Angelegenheit speziell durch seinen
Schwiegersohn bei seiner kurfürstlichen Gnaden betreiben zu
wollen. Das ließen sich die Professoren denn doch nicht un-
gestraft bieten. Max Ernst wurde vor den Senat geladen
und — leistete demütige Abbitte wegen der Verdächtigungen
der UniversilätSbehörde. Ist Tauner setzte den gräflichen
Vater von diesem beschämenden Begebnis in Kenntnis, und
Friedrich Wilhelm hatte jetzt wirklich nichts Klügeres zu thnn,
als wie den verbummelten Sohn zu sich nach Hanse zu
rufen. Der Graf war auch fest entschlossen, feinen Erstge-
borenen nicht wieder nach Ingolstadt zu lassen. Allein die
flehentlichen Bitten desselben und seine fortwährende» Be-
teuerungen, künftighin ein solides Leben an der ^Imn mnkcr
führen zu wollen, ebenso das Zuraten Ist Tauners bewogen
denn schließlich den Vater doch, nochmal es mit dem Sohne
zu versuchen und ihn für das Wintersemester 1666 abermals
ans die Hochschule zu schicken. In der That ging eö auch
fortan besser. Max Ernst wurde von jetzt ab ein eifriges
Mitglied der Marianischen Kongregation, an deren Hebungen
er sich gewissenhaft beteiligte, H führte pünktlich Buch über
seine Ausgaben^) und hörte fleißig die Kollegien, für deren

st ,,I>kunc ilL^us niliil Mm Irudeo, epioN Ne illo c^ueri possim.
In Oectionivus ne Lolle^iis uuciio esse c>iii§entem. LonAre^utionis
Lluriunue conventum uckit oinnino lrecpiens. Leck ne^ue Ns noetur-
nis ^russutionidus yu!c<;uum inuuckivi. dkuper czuo^ue in IiedNoinnNe
sunctu in püs poenitentium exercitiis odeunäis ilkustri ukiis luit
cxemplo" berichtete N. Tamier am 3. Mai 1607.

st Verzeichnis der mir gnädig gegebenen 50 sl., wvinn und wie
ich dieselben angewendet, ivie folgt:
Der Kvstfranen in die Kost.24 fl.
Dem Seilten Gastgeber allhier, allivo meine Bücher von vor
ein Jahr versetzet sein gewest, vor alle versetzte Bücher
und meinen Degen zn lösen.15 fl.
In die Cvngregation.1 fl. 30
Den Pedellen Qnartalgeld geben. 45
Im Ballhaus auf 4 mal verspielt um Ball. 45
De» Soldaten, als sie Maibänme gesteckt. 1 fl.
Ohne eine Rccrealivn nach Mehringen spazieren geritten . 37
Item einmal nach Klein Salvator spazieren gerit'en . . 43
lim einen Hut. 45
Um 4 Ellen rothes Tastet Band darauf .. 15
Der Magd im Hans zn einem Jahrmarkt. 45
Meinem Diener zum Jahrmarkt .. 45
Für Brief sv ich empfangen und überschickt. 40
Ein Paar Handschuh. 45
Ein Pultschlüssel lassen machen. 9
Pistvlen zu putzen. 16
Tknsium in Ui^esta gekauft.2 fl.

4'extum pustinneum. 30
Für 2 Buch Papier. 16
Ein Gewand bessern. 18
Ein Kamm. 10
Ein Schcer. 15

Summa thuet 52 fl. 29

Besuch gerade damals an die Juristen verschärfte Bestimmungen
erlassen worden warenst) Er blieb auch noch das Sommcr-
semester 1667 hindurch bei den Studien. Als er dann im
Juli der Muscnstadt für immer den Rücke» kehrte, testierte
ihm Professor Naih eigenhändig: ,,^uocl praeter uuum ineum
privatum uuiversi Ziris Eivilis Lolle^ium etiam ssparn-
tam Institution»!»» R.epetitionenr cum maAno in lurispru-
ckentia protectu 6ili§entissime lrecxuentaverit," und ?. Tau-
ner fügte dem bei: „UM czuocpue nitrit interea intettexi
cxuoct Zenatus acactemicus in eoctem reprelrencteret. Auocl
si a irre etianr aticzuicl commenctationis accsctere possit,
testor ittunr in EonAreAutione tAariana lrec^uentancta ctiti-
Aentenr luisse atcpie ackeo ctiAirum, ut itt"" <V parentis
sui er§L se beni§nos lavores ac Zratiam reperiatur."
Angesichts nun dieses versöhnende», soliden Abschlusses
der bisweilen ziemlich dramatisch verlaufenen Studentenzeit
des Oettingischen Grafensohnes thnt einem der „Held" doch
recht leid, daß er nach einem halben Jahr einen Rückfall in
seine Stndenteniollheilen so elendiglich und tragisch sollte
büßen müssen mit seinem jungen Leben.
Friedrich Wilhelm reiste im März 1668 mit seinen bei-
den Söhnen nach NegcnSbnrg zn einer Begegnung mit dem
Kardinal Fürstbischof von Salzburg, um demselben „sonder-
barer Wohlfahrt Beförderung willen" seine zwei Sprößlinge
vorznstellen. In der Nacht vom 8. auf den 9. März ward
Maximilian Ernst meuchlings ans offener Straße von einem
Unbekannten erstochen. Dem väterlichen Verbot zuwider hatte
er sich, da der Vater schlief, nochmals heimlich auf die Gasse
hinansgcstohlcn. Friedrich Wilhelm ging nickt einmal znm
Sterbelager seines Erstgeborenen. „Also ging cs her!" sagte
er, als man ihm die Schrcckensknnde brachte. „Wenn Kinder
den Eltern nicht folgen wollten, nähme es ein solches Ende!
Er begehre nicht, hinzukommen." Nnterdeß verblutete sich
der Sohn im Bette eines Baders, vor dessen Hans man ihn
gefunden hatte. Seine letzten Worte waren: „Es sei dem,
der es gethan, ob er ihn auch nicht wüßte, verziehen und
vergeben. Sollte ihm aber Gott anfhclfen, wollte er nimmer-
mehr ohne seines Vaters Wissen ansgehen!" Nach em-
pfangener letzter Oelung gab er den Geist ans und ward um
9 Uhr bei den Franziskanern begraben. — Wie sagte doch
einmal, zwei und ein halbes Jahrhundert zuvor, ein Ahnherr
des unglücklichen Maximilian Ernst, der Eichstätter Domherr
Graf Albrecht zu Oettinge»? „Daß die Tage des Menschen
kurz und zergänglich sind und das Leben des Menschen nur
als ein Dunst, eine kleine Zeiten scheinet!"
st ,,Paris consukti nostri 16. Llurti! sinxul-rre prorsus eckicierunt
exemplum ri^oris in urgencku Luciitorum suorum ckilit-entiu. Vocuti
sunt cklcto Nie Studios! utriuscprs puris uck stuvum, cjurrm ckicimus,
ucuckemicum, iusschue singuki cum suis scriptis compurere. Huec
perkuslrarunt Nrolessores, tuncpmm ckiÜAentme cpiotickiunus testi-
moniu» ne vero iNu unus ud alter» mutuo »cciperet, secum usser-
vurunt, c^uumäiu lustratio tenuit. Dicunt novum Iroc exploranckue
ckili^entiue moäum Nonucliio luisse imperatum. Id! vero necessurium
viäebutur extruorckinurium kroc supinae plurimorum negkigentiue re-
meäium. dien minori severituts utebuntur in tentuminidus st exu-
minibus Hierum, c>ui ack ^rucius furiclicos aspiradunt. Lerts icreifus
^uickum cum in examine non sutis lecisset, nec pruescriptam etium
rekationem sullrcienter eludorasset, uck petenckum suo tempore kicen-
tium uckmissus non luit, nisi su conckitione, ut ckenuo post unum
nlterumve unnum n Nrokessoribns exuminetur, seä udsc»ue novis ex-
pensis, ut eius in pure prokectus reckckutur mu^is sxplorutus. In
grutiam 1'ucultutis pöikosoplricue ilkuck Iric uckckrrm, n Hutkrio seniore
UunNickutum «puenckum I.icentiutus iurickici nck exumen nckmissum
non luisse, ckonec Ie»!timum nllerret testimonium l^liilosopliium ud
ipso per bienniurn unrkitum luisse." (Unnuk. Ingolstuck. wcuckem.
II, 37Z).

Skultgart, Bnchdrnckerei der titkticngescllschast „Deutsches Vvlköblakt".
 
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