Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 12.1894

DOI Artikel:
Weiß, Josef: Maximilian Ernst, Graf zu Oettingen-Baldern, als Student zu Ingolstadt 1665-1667, [3]
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.15916#0099

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
91

handenen kurfürstl. Befehl und Rezessen gemäß zn Verhütung
besorgender gefährlicher Unruhe und Nebels mit nnbeliebiger
Dimission von allhiesiger Universität zu verfahren. Wir haben
aber unserem hochgeehrten und gnädigen Herrn Grafen und
Euer Gndn. zn Ehren diese stark dringende Notdnrit noch
nicht allerdings ausehen, sonder» der tröstlichen Hoffnung ge-
lebcn wollen, unser hochgeehrter Herr Gras und Euer Gdn.
werde, so gestellter Bewandtnis; nach, neben Befriedigung der
Gläubiger mit förderlicher Abforderung des Herrn Grafen
Maximilian Ernsts (dem wir nächtlicher Zeit zu Hanse zn
verbleiben anfgetragen) selbst zn remedieren gemeint sein".
Mit diesen Nachrichten riß der Geduldsfaden des „alten
Herrn". Der Vater setzte sich sofort hin und schrieb den Professo-
ren, sie sollte» den losen Vogel in Haft nehmen und 14 Tage
lang bei Wasser und Brot auch noch „einige empfindliche
Correclion am Leibe verspüren lassen". Zugleich erbat er
sich eine offizielle Darstellung der Affaire mit dem Grafen
Nothafft. In einer Nachschrift legte er nochmals ihnen die
körperliche Abstrafung seines Sohnes ans Herz. Allein der
Senat erklärte, eö sei bisher nicht gebräuchlich gewesen, „?er-
soirns iilustres mit der ihrem hohen Stand unziemlichen
Keuchen abznstrafen", auch wollten sie nicht bei dem jungen
Grafen den Anfang machen, sondern ihn der väterlichen Ge-
walt überlassen. Der Bericht über den Handel mit dem
Grafen Nothafft bestätigte die Erzählung, welche Max Ernst
davon dein Vater überschrieben halb. Dem Sohne aber
schickte der alte Graf folgendes Ultimatum: „Nachdem ich
allzu leider vernehmen muß, wie Du des gottvergessenen Mut-
willens in Ingolstadt also viel und unablässig gemachet, daß
Dein verdienter Lohn wäre, wo Dir auf einmal und nun-
mehr von Stund an alle väterliche Huld abgesaget würde:
sintemal noch in Lebzeiten Deiner seligen leiblichen Mutter in
Gratz, dann auch nachgehends und immerhin des leichtsinnigen
und lüchtöwürdigen Lebens allsoviel worden, daß ich schon
längstens, wo die häufigen großen und inständigen Fürbitten
nicht gewest wären, viel anders in die Sach gegangen wäre.
Also wirst Du Dich der von löblich. Universität Dir anf-
legenden, inehr denn zu wohl verdienten Strafe hierauf nicht
allein gehorsamlich zn untergeben wissen, sondern und zumal
es Dir auch einen solchen Ernst sein lassen und fürohin Dich
äußerst zu hüten haben, ans daß ich nimmer mehr dergleichen
losen Stücke von Dir in Erfahrung bringen, sondern dieses
die letzte zn Deiner Correclion ausschlagende Strafe sein
möge. Aujctzv kommt heraus, woher Du Terpeullnpillen zu
Arzneien gebrauchen und deö Weines Dich enthalten, dagegen
soviel oder mehr auf Pillen und Anders in die Apothek ver-
wenden müssen! Im Gegenfall und wo Du noch einste»
Dich im allergeringsten mit dergleichen losen nichtswürdigen
Stücken betreten lassen würdest, hast Du selbst zu ermessen,
daß ich notgedrungen auf immerwährend alle väterliche Huld
und Gnade gänzlich und gar zurücknehmen, Dich nicht mehr
für meinen Sohn erkennen, sondern im Gegenspiel auf alle
Weise und Weg verfolgen, verfluchen, ja in meinem Leben
und Tod aller väterlichen Hülfe entsetzen und enterben müsse."
Was that darauf Max Ernst? Mit volltönender Entrüstung
erdreistete er sich, die Vorwürfe zurückzuweiscn.
„Euer Gnaden wollen Ihnen gnädig belieben lassen, der
Ursachen halber Herrn Grafen von Preysing nach München
zn schreiben und ihn befragen, ob sie nicht eben mit solchen
Stücken und noch wohl ärgeren seinen H. Sohn Graf Fried-
rich Ignaz bei ihm Herrn Vater »»wahrhafter Weis ganz
fälschlich angegeben. Er hatte eben ans seinen Sohn einen
solchen Zorn geworfen, den er aber, indem er der Wahrheit
recht nachgeforscht und von der Professoren Unwahrheit be-

richtet worden, in der Kürze in vorige Gnaden und Hnlden
verwandelt. Hätte ich die Straf, so Euer Gdn. ihnen be-
fohlen mit mir zu vollziehen, verdienet, sie würden wohl ge-
wiß mit derjenigen sein fortgefahren. Ich bilde mir ein, diese
Sach kommet wegen H. Graf Nothafft, wie ich dann schon
auch glaubwürdig bin berichtet worden, seine Frau Mutter
werde vielleicht überschrieben haben: man solle doch sehen,
wie man mich weg könnte bringen, auf daß, wann ihre beiden
Söhne kämen, keine neuen Ungelegenheiten entstehen dürften.
Ich Hab mich etwa einmal lassen verlauten, es sei ihm noch
nicht geschenkt; so haben sie sich halt deswegen schon besorget.
Aber es sei fern von mir, daß ich ohne Euer Gdn. gnädige Einwilli-
gung im Geringsten was weiter tentieren wollte. Daß Euer
Gdn. aber meinen unwürdigen Zeilen mehr Glauben znstelleu
dürfen, bitte ich demütigst, derethalben Herrn Gras Preysing
nach München einige Zeilen nnbescheut zu überschreiben, so
werden Euer Gdn. leichtlich selber erachten, wie unwahrhaftig
die Relation sei. Solang ich leben werde, sollen solche leichtfer-
tige Stücke mir niemals in mein Gemüt kommen, geschweige daß
ich es ins Werk stellen sollte. Ich wollte lieber tausendmal
sterben als daß solche Stück, daß sie sollten wahr sein, Euer
Gdn. sollten zu Ohren kommen". Zugleich legte er eine „Ver-
antwortung der fälschlich'spargierten Puncten" bei. Die lautete:
1 punctum: Daß ich Tag lind Nachts sollte auf
der Gassen und meistenteils ohne Diener, auch in schlecht und
übelständigem Aufzug mit schlechter Condecenz meines Grafen-
standes umlaufen. Ucsponäeo: Daß ich bei Tag oftmals auf
der Gassen und immer einmal ohne Diener gehe, ist zwar
wahr, denn wer will in den terüs alleweil in dem Hans,
allwo kein Mensch sonsten ist als ich, sitzen; daß ich immermal
ohne Diener gehe, will ich die Ursach bei meiner Hinaufkunft
schon selbst mündlich gehorsamst referieren. Daß ich aber
nächtlich sollte ans der Gassen alleweil sein, ist es dem also
nicht, weil es schon wie lang aus Befehl H. Rectors nach
Ansläntcn mehr zu sein auf der Gassen verboten ist, welches
ich auch soviel mir möglich gehalten. Daß ich in einem un-
gebührlichen schlechten Aufzug hergehe, so trage ich alleweil
das Kleid mit den schwarzen Atlasbändern; gefallet ihnen
solches nicht, lassen sie mir ein anderes machen. — -^cl. II
p. R..: Daß sie schreiben, es komme vor, daß ich pfleg in
die Schlupfwinkel einzuschlüpsen; weil sie sagen: es komme
ihnen nur vor, und sagen eö selber expresse nicht, so stellen
sie mir denselbigen vor, der cs ihnen vorschwätzt! Ich will
ihn in Beisein ihrer zwingen, daß er sich selber wird
müssen der Lügen strafen. Und ich halte denselben solang
für einen Schelm, bis er es mir darthut und ein einziges
solches Schlupfwinkel beweiset. Wofern einer mir einiges
sollte beweisen, will ich gerne reus sein. — -^.6. III x>. U..:
Daß ich mich bei allerlei gefährlichen und weit aussehenden
Naufhändeln einfinde; ist dieses absolute nicht wahr, indem
schon allbereits 13 Wochen ist,H daß ich bei keinem mehr
gewesen. Und war es daöselbig mal kein weit aussehender
oder gefährlicher Handel nicht, sondern ^nnr ein Bagatel, in-
dem cs ohne Blut abgegangen. Und bin ich um dasselbige
schon gebührend bestraft worden, daß ich nämlich nimmer nach
Hansanß dürfe außer dem Hans sein und muß ein Thaler
Straf geben. Nun von derselben Zeit her Hab ich mich bei
keinem Ranfhandel befunden. Dadurch klar scheinet, daß der
4te Punct, in welchem ich ihre Warnungen verachten sollte,
nichts sei, indem ich mich von derselben Warnung her gehalten
habe, daß wenig über mich rechtmäßiger Weise wird zu klagen
sei». — ^.cl. V p. H.: Daß ich die liebe Zeit und Un-
U Weil eben seit ungefähr 13 Wochen schon Ferien waren!
 
Annotationen