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Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 12.1894

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Mone, Fridegar: Kritik der Wappen der Minnesinger aus Schwaben, [18]: ein Beitrag zur Geschichte der christlichen Mystik in Schwaben und Alamannien
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https://doi.org/10.11588/diglit.15916#0102

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genannten Codex richtig gezeichnet sei. Die zwei schwarzen
Adler übereinander gestellt, wie in einem Pfahl, sind offenbar
ei» Amtswappen nnd kein Familienwappen. Sie beziehen sich,
wie man zu vermuten geneigt ist, ans ein vom Deutschen
Reiche herrührendes Lehen. Es darf aber der schwarze Adler
nicht ausnahmslos ans den deutsche» König oder römischen
Kaiser bezogen werden. Die Wappenrvlle von Zürich (Aus-
gabe von 1860), Tafel I, Nr. 24, giebt den Hvnberg (Hohen-
berg, Homberg) zwei schwarze Adler »ach rechts schauend mit roten
Waffen in Gold und zwei weiße Schwanenhälse mit je einem
goldenen Ringe im roten Schnabel als Helmzier. Das Wap-
pen der Homberg stell in jener Wappenrolle zwischen Ba-
den nnd Hohenberg. — Auch »ach dem Wappenbnche des
Kvnrad vom Grünenberg 1483— 1496 Blatt 74U führen die
Grafen von Homberg, die Stifter zu Säckingeu waren, nnd
Mitglied der Gesellschaft vom Falten und Fisch, in goldenem
Schilde ^ zwei schwarze Adler (oder Falken). Wie ist aber
vor Lebzeiten des Dichters das Wappen der Familie Homberg
beschaffen gewesen? — Titan v. Hefuer gUbt ebenfalls in
seiner Heraldik Tafel XV Figur 379 die zwei schwarzen
Adler in Gold als Wappen der Homberg an, aber von dem-
jenigen, welches sie vor 1280 führten, schweigt er. Zunächst
fragt man, weshalb sind eS nicht drei Adler nnd in der Weise
gestellt wie dies bei den meisten Vervielfältigungen der
Wappcnfigur verkommt nnd wie cs sonst immer der Fall ist,
wie bei den Le innigen, bei den Bodman (drei Linden-
blätter), drei leere Schilde, drei Kronen n. s. w.
Ferner beschäftigt uns die Frage, hat die Zwei-Zahl
der Adler irgend welche Beziehung auf oder zu den zwei
Schwanenhälsen der Helmzier? — Die Vermutung liegt nahe,
daß die letztere eine Zugabe des Verfassers des Manesse-Co-
dex sei. Denn Titan v. Hefner berichtet in seinem Handbuch
der theoretischen uud praktischen Heraldik Seite 126:
Rüdiger Manesse habe im Jahre 1358 ein Siegel geführt,
welches als Helmzierde zwei silberne Hahnenrumpfe mit rote»
Waffen zeige. — Die zwei Schwanenhälse mit den Ringe»
tönnte man mit dem Verhältnisse W. v. H. zu Hugo della
Faginola nud den zwei erfochtenen Siegen zu Lucca 1314
und bei Montccatino 1315 in Verbindung bringen.
Was die Gestalt der Adler in dem Wappen des W. v.
Homberg betrifft, so giebt die Heraldik der Franzosen einen
Fingerzeig. Kaiser Heinrich VII. von Luxemburg war nach
seiner Geburt (in Valenciennes) und seiner ganzen Erziehung,
Bildung nnd Veranlagung nach Franzose. Die französischen He-
raldiker unterscheiden den Adler mit nach oben auSgespannlen
Flügeln, wodurch die einzelnen Federn (Schwingen) wie Ra-
dien znm Herzen des Vogels zu stehen kommen, ni§Ie epto-
(mit ansgebreiteten Flügeln), von dem niZlk nn vol
nbnisse, dessen Flügel mehr horizontal ansgebreitet sind.
Bei dem Wappen des W. v. Homberg sind die Flügel ans-
gebreitet (uiZte epto^ee), während die Zäringer, die Fürsien-
berg, die Tvggenburg, die Langenstein den Adler nu vol
nbnisse (n baisse), d. h. den im Fluge abfallenden haben.
Einige Schwierigkeiten machen, wie gesagt, erstlich die
Helmzier seines eigenen und seines Gefolges Wappen, sowie
zweitens die Schilde seiner Gegner im Kampfe. Der Manesse-
Codex giebt dem W. v. Homberg als Helmzier zwei graue
Schwanenhälse mit je einem Ringe. Der Schwanenhals ans
dem Helme findet sich so ganz gewöhnlich, daß hierüber nichts
zu sagen ist. Daß aber zwei Schwanenhälse ans einem
Brustkasten heranswachsen, ist nicht häufig, jedenfalls nicht I

ohne Bedeutung. Den Schwan mit Ring im Schnabel haben
auch die Gremp von Freudenstein. Daß diese Allcgoeie mit
der Lohengrinsage oder der St. Hngolegende zusammcnhängt,
unterliegt keinem Zweifel.
Das Gefolge des Homberg besteht in sechs Helmen:
1. mit rotem Fnchshalse; 2. ein roter Pfaffe mit Mütze;
3. Spitzhut mit drei Pfauenfedern; 4. Spitzhnt mit zwei
blauen Wolken Schrägbalken in gelb; 5. Helm mit zwei
Hifthörner gelb rot, Mundstück nach oben; 6. mit Hahnen-
federn-Bnsch, die Spitzen der Federn gehen in weiße Linden-
blätter ans. Der rote Fuchs könnte ein sprechendes Wappen
sein, wie solches auch die Fuchs von Fuchsberg, F. v. Walt-
pnrg, F. v. Eppe» uud die Fuchs iu Franken uud Tirol
führten. — Der Pfaffe mit rotem Birette ist auf einen An-
hänger des Papsttums, wahrscheinlich ein Orsini zu beziehen.
Ich verweise hier auf das, was bei dem „Pfäsfli" unten ge-
sagt ist. — Die Spitzhüte mit den Pfauenfedern bedeuten
Anhänger der kaiserlichen Partei. — Der Schild mit diesen
Wolkenlinien kommt in Ileberlingen in der St. Luciuskapelle
von 1462 vor. Die Herren von Ileberlingen hatten einen Schild
blau weiß schräg von rechts nach links iu Wolkenschnitt geteilt.
Die zwei Jagdhörner kommen ans dem Helme oft vor. Hier
sind solche auf einen deutschen Ritter im Gefolge von Hein-
rich VII. zu beziehen.
Die Gegner des Werner von Homberg führen ovale
Schilde mit folgenden Figuren: 1) Zinnene Gießkanne in
gelb, 2) rote Lilie in gelb, 3) rote fünfblättrige Rose in
gelb, 4) silbernen achtstrahliger Stern in rot. — Die Form
der Schilde verratet, daß es sogenannte Söldner-Schilde sind,
mithin tnrnierfähigen Adeligen nicht angehören können. In
dem ersten — mit der Zinnkannen wollte man ein Znnftwap-
pcn erkennen, in den anderen mit den Symbolen von Maria
und den hl. drei Königen vermutete mau Söldner einzelner
Kirchspiele. Nach Hans Bnrgkmair sind die Gießkannen Sym-
bol der Mäßigkeit, der Stern der Hoffnung, die Lilie der
Unschuld, die Rose der Liebe. Daher bleibt die Frage offen,
was jene Schildzeichen bedeuten solle».
Das Miniatnrbild bei Graf Werner von Homberg im
Manesse-Codex stellt jenen dar, wie er den Thor-Eingang
einer Stadt durch Berennnng zu erzwingen versucht. Er
selbst steht mitten im Kampfe. Die Stadt ist zwar nicht ge-
nannt, noch durch irgend etwas kenntlich gemacht, ebenso wenig
wird eine Jahreszahl dabei angegeben, wann dieses Zeitfaklnm
stattfand. So kam es, daß man in dem besagten Miniatnr-
bilde nur eine ideal gedachte Kampfscene erblicken wollte,
welcher weder ein bestimmtes Faktum, noch eine einheitliche
Handlung zu Grunde liege. Auf den Dächern der Türme
der Stadt wehen die Fahnen von Arragonien wegen Fried-
rich II. von Sicilien-Trinakricn, Sohn Peters von Arrago-
nien (1295 — 1336); ferner die der Anjou wegen König
Robert des Guten von Neapel (1309—1343); nnd als
dritte die von Ungarn, weil der Bruder von Robert, Karl Martell
Robert, König von Ungarn war 1309—42. — Nachdem
man die Flaggen auf den Türmen der Stadt und die ent-
sprechenden Krieg führenden Fürsten von Sicilien (Trinakrien),
Neapel nnd Ungarn festgestellt hat, ist man versucht, auch
die Zeit uud den Ort, wann und wo der Kampf, den das
Miniatnrbild zeigt, stattfand, annähernd zu bestimmen. Als wahr-
scheinlich hat sich ergeben: eine Stadt in Calabrien, wo 1313
Kämpfe stattgefnnden haben, oder die Einnahme von Lncca
1314, oder die Gefechte von Genua 1318—20. Der Kampf
in der Stadt Nom 18.—26. Mai 1312 kann nicht darge-
stellt sein, weil Werner von Homberg am 13. Februar jenes
 
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