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Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 13.1895

DOI Artikel:
Liebenau, Theodor von: Schwäbisches aus Schweizer Archiven, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.15914#0013

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Seiten sich auszndehnen und durch neue!
Bündnisse, seine im Kampfe gegen die ^
Eidgenossen und die Reichsstädte verlorne
Rechte wieder zu erobern suchte. Formell
waren die Bündnisse zwischen der Schweiz
und dem schwäbischen Städtebnnd längst
erloschen. Allein beide Parteien betrach-
teten sich noch als moralisch zur Hilfe-
leistung gegen gemeinsame Feinde ver-
pflichtet. DaS ergiebt sich klar ans dem
nachfolgenden Gesuche der Stadt Ravens-
burg (vom Jahre 1454, also ans der
Zeit kurz nach dem Städtekricg, dem für
die Städte unglücklichen Kampfe bei Nel-
lingen und dem Bamberger Frieden von
1450)H an den Rat von Luzern um ge-
treues Aufsehen, beziehungsweise Hilfe, das
vollkommen den Bestimmungen des vor-
maligen schwäbischen Städtebundes ent-
spricht, der wohl gewaltsam unterdrückt,
nicht aber ans legalem Wege durch seine
vormaligen Mitglieder aufgelöst worden
war. Allerdings hatte Ravensburg, wie
einst Zürich, mit Herzog Albrecht von
Oesterreich sich gegen die Eidgenossen ver-
bunden (Johann Dierauers Geschichte der
schweizerischen Eidgenossenschaft I, 353).
Aber die den Schweizern günstige Stim-
mung erwachte bald wieder und nicht
zum geringsten wogen neben der den
Reichsstädten von den Fürsten immer
mehr oder weniger drohenden Gefahr der
Unterjochung die handelspolitischen Mo-
tive hiebei vor, da die schweizerischen Al-
penpässc, namentlich die Straße nach Genf
und Mailand, für Ravensburg immer
mehr an Bedeutung gewannen.
„Den Ersamcn, fürsichtigen vnd wysen
Schnlthaisscn vnd Nätten zu Luzern, vnsern
besnndern lieben vnd guten fründen.
Ersamen, fürsichtigen vnd wysen, snnder
lieben vnd guten fründ. Pnser früntlich
willig dienst syen uch mit vliße bereit zu
alle» ziten. Vnnö zwifelt nit »wer wiß-
hait vernein vnd hör wol wie gar merk-
lich groß gewerb vnd samnungen Hetzen
am Land vnd allenthalbn nicht nur von
vns vorhanden sind, deßhalb vnns merk-
liche vnd treffentliche Warnung fnrkomet,
') Anmerkung der Redaktion. Darüber
findet sich weder bei Eben (Gesch. der Stadt
Ravensburg. 1830,84) noch bei Hafner etwas;
auch liegt unseres Wissens nichts mebr im Ra-
vensbnrger Stadtarchiv darüber vor.

das he die Ding vber vnns angeschn
syen, nachdem ettlich Hern an vnnser art
Ire armen lüt das Ir stehnen vnd abweg
tun haißent. Wen nun wir, ob sich yemant
vnns ald vnnser Statt ze bekümbern, da
vor got sye, vnterstan wollt, gar ain groß
getruwcn vnd merklich Zuversicht zu »wer
Ersamkait haben, nachdem vnS das vorher
in vnsern vorder» kriegen vnd allen andern
vnsern sachen durch üch vnd die üwern
wol bewißel ist. Hiernmb bitten wir üwer
fnrsichtigkeit vnd guten früntschafft mit
gantzem vliße ernstlichest wir jemer mögen,
ob Ir hörn vnd gewar, das wir also durch
yemantz gewalt bekümbert vnd überzogen
wnrden, das Ir denn vm vnser williger
dienst willen vnns mit üwer vnd der
üwern hilfst vnd bystand versehen, zu ret-
tnng genaigt sin, vnd tun wollen, als wir
üwer guten früntschafft snnder zwifels
vnd vor menglichs wol getruwen, das wir
zu ewigen ziten nicht zu pergeßn, snnder
allwegen zu tun mahnen, was wir üwer
wißhait vnd den nwern dienstlich vnd lieb
sin, üwer gütig verschriben antwnrt. Geben
an Zinstag vor vnsers Hern vfsart tag
anno eiusckem 1 IIII to (1454).
Burgermaister vnd Rat
zu Ranenspurg."
4. Klage desIosSchyt gegen die
Stadt Kempten bei den Eidge-
nosse n.
Nach Bau m a n n s „Geschichte des All-
gäus" (II, S. 323 zu vgl. auch mit
Hag genmül lcr, Geschichte von Kemp-
ten) wurde der Kemptner Stadtschreiber
Jos Scheit (alias Schyt) im 15. Jahr-
hundert wegen Diebstahls und Verun-
treuung im Amt zum Tode verurteilt, aber
ans Fürbitten von Edlen, Bürgerlichen,
Geistlichen, Frauen und Männern nicht
jnstifiziert, sondern zur lebenslänglichen
Einmanernng in einem Gemache des Spi-
tales zu Kempten (einer außergewöhnlichen
seltenen Strafe) begnadigt. In diesem
engen Gefängnisse lebte der Unglückliche
längere Zeit, bis Kaiser Friedrick IV. im
Jahre 1485 bei seiner Anwesenheit in
Kempten ihn frei bat — eine edle kaiser-
liche That. Der Stadtschreiber mußte
Urphede schwören, die Stadt Kempten bei
Todesstrafe nie mehr in seinem Lebe» zu
 
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