Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 13.1895

DOI Artikel:
Mone, Fridegar: Kritik der Wappen der Minnesinger aus Schwaben, [19]: ein Beitrag zur Geschichte der christlichen Mystik in Schwaben und Alemannien
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.15914#0022

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
die bei Kornthal den hll. Johannes Baptist
und Evangelist geweiht. Es giebt zwei
Dörfer des Namens Slaimnheim in Würt-
temberg, eines im OA. Calw, östlich der
Nagold, unweit der Oberamtsstadt und
dem Kloster Hirsau. Von diesem Orte
stammt wahrscheinlich die Familie, welche
den grünen Sittich im Schilde führte.
Das andere Stammheim im OA. Lud-
wigsbnrg liegt unfern der Fenerbach, welche
bei Mühlhansen in den Neckar mündet.
In dem znletzt genannten Pfarrdorfe sind
Johann Baptist und Evangelist Kirchen-
patronc. ES finden sich nach Or. Paul
Keppler, Württembergs kirchliche Alter-
tümer S. 208, in der znletzt genannten
Kirche noch Epitaphien der Herrn von
Stammheim mit Wappen von 1361, 1397,
1415 und 1513 vor. Das Wappen dieser
Stammheim giebt Keppler nicht au. Die
Kirche im Pfarrdorfe Stammheim, OA.
Calw, ist dem hl. Martinus gewidmet und
enthält noch einen Turm, welcher den qua-
dratischen Chorschuß im 13. Jahrhundert bil-
dete., Man könnte annehmen, daß die beiden
Familien von Stammheim den grünen oder
überhaupt den Sittich geführt haben, aber mit
einem kleinen Unterschiede in der Tinktur
und in der Wappenfignr d. h. dem Sittich.
Aehnliche kleine Unterschiede zeigen z. B.
die schwarzen Benediktuökrähen in den
Wappen der Helmstadt, Göler und Men-
zingen. Dadurch konnte man vielleicht die
Autorität des Manesse-Codex in diesem
Punkte retten.
Nr. 82. Der Wappenschild des Dich-
ters Hugo von Werbenwag (jetzt
Werrenwag), 1246—63, wurde in die
Manesse-Handschrift nicht ausgenommen.
Sein Wappen giebt Konrad von Grünen-
berg in seinem Wappenbuche an: „die
schwarze Stiege mit drei Stufen in quer ge-
stellt." Daß die Stiege mit drei oder vier
Stufen, welche sich in den Wappen der
Heiligenberg (Fürstenberg) , der
Bnbenhosen, G n n d e l f i n g c n,
der von Brennenberg, der I u -
st ingen , der Patrizierfamilien Hof -
m a n n von Speyer und anderer findet,
nichts weiter ist, als daS Wappen einer
Kirche, welche der prLesentLtio b. Norme
vir§iiris, Mariä Opferung, auch Norm
ock Zroclus (zur Greden, Griden) genannt,
21. November, geweiht war, habe ich in

meinen bildenden Künsten im Großh. Baden
Bd. 1, S. 125, 126 nachgewiesen. Die
Schloßkapelle in Werrenwag ist jetzt dem
hl. Alexius geweiht.
Dem Sammler des Manesse-Codex (An-
fang des 14. Jahrhundcrs) war diese Be-
deutung der Stiege nicht mehr bekannt.
Vielleicht auch halte er die Gedichte Hugos
von Werrenwag in einer Handschrift vor
sich liegen, die nicht mit dem Wappen
des Dichters und mit Miniatnrbildern
illustriert war. Das letztere scheint mir
das Wahrscheinlichste zu sein. Job. Had-
laub, der etwas flüchtig und oberflächlich
arbeitete, hat sich, wie es scheint, keine
Mühe gegeben, das Werrenwagsche Wappen
kennen zu lernen. Oder es lag ein an-
derer Grund vor, weshalb da§ Wappen
wcgblieb. Wenn aber Zangemeister, Karl
von Nenenstein und Starke in ihrem
ProspeklnS die Behauptung anfstellen:
„Die Wappen des Manesse-Codex seien
„w esentlich authentischen Quellen
„entnommen und Hadlanb habe diejenigen
„Wappenschilde leer gelassen, für welche
„ihm die erforderlichen Angaben fehlten,"
so entspricht dies der Wahrheit durchaus
nicht. — Manesse »nd Hadlanb haben
ohne Zweifel oft Gelegenheit gehabt, das
Werrenwagsche Wappen kennen zu lernen.
Entweder waren sie allzu oberflächlich und
leichtsinnig, oder es lag ein anderer Grund
vor. Nehmen wir an, das letztere sei der
Fall gewesen, so liegt folgende Vermutung
nahe. Der Dichter Hugo von der Werbenwag
hat gar nicht dem bekannten Adclsgeschlechte
Werrenwag im Donauthale bei Hansen,
Pfarrei Schwenningen im Thale, Amt
Meßkirch angehört, sondern hat diesen
Namen aus irgend welchem Grunde an-
genommen.
Das Schloß auf dem Felsen über dem
engen Donauthale hieß ursprünglich nicht
die Werbenwag, sondern der Platz unten
an der Donau, wo das Wasser der mäch-
tigen Brunnenquelle einen Weiher bildet
und in die Donau abfließt, nannte man
die Wag. Diese wurde als Werft oder
Werbe zum Schiffsbaun benützt und da-
nach benannt.
G-iviatd von Woiliviistvin in Alm.
Der Minnesänger O. v. Wolkenstein
verlor einst beim Fastnachtspiel durch einen
 
Annotationen