Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 13.1895

DOI Artikel:
Beck, Paul A.: Ueber schwäbische, insbesondere zwei Steinhauser Gnadenmedaillen: ein Beitrag zur schwäbisch-kirchlichen Medaillenkunde
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.15914#0033

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Redakteur der „Wiener nnmismaüschen
Zeitschrift" und des „Archiv für Brakteaten-
kundc" eine seltene, in neuerer Zeit nicht
mehr bekannte, den Wallfahrtsort („zur
schmerzhaften Mutter Gottes") Steinhau-
sen beiSchussenricd betreffende Wallfahrts-
medaille gefunden, über welche wir im An-
schlüsse an die von uns in dieser Zeitschrift
X., 1893 Nr. 1 ff. gegebene lvkalgeschicht-
liche-Studie über Steinhaufen, zu welcher
wir mit der Zeit noch einen größeren Nach-
trag bringen werden, nach den gefälligen
Mitteilungen Höffens, sowie nach einer
Abbildung vorläufig berichten. Die Vor-
derseite (Avers) dieser ca. 34 mm großen
schönen Medaille weist das Brustbild des
hl. Norbertns mit der Monstranz (als
Verteidiger der Gegenwart Christi im Al-
tarssakramente) und dem Bischofsstab und
der Umschrift »3. Xorbertrm«. Die Rück-
seite (Revers) zeigt die LeutuVirAoiVlLriL
in Steinhaufen auf einem Piedcstal, zur
Seite je ein Engel mit Lilie; am oberen
Ende des Piedestals zwischen diesem und
der Gottesmutter ist ein Abtsstab, eine
Mitra und ein Bischofskrenz zu sehen mit
der beiderseitige» Umschrift: L: V.: IVl: )X.
3D./7^Ml4^V3LX. Darunter links ein
knieendcr Abt, neben sich wieder Insul und
Stab und nebenan am Rande ein Mono-
gramm )X. Rechts Kaiser Leopold I. von
Oesterreich, knicend, dessen Aehnlichkcit un-
verkennbar sein soll, neben sich Reichsapfel
und Scepter. Die Medaille stammt nach
den gewählten Kostümen und allem, wie
auch nach dem Beiwerk ans dem Ende des
17. Jahrhunderts. In dem Monogramm
bezw. in dem Künstler M vermutet Höffe»
den Johann (Anton) Nowak, einen Schü-
ler des berühmten, schon obengenannten
P. Seel in Salzburg. Nowak war in den
letzten Jahrzehnten des 17. Jahrhunderts
Stempelschneider zu Graz in Steiermark und
scheint von dort aus ganz Süddeutschland
mit Weiheinünzen versorgt zu haben. In
dem „steirischen Künstlerlexikon" von Pro-
fessor und Regicrnngsrat I. Wastler
(Graz, Verlag Leykam 1883) findet sich
übrigens der Name Nowak nicht; ebenso-
wenig in der obengenannten Abhandlung
G. Zellers. Auch in der kürzlich erschie-
nenen Schrift von Oberst a. D. Franz
v. Töply, über „Weihemünzen" (Graz,
ebendas., 1893, 14 SS.) haben wir

oen Namen vergebens gesucht. — Ein-
heimische Medailleure gab es im 17. und
18. Jahrhundert in Oberschwaben wenig,
bezw. waren dieselben fast alle auswärts
an größeren Plätzen thätig.
Oberschwaben darf sogar stolz darauf
sein, fast die berühmtesten Medailleure und
Edelsteinschneider des 18. Jahrhunderts
zu seinen Söhnen zu zählen, wie die Ge-
brüder Gg. Friedr. und Friedr. Ding-
linger, Joh. Lorenz Natter, Joh. Mart.
Bückle, Franz Joi. Salwirk, Christoph
Wocher, Joh. Christoph Schanpp, welche
freilich mit Ausnahme des letztgenannten
alle von früher Zeit an in der Ferne und
nie in der Branche der Wallfahrtsmedaillistik
arbeiteten. In derselben wurde Oberschwa-
ben hauptsächlich von Augsburg ans
versorgt. Hier wurde das Steinschneiden
und Medaillieren schon frühzeitig durch
Silber- und Goldschmiede, die zugleich
Stempel- und Prägeschneidcr waren, na-
mentlich im 16. Jahrhundert ausgeübt.
Um das Jahr 1530 lebte (nach Köhlers
Münzbelustigungen, XV., S. 369) ein
anonymer Meister, der seine schönen und
feinen Arbeiten mit M. bezeichnet hat. Ans
demselben Jahrhundert werden vornehmlich
Lorenz Rosenbaum, Joh. Kornmann und
Ulrich Schweyer als Augsburger Meister
genannt, weiter Konstantin Müller, ein be-
rühmter Goldschmied und Wappen-, Stein-,
Münz-, Eisen und Siegelschneider, welcher
sich u. a. durch die Sammlungen Augs-
burger Wappen bekannt gemacht hat. Dem
17. Jahrhundert gehören an Christoph Um-
gelter und vor allen Phil. Heinrich Mül-
ler (geb. 1653, st 1715), von Profession
ursprünglich ebenfalls Goldschmied, welcher
namentlich (nach Köhler, a. a. O., V, S. 1)
durcb eine Medaille zum Preise der Auzs-
burgischen Künste Ehre eingelegt hat. Auf
deren Avers zeigt sich das Rathaus, auf
dem Revers ein Kranz von Kunstinstru-
menten und in demselben der Genius von
Augsburg mit der Göttin der Künste ab-
gebildet. Aus dem 18. Jahrhundert kennt
mau eine ganze Reihe Augsburger Medail-
leure: Christoph Elias Müller, des oben-
genannten PH. H. Müller Sohn, welcher
lange Zeit in Stuttgart arbeitete, seinem
Vater jedoch nicht gleichkam; Konr. Böhrer
aus Wörth (geb. 1711, st 1756); Lang;
Salmusmiller; die ans Genf stammende
 
Annotationen