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Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 13.1895

DOI Artikel:
Giefel, Joseph Anton: Das Waldbruderhaus Bernstein, OA. Sulz, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.15914#0066

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58

2) der 30jährige Krieg;
3) der Franzoseneinfall 1688.
Aiis dem Jahre 1438 datiert ei» Ver-
mächtnißbrief des Priesters Konrad Kayser
auS Weildorf bei Haigerloch, der i» der
Klause Bernstein wohnte uud für diese
ein großer Wohlthäter wurde, da er 1448
eine Quelle faßte uud damit für alle Zeit
gutes Trinkwasser für Berusteiu gewann.
Der Chronist sagt:
^uno 1448 hat der wohlehrwürdige
Priester Konrad Kayser mit seinem eifri-
gen uud andächtigen Gebet von Gott in
Bernsteiu den Brunnen erbeten und dann
ist er eben in disem Jahr den 11. April
gotsclig in dem Herrn entschlafen und in
dem Gotteshaus zu Kirchberg in der alten
Kirche nächst bei dem Hochaltar begraben
worden.
Von disem frommen Priester und zn-
vorderist oon Gott selbstcn haben wir al-
hier im Gotteshaus Bernstein bis auf heu-
tigen Tag und Stund eine immerwährende
Gnad und große Gntthat, indem wir un-
aufhörlich zu genießen haben das edle
Wasser, so er durch sein Gebet und An-
dacht von der Güte Gottes zuwege ge-
bracht hat, weil sonsten in Bernstein und
in discr Gegend hernmb kein frisches und
gesundes Wasser gewesen, sondern ein lauter
trübes und stinketes Pfütz- und Moos-
Wasser, welches ungesund, mehr für das
Vieh zu tränken uud jetzt Ziegel zu ma-
chen als zum Kochen, Trinken und dem
Menschen dienstlich und gebränchig ge-
wesen ist.
In disem Brunnen wird in einem ein-
gehauenen Stein gelesen: ^.imo 1448
hat Herr Conradus Kayser von Gott den
Brunnen erbeten.
Daneben ist noch mit großen Buchstaben
eingehanen: Zmiro 1620 ist der Brunnen
wieder eingefaßt worden zu der Zeit Alt-
vaters Hieronymi Held, Francisei Hart-
mann, Nicolaus Ehret, Bernhard! Nneff,
Michaels Ackermann, Martins Teufel,
Marx^Eberhard, Jörg Gnlder und Ja-
cobs Teufel, der 3. Regel s. Eraircisci.
Johannes Konrad, alter Steinmetz von
Norschach.
Bitt für uns, o hl. Vater FranciSce!
Bernstein erlangte den Nus eines sehr-
gesunden Ortes. Der Chronist schreibt

zum Jahre 1685, seit 42 Jahren sei kein
Bruder mehr in Bernstein gestorben.
Wer gern verlangt lang zu leben,
Ans Bernstein sich soll begebe».
Wie wir von unserem wohlehrwürdigeu
Altvater l3srirnrclino Werzen sel. vernom-
men, so hat der alte schwedische Krieg
anno 1624 seinen Anfang genommen und
gewähret bis nniro 1648, in welchem Jahre
der Friedensschlnß ist gemachet worden
und seind leider die Soldaten noch darüber
zwey Jahr lang in dem Land verblieben.
In disem Krieg ist der König in Frank-
reich, der König in Schweden, der Chur-
fürst in Sachsen und alle andere lutcrischc
Churfürsten und Fürsten sambt denen ln-
terischen Reichsstädten wider den Kaiser
nnd das Hans Oesterreich anfgestanden
und Krieg geführt, allein Maximilian Chnr-
sürst in Baiern ist an dem HanS Oester-
reich getreu verbüken, welches zu nnsrigen
jetzigen Zeiten von des Kaisers Oeopolcli
primi, hochlobwürdigen Angedenkens, Herrn
Schwager Naximilicuro üimcuruele, Chnr-
fürsten in Baiern und seinem Herrn Bru-
der joseplro Elemente, Chnrfürst zu Cöln,
zu wünschen gewesen wär, welche beyde
wider disen Kaiser und seinen Herrn Sohn,
jetzigen Römischen Kaiser stoseplro primo
und das ganze HanS Oesterreich ihre un-
gerechte Waffen ergriffen, dem jetzigen König
in Frankreich Ouckovico dem 14. ange-
hanaen und geholfen, gleichwie vor disem
der König in Frankreich Oustnvo^äolplro,
König in Schweden, angehangen und ge-
holfen hat, aber schlecht ihres Nnzenö
selbsten gethan haben, worüber sich doch
billig zu bedauren und mit beydcn Chur-
fürsten von uns ein herzliches Mitleidc»
zu tragen ist, weil sie allzeit große Gnt-
thäter und Liebhaber unseres hl. Ordens,
sonderbar unserer armen Franciscaner ge-
wesen seind.
Mit diesen Zeilen, die unser Chronist
im Jahr 1709 — also mitten im spani-
schen Erbfolgekrieg — niedergeschricben,
giebt er den Gefühlen warmer Anhänglich-
keit an das Hans Wittelöbach, die ihn
und seinen Orden seit den Tagen Ludwigs
des Baiern beseelten, beredten Ausdruck.
Aber aus Baiern widcrnmben in das
Schwabcnland, von denen Chnrfürsten zu
dem Schweden und seinem Anhang zu
kommen, so ist uns umb dise Zeit, da
 
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