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Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 13.1895

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Mone, Fridegar: Kritik der Wappen der Minnesinger aus Schwaben, [21]: ein Beitrag zur Geschichte der christlichen Mystik in Schwaben und Alamannien
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https://doi.org/10.11588/diglit.15914#0080

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72

Blume ist aber die Bezeichnung den Geld
(so!) und deutet lediglich für den Jllu-
ininierer an, daß die Blume in Gold zu
bemalen sei. k. Martin Kiem nennt den
Heinrich Rost einen der besseren Dichter
der Schweiz und meint, er habe schon im
letzten Decennium des 13. Jahrhunderts
seine poetischen Produkte in die Welt ge-
schickt. Nach Kiem war Rost Schreiber
der Abtei in Zürich und wurde ohne
Weihen, als Laie, Pfarrrektor (Kirchherr)
in Sarnen. Hieraus erklärt sich die Be-
zeichnung mit Herr. Die Abbildung dieses
Dichters im Manesse-Codex spricht für diese
Angaben, denn Rost ist nicht als Priester
abgebildet, sondern als Laie, nnbärtig,
mit Lockenkopf, neben seiner Geliebten
sitzend. Siehe Von der Hagen, Minne-
singer Bd. IV, 444. „Seine Gedichte
sind wahre, d. h. nnvcrschleierte, weltliche
Liebeslieder, ohne irgend welche Anklänge
an geistliche Dinge." Als Laie konnte
er doch Pfarrrektor und Kirchherr sein,
wenn ihm zum Zwecke seines Studiums
in der Theologie jene Pfründe übertragen
war.
Wenn mau aus der Abstammung des
Heinrich Rost ans sein Wappen einen
Schluß ziehen will, so entstehen ebenfalls
Schwierigkeiten. Kiem schreibt, in der
Herrschaft Wohlhuscn, welche an das Kirch-
spiel Sarnen angrenzt, gab cS eine Familie
„Rost, Ruvst", welcher im 14. Jahr-
hundert wohlhabende Edelknechte (also
Adelige) angehörten. Diese Familie führte
aber als Wappen zwei auf einem Zweige
sitzende, von einander gekehrte Vvgelein.
Dieses Wappen der Rnosie von Wohl-
huscn stimmt also mit dem im Manesse-
Codep nicht überein. Im Zürichgau gab
eS auch eine Familie „Rust" , welche mit
der im Aargau keine Verwandtschaft hatte.
?. Martin Kiem vermutet in dem „Schri-
ber und Kirchherr" den Rost oder zem Roste,
der bis 1329 in Sarnen.als Kirchherr
vorkommt, ungeachtet der Bedenken bezüg-
lich des Wappens, und einen Edelknecht. Da-
gegen bin ich der Ansicht, daß der Dichter
und Schreiber „Herr Rost" gar nicht mit
den Adelsfamilieu im Zürichgau oder in
Wyhlhuseu verwandt war, und daß sein
Wappen, der Rost des hl. Laurentius, ein
selbstgewähltes ist.
Auch das Wappen der Rost von Wohl-

hnsen, die zwei abgekehrten Vögel ans zwei
gegenüberstehenden Zweigen, ist ein frei-
gewähltes, kein ererbtes Familienwappen.
Denn diese Wappenfignr kommt nämlich
im 14. Jahrhundert so häufig und fast
überall in Italien, am Rhein, bei den
Alamannen und Schwaben vor, daß gar
nicht daran zu denken ist, es liege hier
ein Familienwappen vor. Meistens sind
es Geistliche, welche dieses Wappen und
Siegel führen. Zwei gegengekehrte Sittiche
führte z. B. ein Siegfried von Venningen,
der Dekan des St. Germanstiftes in Speyer
war, als Wappen und Siegel, obschon die
alt adelige Venningische Familie eine ganz
andere Wappenfignr hat. So kommen auch
gegengekehrte Pfauen und Tauben auf
Siegeln vor. Es ist mithin leicht mög-
lich, daß auch der Rost des hl. Laurentius
ein freigewähltes Wappen des Dichters zum
Nuoste war.
Nr. 47. Tafel 24 bei Zangemeister
W olfra m vonE s ch ilba ch und Nr. 67,
Tafel 34, Der Sun egge. DaS Wappen
des Schweizers Wolfram von Eschilbach
darf man nicht für dasjenige des berühm-
ten fränkischen Dichters von Obereschen-
bach-Pleieufelden, gestorben 1220, halten.
Jener Wolfram von Eschilbach scheint ein
schweizerischer Dichterling vierten Ranges
gewesen zu sein, der etwa hundert Jahre
nach seinem berühmten Namensvetter lebte.
Das Wappen des Schweizers Wolfram
von Eschilbach besteht in zwei von ein-
ander gekehrten, aufrecht stehenden Holz-
schlegeln hum die nasse Wäsche zu klopfen)
in rotem Felde. Man hat die Schlegel
für Messer erklärt, indem mau deren Be-
deutung als Holzschlegcl bei der Sünden-
wäsche vollkommen verkannte. Damit ist
zugleich dargethan, daß hier ein selbstge-
wähltes und erfundenes Wappen vorliegt,
welches besagen soll, daß sein Inhaber
immerwährend eingedenk sein wolle, daß
er für seine Sünden die entsprechende Strafe
zu erleiden habe oder bereit sei, sie zu er-
dulden.
Die etwas sonderbare Vorstellung der
Mystiker des 13. und 14. Jahrhunderts,
daß die Seele schon bei Lebzeiten des
Menschen vom Schicksale, in der Person
deö ChristuökindeS, gereinigt, geklopft, ge-
waschen, gescheuert uud gebleicht werden
müsse wie schmutzige Wäsche, fand auch in
 
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