Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 13.1895

DOI Artikel:
Schröder, Alfred: Dionysius von Rehlingen, Reichsprälat von Wettenhausen 1658 - 1692, [2]
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.15914#0094

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
86

sehr als Männer des Geistes, daß wieder-
holt auch auswärtige Klöster sie als Vor-
steher begehrten und erhielten. Und einen
Meister der Disziplin konnte Kloster Wet-
tenhausen brauchen, sollte eö wieder ein
Anziehungspunkt für ideale junge Leute
werden. Wir haben gesehen, daß die Zahl
der Konventherren auf 5 herabgesunken
war, und wcS Geistes Kinder diese fünf
waren, das trat unter dem strammen Re-
gime des neuen Prälaten bald zu Tage.
Zwei von diesen fünf Religiösen sprangen
im Jahr 1661 ans, weil ihnen das Joch
der Disziplin unerträglich war und sie
waren von der Art, daß sie nicht bloß
aus dem Kloster, sondern auch aus der
Diöcese verwiesen werden mußten; ein
dritter nahm sich im Jahr 1664 selbst
daS Leben. Daß mit solchen Untergebenen
ein rechtes Klosterleben nicht einzurichten
sei, sah Prälat Dionysius zum vorhinein
und erbat sich vom Propst von Hl. Kreuz
die Erlaubnis, zwei Religiösen anö diesem
Kloster mitnehmen zu dürfen; das wurde
ihm gerne gewährt. Und nun setzte er alle
Hoffnung für die Zukunft des Klosters
auf die jungen Leute, welche er für VKt-
tenhauscu gewinnen würde. In der Thal
ward die Zunahme der Religiösen alsbald
so stark, daß schon zu Anfang des Jahres
1662 für neue Zimmer zu deren Unter-
kunft gesorgt werden mußte, und im Jahr
1680 zählte der Konvent 12 Priester,
1 Novizen und 1 Laienbruder. Ein ein-
ziger dieser Konventualen war schon vor
dem Regierungsantritte des Propstes Dio-
nysius im Kloster, die andern waren sämt-
lich erst unter ihm zugegangen und standen
meist im Alter zwischen 30 und 40 Jahren.
Wie das Tageswerk der Religiösen unter
Propst Dionysius Ungeteilt war, darüber
hat sich eine Aufzeichnung erhalten, welche
von dem guten Geiste Zeugnis ablegt, der
mil Dionysius seinen Einzug in Weiken-
hausen gehalten hatte: des Nachts um
1lU/ü Uhr betete man in der Kirche die
Matutin, um östs Uhr morgens oblag
inan der Betrachtung, an welche sich um
6 Uhr die erste Tagzcit, die Prim anschloß;
sie wurde in der HauSkapelle gebetet und
hatte als ^nnexum nach uralter Kloster-
gewvhnheit daS cmpituium, in welchem
ein Abschnitt aus der hl. Regel und aus
dem Martyrologinm verlesen wurde, und

sodann die Rügung etwaiger Mißstände
an einzelnen oder der Kommunität erfolgte.
Von 7—8 Uhr war iectio spiritrmlis
vorgeschrieben. ES folgte hierauf das
Konventamt in der Kirche, welches mit dein
gemeinsamen Abbeten einer liturgischen Tag-
zeit (Terz) eingeleitet und ebenso (Sext) ge-
schlossen wurde. Die folgende Stunde, von
9—10 Uhr, war dem Studium zugeteilt.
Eine besondere Gewisseuserforschung gab
hierauf diesem ersten Teile des Tagwerkes
den Abschluß, und es wurde daö Mittags-
mahl gemeinsam im Refektorium einge-
nommen — ein Frühstück kannte man da-
mals nicht, daher die verhältnismäßig frühe
Stunde des Mittagsmahles. In der
Hanskapelle gedachte man nach beendigter
Mahlzeit der Verstorbenen und verfügte
sich hierauf durch den Kreuzgang in die
Kirche zum Rosenkranzaltare, wo die zur
Gewinnung der Ablässe vorgeschriebencn
Gebete verrichtet wurden; es war nämlich
der gesamte Konvent in die Rosenkranz-
bruderschaft ausgenommen. Die Stunde
von 11—12 Uhr war dann die Zeit der
Erholung. Um 12 Uhr begab man sich
zum gemeinsamen Chor in die Kirche; eö
wurde jetzt die Non gebetet. Für die
jüngeren Konventualen fand nach' Been-
digung des Chors Hebung im Choralge-
sang statt bis 1 Uhr und von 1—3 Uhr
Studium der Philosophie; die Chorvcsper
trennte dieses vom Studium der Theologie,
welches sich bis 5 Uhr erstreckte und mit
dem Lompietorium beendigt wurde. Hier-
auf war Abendtisch und Erholungszeit bis
7 Uhr. Gewissenserforschung und die
Allerheiligenlitanei bildeten den Abschluß
der Tagesordnung. Um 7sis Uhr begab
man sich zur Ruhe. Das war die „ckis-
tributio temporis" in Wettenhausen und
gewiß, es war eine Musterordnung, echt
klösterlichem Geiste entsprechend.
Wie sehr Prälat Dionysius ein Freund
der klösterlichen Disziplin war, ergiebt sich
daraus, daß er, soviel immer möglich, auch
seine Konventualen im Kloster zurückbehielt
und sie nicht aus die Klosterpfarreien ex-
ponierte, obwohl das für sein Kloster ein
materieller Vorteil gewesen wäre. Freilich
gelang es ihm erst in späterer Zeit, Wclt-
priester für die inkorporierten Pfarreien
zu erhalten; denn cS war infolge der Ver-
wüstungen des Schwedenkricges ein solcher
 
Annotationen