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Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 13.1895

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Schröder, Alfred: Dionysius von Rehlingen, Reichsprälat von Wettenhausen 1658 - 1692, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.15914#0097

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89

auch die Bibliothek geplündert und die
Bücher, ja selbst die Gestelle dazu nach
Ului und Jeitingen abgeführt. — Die auf
die oben beschriebene Weise begründete
Wettenhanser Bücherei vermehrte Dionysius
dann durch zahlreiche Neuanschaffungen,
wobei er hauptsächlich den Plan verfolgte,
eine bibliotlrecm Cnnoirico-^uAustininnn
d. i. eine Sammlung von Büchern, welche
von Augustiner Chorherren geschrieben
waren, zu stände zu bringen.
Unter den Religiösen von Wettenhansen,
welche, durch Prälat Dionysius angeregt,
sich um die Wissenschaft Verdienste er-
warben, sind zwei vorzüglich zu nennen:
der eine ist Franz Petrus, ein geborener
Augsburger, welcher bald nach dem Re-
gierungsantritte des Prälaten Dionysius
im Kloster Wettenhausen die Gelübde ab-
legte. Er schrieb ein Buch betitelt Luevin
ecalesinsticm, d. i. Kirchengeschichte Schwa-
bens, gedruckt zu Dillingen 1699, ein
Werk, welches noch jetzt viel gebraucht
wird. Ein anderes Werk des Franz Pe-
trus betitelt sich OermLirin Cnironico-
^uZriZtimanL und bietet eine Geschichte
aller Augustiner Chorherrenstifte Deutsch-
lands. Diese äußerst fleißige und müh-
same Arbeit umfaßt drei Foliobände und
beschäftigte den Verfasser 40 Jahre lang.
Gedruckt wurde eS erst nach seinem im
Jahr 1716 erfolgten Tode. H Es ist bis
zur Stunde das einzige zusammenfasfende
Werk über diesen Gegenstand. Ein großes
Verdienst um die Lokalgeschichte von Wei-
kenhausen erwarb sich Franz Petruö durch
seine Wettenhanser Annalen, welche eine
quellenmäßige Geschichte seines Klosters
von dessen Anfängen bis zum Jahre 1559
in drei Bänden enthalten. Das Werk ist
nur handschriftlich ans uns gekommen und
befindet sich im kgl. Reichsarchiv zu
München.
Ein anderer Schriftsteller der diony-
sianischen Aera war Augustin Erath von
Erathsberg, welcher im Jahr 1667 in
Wettenhausen Prvfeß ablegte. Der Prä-
lat schätzte ihn sehr hoch und übertrug
ihm im Jahr 1676 das Amt eines Snb-
dekans und die Professur für Philosophie.
Von ihm haben wir 16 gedruckte Bücher,

') N. Kuen, collectio script. rsr. INst. mo-
nast. eccle». Inm. III. IV. V. I imd 2.

mehrere davon sind Uebersetzungen aus
dem Italienischen i»S Laieinische oder
Deutsche, manche erlebten 2 und 3 Auf-
lagen. Der Inhalt dieser Werke ist ver-
schieden, vorwiegend erbaulicher Art, auf-
gezählt bei Xuen I. c. V 2, 259 ff. Im
Jahr 1719 starb Augustin Erath als Prälat
von St. Andreas in Niederösterreich, nach-
dem er vom römisch-deutschen Kaiser und
von manchen anderen Fürsten des Reiches
Beweise der Hochachtung erhalten hatte.
Die beiden genannten Gelehrten waren
Schüler des Prälaten Dionysius; denn
wie bei Hl. Kreuz, so dozierte er auch
in Wettenhausen Theologie. Um sich für
den genossenen Unterricht dankbar zu er-
weisen, suchten seine Schüler im ,Jahr
1679 beim Kaiser um die Verleihung des
Titels eines Doktors der Theologie und des
kanonischen Rechts und eines kaiserlichen
Hofkaplans an den Prälaten nach. Dieser
Bitte ließ der Kaiser Willfahrung ange-
deihen und ernannte Dionysius, Abt des
ReichSstifts Wettenhausen, am 17. August
1679 unter Anerkennung seiner ausge-
zeichneten Verdienste um die Wissenschaft
und um das ihm anvertraute Kloster zum
Doktor der Theologie und zugleich zum
kaiserlichen Rat. In einer zweiten Ur-
kunde vom 26. November 1679 erteilte
ihm dann Kaiser Leopold die Würde eines
Hofkaplans. Die Begründung dieser Aus-
zeichnung ist so ehrenvoll für unfern Prä-
laten, daß ich nicht umgehen darf, dieselbe
hier mitzuteilen. Der Kaiser sagt n. a.:
obgleich der Prälat das Kloster infolge
der langwierigen Kriegszeiten und der
Wut der Feinde in jeder Beziehung, so-
wohl in geistlichen als weltlichen Dingen,
gänzlich darniederliegeud angcnoffen habe,
so habe er doch unter unablässigen Sor-
gen und Mühen alles in neuen Stand
gebracht und das Lob seiner Tüchtigkeit
verkünde nicht bloß das von Grund aus
neugcbaute Gotteshaus, sondern mehr noch
die Dankbarkeit seiner Schüler, welche er
unermüdlich in der hl. Wissenschaft unter-
richtet.
Indes so ganz ungeteilt war gleichwohl
die Anerkennung nicht, welche des Prä-
laten Thätigkeit von seiten seiner Unter-
gebenen fand. Es ist nötig, auch einige
Schattenstriche in dem gezeichneten Bilde
anzubringen, damit der geschichtlichen
 
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