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Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 13.1895

DOI Artikel:
Vogelmann, Albert: Die Bildhauer-Familie Paulus, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.15914#0138

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130

II. Zum erstenmal erscheint bei uns
dieser Geschlechtsname im Jahre 1646.
Weiterhin tritt er dann in der damaligen
Propstei Ellwangen immer zahlreicher auf,
auch auf dem Lande, besonders aber in
der Stadt und zwar in den verschiedensten
Berufsstellungen, wurde aber allmählich
wieder seltener, bis er im Jahre 1815
ganz auSstarb.
Doch u»S beschäftigen jetzt nur die-
jenigen Träger dieses Namens, welche im
Kunstgewcrbe thätig waren. Während nun
bei den übrigen sich nicht ersehen läßt,
von woher sie nach Ellwangen gekommen
sind, ist dies gerade für die in Frage
stehende Sippe nachweisbar. Sie scheint
aber auch in keinem näheren verwandt-
scbasllichen Verhältnis zu ihren übrigen
Namensvettern gestanden zu sein.
Das Ehebnch der Stadtpfarrei enthält
den Eintrag: „1668 Ellwang November 3.
3p>o>rsu8 stormnes ?uuius von Meck-
lingen/) sponsn Katharina Hirschmäuuin
von Hittlingen". Obwohl er in den Kir-
chenbüchern von da an bei verschiedenen
Gelegenheiten, und häufig als „Ellwanger
Burger" erwähnt wird, ist er dvch erst
und nur im Jahre 1702 am 31. März
im Ehebnch der Stiftskirche, wo er als
Trauzeuge erscheint, als „Burger und
Schreiner" bezeichnet, wie denn bei Hand-
werkern die Kirchenbücher oft ganze Pe-
rioden hindurch den Stand gar nicht oder
nur ausnahmsweise aumerken.
Näher lernen wir den Mann kennen
aus den Rechnungen, die über den Ban
der ersten großen Kirche auf dem Schönen-
berg geführt worden sind. Dieser Ban
Fnmilienverhältnisse der besprochenen Personen
die hiesigen Kirchenbüchern für deren künstlerische
Thttligkcit: 1. noch vorhandene Bildhanerarbeiien
— 2. Zeichnungen (Skizzen) im Besitze des
Herrn Malers August Stnbenvoll dahier —
3. Rechnungen der Kirchenpflege ans dem Schö-
nenberg und 4. einige weitere zuverlässige Quellen.
Zugleich sei hier allen, die den Verfasser bei j
dieser Arbeit in mannigfaltiger Weise freuudlich
unterstützten, der gebührende Dank ausgesprochen.
') In Mögglingen, OA. Gmünd, ist aus dein
17. Jahrhundert nur ein Taufbuch noch vor-
handen und zwar von 1613 —1643. Darin
kommt zwar der Geschlechtsnamc Paulus nirgends
vor; da jedoch dieses Buch sehr lückenhaft
(30jähr. Krieg) ist. kann unser Paulus dvch von
dort stammen. Hüttlingcn. OA. Aalen, die
Heimat seiner Frau, ist nur etwa drei Weg-
stunden davon entfernt.

wurde, wie schon bemerkt, begonnen im
Jahre 1682 und vollendet 1695. Unter
den Schreinern fiel der Löwenanteil
der Arbeit dem fürstlichen Hofschreiner
Hans Michael Weinmann zu, der auch
meistens gemeinsame Rechnungen für an-
dere, nicht nur Geselle», sonder» auch
Meister dieses Geschäftes auSstcllte, so daß
auch die letzteren, im ganzen neun, als
seine Gehilfen erscheinen. In diesen Rech-
nungen kommt auch Pauluö schon vom
ersten Baujahr an vor, doch nicht in alle»
und oft mit kleinen Posten. Aber von
1692 an stellt er seine „Verzeichnisse"
über gemachte Arbeit eigenhändig aus sei-
nen Namen aus, ein Zeichen, daß er, ob-
wohl ein Zngewanderter, sich dem Hvf-
schreiuer gegenüber eine gewisse Unab-
hängigkeit errungen hatte, was ihm natürlich
nur durch besondere Tüchtigkeit gelingen
konnte?) Zwar ließ der Hofschreincr durch
seinen Sohn Hans Peler 32 Docken P
schneiden; Paulus aber verfertigte nichl
nur 36 solcher Verzierungen (ü 45 kr.),
von denen nachher einige namentlich auf-
geführt werden sollen, sondern auch (Rech-
nung vom 19. September 1692) andere
geschnittene Arbeit für jene Bänke, näm-
lich 45 Füllungen (ü 40 kr.), 24 Tcrmcsst)
(ü 36 kr.). In demselben Jahre lieferte
er zu den zwei großen Beichtstühlen zwei
„Auszüge (Zeichnungen?) mit Engels-
köpfen, Schnörkeln" und Früchten, jeden
zu 4 fl. Ferner vier DachungSschuörkel
ü 1 fl. 6 kr., vier Auszüge „obiger Ma-
nier" zu den vier kleinen Beichtstühlen
ü 3 fl. 15 kr., acht Dachungsschnörkel,
für jeden 1 fl., 20 Stück Zieraten zu
„die Colnmna" bei den sechs Beichtstühlen
ü 24 kr. „Item habe ich die Visierungen
') Die Stuccatnrarbeiten beginnen im Jahre
1684. Auf den Rechnungen sieht gewöhnlich:
„Melchior Hauch und Konsorten". Manchmal
tritt nnch der Name Hans Mich. Weinmann
hervvr, und einmal i 1685) Johann Paulus mil
s 3 fl. 33 kr. Denn nnch Schreiner waren den
Stuccatoren notwendig.
ch Stirnseiten an beiden Enden der Kirchen-
stühle.
ch Französisch terms vom lateinischen termina»,
Pfeiler, oberhalb menschliche Figur, unterhalb
umgestürzte Pyramide, eigentlich Grenzsnulc.
Hier find die Termen die äußersten ausrecht-
sichenden. Hermen- oder kcuyalidenarligen Ein-
fassnng-'verzie»nngen an den Seilen der Fül-
lungen.
 
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