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Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 13.1895

DOI Artikel:
Reiter, Joseph: Heiligensachen
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https://doi.org/10.11588/diglit.15914#0145

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I» nun U» künde vom Jahre 1508,
Vlittwoch nach dom Fasteiisonntag „Laetare"
(Korber Cpitalarchiv) wird ei» Meister
Martin Trick erwähnt Kaplan St. An-
tonien AltarS und Pfründe zn Dornstetten,
DA. Frendenstadt.
Möglich, daß auf der Bnrg Entinger
Thal, wo früher wöchentlich einigemal die
heilige Messe gelesen werden mußte, eben-
falls Nnlonins Patron war. Dieser Ver-
mutung könnte sich teilweise darauf stützen,
daß die Antoninspfründe von Eutingen
von den Herrn zn Entinger Thal gestiftet
worden ist, waS ja ans eine besondere
Liebe derselben zu dein Heiligen schließen
lassen mag. Möglich!
Eine Anloninsspnr findet sich auch für
Vollmaringen; in einem Lagerbucb deS
Klosters Renthin (im Kamcralamt Horb)
v. 1699/1700 heißt eS S. 350: (Voll-
maringen) „Ein Jauchert bei Sankt An-
tonio am Hochdorfer Weg zwischen w."
Daß AntoninS ehedem auch in der Ober-
amtöstadt Horb verehrt worden sein muß,
dafür kann als Zeuge anfgeführt werden
der hl. AntoninS selbst, insofern dessen
ans früherer Zeit stammendes Bild in der
«endlichen Wand der südlichen Kapelle der
Stadtpfarrkircbe zn Horb angebracht ist.
Im cockex IliisauZieirsis ist 5. TLirto-
nie>8 gleichfalls erwähnt: „. . . . alt-nre
3. Leneclicti . . . . et in lronors
LLntonii .... 8. patrum erectum."
Soviel von dein hl. AntoninS, welchen ,Jda
Gräfin Hahn-Hahn in ihrem Buche: „Die
Väter der Wüste" mit Athanasius und
Augustinus znsammenstellt, anSrufend:
„Welch ein Namensdreiklang von Größe,
von Genie, von Heiligkeit, von Schönheit
der Seele, von Tragweite des Geistes,
von Schwung des Herzens, von cherubini-
scher Erkenntnis und seraphischer Liebe!"
4. Der bekannte Forscher vr. B o s sert
hat auS Anlaß der Generalversammlung
des Gesamtvereins der deutschen GeschicbtS-
niid Altertnmsvereine (September 1893,
Stuttgart) über die Kirchenheilige» in
ihrer Bedeutung für die Geschichtsforschung
54 Thesen ausgestellt, welche auch von
unserer Seite Beachtung verdienen. These
39 lautet: „Sprachliches Anklingen der
Heiligennameu wirkt vielfach auf die ihnen
zugeschricbenen Hilfserweisungen in der
»»bewußt schaffenden Volksphanlasie ein."

Gegen diese These ist seiner Zeit im
„Deutschen Volksblatt" polemisiert wor-
den — wohl mit Unrecht.
Stephan Beissel 3. ). weiß in seiner
Schrift: „Die Verehrung der Heiligen
und ihrer Reliquien in Deutschland wah-
rend der zweiten Hälfte des Mittel-
alters" — S. 78 AehnlicheS zn berichten.
„Der hl. Märtyrer Vincenz ward zum
Patron der Winzer und erhielt deren
Werkzeug, weil sie in seinem Namen
den des Weines (vinum, viir) fanden.
(OrimOuurcl Oericle cle 1'nrt clrretiair
V. 33.) Neben der hl. Lucia und dem
hl. Bischof Clarus von Nantes sieht man
in vielen Bildern zwei Augen, weil ihr
Name an klares (clarem) Licht (lux) der
Augen erinnerte und sie dann von den
Kranken darum gebeten wurden." (Ealrier
curLcteristicqusZ I. 104.)
5. In der genannten Schrift spricht
Beissel auch von der hl. Katharina, ans
deren Verehrung das Kloster des Berges
Sinai einen großen Einfluß anSgeübt hat.
„Dort wurde ein Orden der hl. Katharina
gestiftet und vornehme Pilgcr rechneten
eS sich zur Ehre, daselbst zi; Katharinen-
riitern geschlagen zu werden, z. B. 1433
zwei Herren v. Nechberg und ei» Herr
v. Frankenstei». Manche dieser Ritter
nahmen sogar das Rad, der Heiligen in
ihr Wappen ans" (Röhricht, Pilgerreise»
S. 71 und 122).
Eiebt eS bei unS adelige Familien, welche
ans dem angegebenen Grunde ein Rad in
ihrem Wappen führen?
Woher kommt wohl das Rad (Bruch-
stück von einem Rad--Helmzier) in dem
Wappen der Freiherr» von Ow?
6. Zu der Anfrage betreffs Naphae.l
in Oer. 3 S. 43 des Bl. vergleiche was
Dr. Samson in seiner „Allerheiligeu-
litauei" sagt: „ . . . Weil der hl. Ra-
phael dein blinden Tobias Heilung brachte,
so wurde er von den Apothekern zum
Schutzpatron erwählt; darum kommt im
Wappenbild der Apotheker, ebenso wie
auf den Gasthausschildern noch häufig
der Titel „zum goldenen Engel" vor."
Wahrscheinlich bringt das Bild auf dem
Ziegel nur die Schutzengelsidee zur Gel-
tung. Raphael war indes auch noch
der Patron der Dachdecker (Ziegler?) und
dürfte sich sein auf dem Ziegel einge-
 
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