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Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 13.1895

DOI Artikel:
"Album Neresheimense", [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.15914#0170

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rührigen Abt Johannes Vinsternau
als Reformator vieler Klöster seines Or-
dens im Augsburger Bistum und noch in
weiteren Kreisen thätig.
Als zur Zeit des 30jährigen Krieges
fast alle Pfarreien in der Umgebung von
Neresheiin ihrer Seelsorger ans dem Sä-
kularklerus entblößt waren, übernahmen
die Mönche von Neresheiin unter den
größten Entbehrungen und Opfern die
Pastvriernng dieser verlassenen Gemeinden,
bis der Weltklerus sie wieder besetze»
konnte. Abt Meinrad Den ich provi-
dierte als Abt selbst sieben Jahre die Pfarrei
Umnienheim.
Im 17. Jahrhundert finden wir litte-
rarisch thätig ?. Thomas Weiß, meh-
rere Jahre Professor in Salzburg, und
verdient als Uebersetzer des Lllronicon §e-
nerale O. 5. O. von JepcS.
Im 18. Jahrhundert war auf dem Ge-
biete der Geschichte tüchtig ?. Magnus
Sie er, zunächst als Historiograph von
Neresheiin und dann als Verfasser von
drei wertvollen Werken, die Manuskripte
blieben: der „Oermania beneckiatinL" ein
Band, dein „Menolvgium beneciiatinum"
(vier Bände Folio) und „Oe Opiscopmki-
bus et Opiscopis Oermaniae" ein Band.
Als Professor und Verfasser philosophischer
Lehrbücher hat das 18. Jahrhundert noch
?. Ulrich Hnhndorf aufzuweiseu.
Unter Abt Benedikt Angehen er-
reichte Neresheiin den Gipfel seiner mate-
riellen Größe und Macht, indem es sich
durch einen Vergleich mit dem Fürsten
Oettingeu-Wallerstein 11764) die Reichs-
uninittelbarkeit erwarb. Die Vollendung
der majestätischen, im edelsten italienischen
Stile erbauten Stiftskirche und die Aus-
schmückung derselben mit den FreSkogemäl-
den von Martin Knoller sind das Werk
dieses Abtes.
Unter dem letzten Abte Michael Dob -
ler zeigte sich ein erfreulicher Aufschwung
in der Disziplin; die litterarische Thätig-
keit (ans die sein Vorgänger kein Gewicht
gelegt hatte) kam wieder zu Ehren, die
für das Ordeusleben weniger passenden
Elemente (wie Pracher und Werkmeister)
schieden freiwillig aus dem Ordensverband.
Eine größere Wirksamkeit zu entfalte»
war dem Abte Michael nicht mehr gegönnt.
Die fortwährenden Kriege und die endliche

Aufhebung des Stiftes vereitelten alle seine
Absichten. Durch seine großmütige Stif-
tung zur Armenunterstützung (bei 47 000
Mark) hat er sich ein dankbares Andenken
bei der Nachwelt geschaffen.
Von den Religiösen dieser letzteren Zeit
begegnet uns als eine liebe Erscheinung,
U. Karl Nack, als Hauschronist und be-
sonders als religiöser, volkstümlicher
Schriftsteller thätig. — Die Bemühungen
der von der Aufhebung betroffenen Reli-
giösen von Neresheim, als Erzieher der
Jugend durch Gründung des Lyceums Ca-
rolinum sich nützlich zn machen, war leider
nur von kurzer Dauer, da finanzielle
Gründe die Auflassung desselben geboten.
Nicht unerwähnt sollen bleiben die gün-
stigen Verhältnisse für das mvnastische
Leben, in denen Neresheim sich befand.
Alle Religiösen waren mit geringen Aus-
nahmen immer daheim; denn daö Stift
hatte keine auswärtigen Seelsorge», Expo-
sitnren, ') Statthaltereien, Beichtvaterstellen
und dergleichen zu versehen Nur zeit-
weilig finden wir einige als Professoren zn
Freising und Salzburg abwesend.
III. Mit dem laufenden Jahre 1895
erfüllt sich das achte Jahrhundert seit der
Stiftung von Neresheim.
Im Jahre 1095 sandte nämlich die
Abtei Zwiefalten eine Anzahl von Mönchen
nach Neresheim, um dort den Grund zürn
monastischen Leben zu legen.
Mutter und Tochter leben nicht mehr
— sie sind dem über den ganzen Westen
von Europa dahinbrausendcn Sturme der
Säkularisation erlegen — und schon sind
vierzig Jahre vorüber, seit der letzte
Neresheimer Mönch seine Auge» ge-
schlossen. —
Somit lechtiertigt die vor 800 Jahren
geschehene Gründung gewiß das Erscheinen
dieses Verzeichnisses bei der Neige des
Jahres 1895.
Quellen und Hilfsmittel:
Druckschriften:
Gauis Pius, O. 8. k., Netrvlvgie» der Ab-
teien der jetzige» Diöeesc Rvttenbnrg (Tübinger
Qnnrtalschrift. 1870. Heft II S. 758 -c.).'
Laug Anselm, O. 3. N., Kurze Geschichte des
eheinnligeu Klvsters und Reichsstiftcs Neresheiin
samt einer Beschreibung der daselbst befindlichen
') Selbst Maria Buch wurde nur excurren-Io
Venn Kloster ans versehen.
 
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