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Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 13.1895

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Beck, Paul A.: Eine Episode aus der französischen Invasion in Schwaben i. J. 1796
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https://doi.org/10.11588/diglit.15914#0176

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— 168

von Kaiser Franz II. i. I. 1795 znm
Ministerresidenten beim schwäbischen Kreise
ernannt worden. Ans dieser Zeit seiner
Ministerresidentnr ist ein für ihn wie für
seine Unterthanen merkwürdiger nnd fol-
genschwerer Vorfall zn verzeichnen. Als
nämlich i. I. 1796 das Waffenstillstands-
anerbieten (siehe über dasselbe nnd den
WaffcnstillstandSvertrag selbst Feyerabend,
Jahrbücher des ReichsstiftS Ottobenren ec.,
IV, S. 250 nnd 264) an Frankreich auf
dem schwäbischen Kreistag zn Augsburg
zur Beratung gelangte, ließ auch der Graf
mit andern Kreiöständen durch seinen De-
legierten eine zustimmende Erklärung ab-
geben. Hiedurch aber erregte er höchsten
Orts ein so großes Mißfallen nnd wurde
einer schweren Vollmachtsüberschreitnng,
ja eines VertranenSbrnches geziehen, daß
man ihn nicht nur L tempo der Minister-
residentenstelle enthob, sondern ihn auch
samt seinen Unterthanen mit einer exor-
bitanten Buße belegte. Kraft militärischen
Machtgebots sollte er innerhalb kürzester
Frist 4000 Laibe Brot, 400 Säcke Haber,
200 Zentner Heu und 24 Mastochsen in
das k. k. Feldlager abliefern; ebensoviel
Brot und Haber nebst 100 Zentnern Heu
sollte die Landschaft prästieren nnd über-
dies sollten 180 000 fl. in Geld entrichtet
werde», welche Geldbuße später ans
124 000 sl. ermäßigt wurde. Uni dem
Strafbefehl den gehörigen Nachdruck zn
geben, ließ das österreichische Oberkom-
mando dem Grafen Exekutionsmannschaft
ins Schloß Aulendorf legen und beide
gräfliche Oberbeamte (darunter den Ober-
amtmann Wilh. Spiegler, geb. i. I.
1746 zn Riedlingen, ch 1809 in Anlen-
dorf) als GeisAn in das Hauptquartier
abführen. Ans wiederholtes dringendes
Bitten wurde zwar die Exekution ziemlich
bald wieder aufgehoben; nach einigen
Wochen wurden auch die Geiseln freige-
geben nnd zuletzt scheint man an zustän-
diger Stelle ans einer gänzlichen Erfül-
lung der erwähnten Anforderungen nicht
beharrt zn haben. Gleichwohl blieb der
Graf pekuniär sehr geschädigt, denn ab-
gesehen von einem namhaften Kostenauf-
wand hatte er gleich zn Anfang im Drang
der Umstände nnd um die k. k. Regierung
doch einigermaßen zn besänftigen, n. a. ein
znm gräflichen HanSfideikommiß gehöriges,

1055 Mark 8 Lot oder 5 Zentner 27
Pfund nnd 24 Lot wiegendes kunstvoll
gearbeitetes Silberservice, daö schönste und
wertvollste Stück des Königseggschcn Hans-
schatzes, welches zur Bedienung von 60
Personen reichte nnd 60 000 fl. wert war
und welches er selbst als „den letzten nnd
theuersten Nothpfennig, welchen er dar-
bringe", bezeichnet, im Münzamte zn
Wien einschmelzen nnd derselben das ans
bloß 19,892 sl. 35 kr. gewertete Barren-
Silber als ein 12jährigcs unverzinsliches
Darlehen übergeben lassen. Als nach
Verlaus von mehr als 12 Jahren das
Hans KönigSegg die Zurückerstattnng des
gedachten Darlehens forderte, wurde diese
von der k. k. Regierung verweigert, und
der Gläubiger fand sich hiedurch veranlaßt,
einen Prozeß anznstrengen, welcher i. I.
1823 bannt endigte, daß das k. k. Hanpt-
münzamt zur Bezahlung der Kapitalstem»»
nnd der M/gigen Zinsen daraus vom 13.
Dezember 1814 an verurteilt wurde. —
Jedenfalls war des Grafen Beitritt zu
den WaffenstillstandSverhandlnngen ent-
fernt nicht von einer seindseligen Gesin-
nung gegen Oesterreich beeinflußt, sondern
eben von der Gefahr einer drohenden
französischen Invasion in seinem Heimat-
lande Schwaben nnd von dem Bestreben,
eine solche, welche man allgemein von
früheren Zeiten her fürchtete, zn verhüten.
Die gereizte Stimmung Oesterreichs des-
halb gegen den schwäbischen Kreis war
hauptsächlich das Werk der Militärpartei,
welche dann hernach noch weit schärfer in
der am 29. Juli bei Biberach erfolgten
Entwaffnung nnd nahezu schimpflichen Be-
handlung der schwäbischen Kreiöarmee durch
den österreichischen General Fröhlich, ()
st Mich. v. Fröhlich, k. 0 Feldmarschallliente-
nnitt, geb. zn Marburg in Steiermark nin 9. Ja-
nuar 1710, st 1811, zeichnete sich schon im 1.
Prenßcnkriegc als Major bei Dittersbach, dann
im Türkenkriege von 1789 bei Dobrvzelo ans.
Im I. 1793 wurde er Generalmajor nnd that
sich bei mehreren Anlässen hervor, insbesondere
im Herbst 1796 bei Morcnns Rückzug durch
daS Höllcnthal, wo er den General Tarrcan
dreimal schlug. Kurz vorher stand er bei Wangen
i. A. Von hier wurde er von dem im Gefecht mit
den Franzosen bei Ravensburg am 3. Oktober
begriffenen sttinglin, als dieser gleich bemerkte,
wie die Franzosen ihm weit mehr als um das
Doppelte überlegen waren, durch Eilboten zur
Unterstützung anfgernfen, marschierte aber, irre-
 
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