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Die Dioskuren: deutsche Kunstzeitung ; Hauptorgan d. dt. Kunstvereine — 6.1861

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https://doi.org/10.11588/diglit.13515#0079

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Rad, vom Wasser getrieben, in Bewegung gesetzt wurde.
An dem Kettenwerke befanden sich, ähnlich wie bei Bag-
gerwerken, Schöpfeimer, die oben angelangt ihr Wasser
m einen großen Trichter stürzten, dessen Fortsetzung, eine
lange Röhre, mit einer zweiten unterirdischen in Verbin-
dung stand, welche das Wasser dem ans dem Domberge
befindlichen sehr tiefen, achteckigen, jetzt fast verschütteten
Wasserbehälter zuführte, von welchem aus andere Röhren
es in die Häuser leiteten. Die Eimer stiegen nach ihrer
Entledigung auf der andern Seite abwärts, um sich von
Neuem gefüllt, wieder zu erheben." Wenn diese Beschrei-
bung nach den Ueberresten des Modells zutrifft, so scheint
mir dies mit den kontraktlichen Forderungen in dem Grade
übereinzustimmen, als man erwarten muß, Entwurf und
Aufgabe einander entsprechen zu sehen.

Daß es zur Konstruktion eines solchen Schöpfwerks

des Genies eines Copernicns bedurft hätte, wird Niemand
behaupten wollen. Auch seine Ersindung war es nicht.
Denn ähnlicher und gleicher Vorrichtungen bediente man
sich in Bergwerken seit Jahrhunderten, wie noch heute;
auch ihre Anwendung zum Ausbaggern von Flüssen und
Teichen ist nicht neu. Solche Bagger hießen im 16. Jahr-
hundert „Zamplunen;" an Herzog Albrecht wurde 1538 eine
ähnliche Maschine ans Danzig geschickt. (Diosk. a. a. O.
S. 30 wo 26. Helmesen zu lesen ist). Die lateinische
Inschrift am „Kunstthurm" feiert den Ruhm des Coperni-
kus in diesem Werke also nur aus Unkenntnis, vielleicht
war die Maschine zu den (wahrscheinlich polnischen) Zei-
ten des Dichters gar nicht einmal mehr im Gauge; denn
seine Distichen reden von Trinkwasser, das der Mühl-
graben doch niemals liefern konnte.

R. Philippi.

Kunst-Literatur und Albunu

I. Kunstliteratur.

Aesthctik - Geschichte - Technik.

Vorlegeblätter für Gewerbe, mit besonderer Rück-
sicht auf baugewerbliche Konstruktionen, zum Unter-
richt und praktischen Gebrauch für Architekten und
Handwerker entworfen und bearbeitet von F. A. W.
Strauch, Baumeister. Abtheilung V. die Arbeiten
des Bautischlers. — Berlin. (Verlag von I. Gut-
tentag).

Praktische Anleitung zur Anwendung der Ce-
mente zu baulichen, gewerblichen, landwirthschaft-
lichen und Kunstgegenständen, bearbeitet von 26. A.
Becker, Königs Landbaumeister in Berlin. 1. Lief.
Sechs Blatt. Zeichnungen in Farbendruck und 9-^-
Bogen Text mit eingedruckten Holzschnitten. — Berlin,
(Ricolai'schc Verlagsbuchhandlung von G. Parth eh).

1. Von den Vorlegeblättern für Gewerbe liegen uns
S Lieferungen der fünften Abtheilung vor, welche die Konstruktio-
nen des Bautischlers behandeln. Rach dem Prospekt sollen im
Ganzen sieben Abtheilungen herausgegeben werden, welche die
Arbeiten: 1. des Maurers, 2. des Stemmetzers, 3. des Ziminer-
manns, 4. des Landbanes in Guß und Schmiedeeisen, 5. des
Bautischlers, 6. des Schlossers, 7. des Töpfers zu enthalten be-
stimmt sind, lieber den Zweck und die Tendenz des Unternehmens
spricht sich der Verfasser in dem Prospekt dahin aus, daß das Werk
„in zwei Theile zerfallen wird, indem es erstlich die Bau-Kon-
strnktionslehre (namentlich die Konstruktionen des Landbaues)
in einer klaren, übersichtlichen Folge, von dem Leichteren zum
Schwereren übergehend, behandeln, dann aber zweitens gute
Vorbilder für diejenigen Gewerbe enthalten wird,
welche nur mittelbar mit dem Bau in Verbindung
stehen, und hierbei mit Berücksichtigung der Gewerbethätigkeit
in Frankreich und England diejenigen Gegenstände bringen, welche
die Bedürfnisse des Lebens im Allgemeinen verlangen und mit
sich führen."

Diesem allgemeinen Zweck des Werkes gemäß beutet nun der
Verfasser näher darauf hin, daß er einerseits dem Architekten,
welcher sich auch mit den Konstruktionen jedes einzelnen Bau-
Handwerks soweit vertraut machen muß, um die vorkommenden
Arbeiten sachgemäß beurtheilen zu können, andrerseits dem Hand-
werksmeister genügen wolle, welcher sich nur mit den Kon-
struktionen seines speciellen Faches beschäftigt.

Der Architekt, bemerkt der Verfasser ganz richtig, muß eine
vollständige Kenntniß sämmtlicher Monumente von den ältesten
Zeiten bis zur Gegenwart besitzen, dieselben aber nicht allein in
ihrer ästhetischen Durchbildung, sondern, um sie mit Vortheil
und Verstand zu benutzen, auch in ihrem konstruktiven Organis-
mus kennen. Gerade dadurch, daß man sich in neuster Zeit mit
dem Studium der Monuments auch nach dieser Richtung hin
beschäftigt hat, so wie durch einen erst in den letzten Jahren zur
Geltung gekommenen Theil des Faches — den des Eisenbahn-
baues — durch welchen im Gewölbebau und in den Eisenkon-
struktionen Bedeutendes geleistet worden ist, hat die Baukonstrnk«
tionslehre ein ganz neues, durch den engeren Verkehr und rasche-
ren Austausch mit England, Frankreich und Nord-Amerika täglich

sich erweiterndes Gebiet betreten und ist zu einer noch vor meh-
reren Jahren kaum geahnten Höhe gestiegen. — Aber auch der
Handwerksmeister nmß nicht nur die Kompositionen seines be-
sondern Faches nach allen Seiten verstehen, sondern auch von
der künstlerischen Bildung und geschichtlichen Entwicklung derselben
einen Begriff haben, namentlich die besseren Konstruktionen des
Auslandes kennen lernen.

Die Lösung dieser Aufgaben, beiden , dem Architekten und
dem Handwerksmeister, zu genügen, ist gewiß keine leichte, da
das zur Bearbeitung vorliegende Material von ungeheurem Um-
fange ist. Jedoch stehen dem Herausgeber Männer von anerkann-
ter Tüchtigkeit und europäischem Rufe mit ihrer Erfahrung und
Hülfe zur Seite; auch sind die ihm von mehreren Seiten ge-
botenen Hülfsmittel von solcher Ausdehnung, daß er dadurch
in den Stand gesetzt ist, Tüchtiges leisten zu können. Der
Geh. Ober-Banrath und Architekt Sr. Majestät des Königs,
Herr Stiller, so wie der Direktor des Königlichen Gewerbe-
Instituts, Herr Di-. Druckenmüller, der vorzugsweise das
Unternehmen leitete und seine besondere Sorgfalt demselben zu-
gewendet hatte, unterstützten den Autor nnt ihren langjährigen
Erfahrungen.

Die uns vorliegenden fünf Lieferungen der fünften Abtheilnng,
welche aus 24 großen Kupfertafeln von sehr korrekter Zeichnung
und scharfem Druck bestehen und mit beschreibendem Text in 4».
versehen sind, umfassen wie bemerkt die Konstruktionen des Bau-
tischlers in den mannigfaltigsten Details und eignen sich vorzüg-
lich zu Vorlegeblättern auf Kunstgewerbschulen. Die Lieferung
kostet 1 Thlr., ein Preis, der uns für das Geleistete sehr mäßig
erscheint.

2. Die Praktische Anleitung zur Anwendung derCe-
mente schließt sich in gewisser Beziehung ergänzend au das
obige Werk an. Die seit etwa zwei Decennium gemachten Er-
fahrungen über die Herstellung der Cemente und ihre Wetter-
beständigkeit und die vorzüglich wichtigen Resultate, welche seit
Erfindung der künstlichen Steinmasse durch den Thonwaaren-
fabrikanten March in Charlottenburg erzielt worden sind, haben
nicht nur auf den Land- und Wasserbau, sowie auch auf gewerb-
liche und künstlerische Arbeiten dieser Art einen bedeutsamen
Einfluß ausgeübt, sondern darin auch zum Theil ganz neue
Konstruktionen bedingt, wodurch die Bautechnik erweitert worden
ist. Die Darstellung und Erläuterung dieser Konstruktionen in
ihrer Anwendung auf die mannigfachsten Baugegenstände ist nun
der Zweck des obigen Werkes, welches nach dieser Richtung eine
ganz neue Seite der architektonischen und ornamentalplastischen
Technik behandelt. Schon im Jahre 1822 erließ der „Verein
zur Beförderung des Gewerbefleißes in Preußen" und zwar in
Folge der Werke von Io Pere,*) Vicat*) ** ***)) und John eine
Preisaufgabe, in welcher die Erfindung einer Steinmasse gefordert
wurde, die, als ein leicht zu erhaltender Cement bereitet, in Formen
gegossen oder eingedrückt werden könnte, um daraus theils Wasser-
leitungsröhren, Wasserträger, Konsolen, Gesimmsstücke u. bergt.,
theils architektonische Glieder u. s. f. bilden zu können, die den
Einwirkungen des Klimas wie der gute Sandstein widerstehen und

*) Recueil de divers Memoires sur Iss Puzzolanes natu-
relles et artificielles. Paris, 180g.

**) 'Recherches experimentales sur les chaux de Con-
struction, les betons et les ehaux ordinaires. Paris, 1818.

***) lieber Kalk und Mörtel. Berlin, 1819.
 
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