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Die Dioskuren: deutsche Kunstzeitung ; Hauptorgan d. dt. Kunstvereine — 8.1863

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https://doi.org/10.11588/diglit.13517#0080

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Polo, von Vasari und Bignola für Papst Julius III.
(1550—55) mit größter Pracht in bedeutender Ausdehnung
angelegt, ist nie beendigt und bald vernachlässigt worden.
Der große Palast in der Via Flaniinia ist eigentlich nur
noch Ruine. Vor einem Jahre hatte Zunkcl in den wei-
ten Räumen desselben sein Atelier, und malte hier sein Rie-
senbild der „Schlacht am Teutoburger Walde." Besser er-
halten ist der kleine Palast nach Aqua aretusa hin, mit
seinen beiden Hosen, von denen die Hallen des vorder» in
pompejanischer Weise trefflich gemalt sind, der hintere,
Brunnenhof, aber ein Meisterwerk der Renaissance ist, wie
man etwas Reizenderes der Art kaum noch sehen kann.
Aber jetzt ist Alles unbeachtet; Rom ist eben zu reick an
Kunst. Gegenwärtig bewohnt eine Abtheilnng Artillerie
diesen kleinen Palast.

Die ebenfalls vor Porta del pvpolo gelegene, einst viel
gerühmte Billa Poniatowsky ist 1849 zwecklos zer-
stört worden. Man sieht nur noch geringe Spuren der
früheren Anlagen.

Dem gänzlichen Verfall sehr nahe ist auch die Villa
Camp an a, nahe dem Lateran, deren Anlagen und Kunst-
werke zu wenig solide sind, als daß sie, besonders jetzt, da sie
ohne Pflege dastehen, der Witterung widerstehen könnten.
Die Nachbildungen etruskischer Gräber und römischer Ko-
lumbarien sind eben Spielereien, für die auch nur der Ur-
heber Interesse haben kann.

Andere, wie die über alles großartigen Anlagen der
Villen Borghese, Ludovisi und Alb an i werden mit
großen Kosten wohl unterhalten, dienen jetzt aber wohl we-
niger als Wohnung der Besitzer, denn als prächtige Schau-
stücke und Museen. Gärten und Antiken-Sammlungen sind
mit großer Liberalität dem Publikumsgeöffnet und werden
stark besucht.

Die durch ihre Lage, ihre Alterthümer oder neueren
Kunstwerke berühmten Villen: Matt ei auf dem Coelius,
Mills auf dem Palatin und Laute auf dem Janiculus
sind den Kunstfreunden leider gänzlich unzugänglich, da sie
zu Nonnenklöstern eingerichtet worden sind.

u Nom, im Februar 1863. (Restaurationen und
Neubauten.) Die Restauration der Basilica di S. Lo-
renzo fuori le mura (vergl. Nr. 4. Seite 24) schreitet

schnell fort. Sowohl in der Vorhalle als in den drei
Schiffen des Langhauses und im Chor hat man die Bal-
ken und das ganze Dachgerüst neu gefertigt.^) Dasselbe
ist ohne Dekoration oder Verdeckung in seiner ganzen Kon-
struktion sichtbar gelassen. An der Vorhalle sind der mit
Mosaik geschmückte Fries und der reich mit größter Liebe
in Marmor skulpirte Rinnleisten mit seinen Löwenköpfen
gereinigt, und erscheinen jetzt in ihrer vollen Schönheit.^)
Die Fenster des Mittelschiffes sind theils vermauert, die
übrigen mit neuen eisernen Rahmen und Verglasung ver-
sehen, und die Wände des Mittelschiffes über den Säulen
weiß getüncht, wodurch die Kirche auch von ihren alter-
thümlichen und malerischen Ansehen verloren hat. Der
alte Fensterverschluß durch Marmorplatten mit runden
Löchern ist überall vermauert (Aehnlichcs findet sich meines
Wissens nur noch an 8. Vince.nzo alle tre fontane vor
der Porta S. Paolo. Zeichnungen an den betreffenden
Orten bei Gutensoh» und Knapp Basilica). Die ältere
Hintere Kirche ist, soweit es möglich, bis auf den alten
Fußboden freigelegt. Derselbe besteht abwechselnd aus
Marmorplatten und Mosaik in einfachen Mustern. In
diesem Hinteren Thcil wird noch fleißig gearbeitet. —
Neben der Kirche besteht.seit den Zeiten der franzö-
sischen Herrschaft der große, allgemeine Kirchhof, vielleicht
der größte der Welt, der mit Monumenten aller Art reich
geschmückt ist. Gegenwärtig umbaut man einen Theil
desselben mit Arkaden, die solide, einfach und in den Ver-
hältnissen sehr schön sind, so daß sie zum Besten gehören,
was man in allernenester Zeit hier gebaut hat.

*) Schon 720 erneuerte Gregor II. und 772 Hadrian I.
Balken und Dach der Basilica.

**) Beides, Fries und Rinnleisten erinnern auffallend an
die Klosterhöfe des Lateran und von S. Paul, und da diese
Vorhalle 1216 von Houorius III. gebaut.wurde, um dieselbe
Zeit aber auch die genannten Klosterhöfe entstanden, so dürfen
wir wohl annehmen, daß auch diese Vorhalle durch die Knnstler-
familie der CoSmatcn geschmückt wurde. — Die Geschichte
von S Lorcnzo liegt noch sehr im Argen. Bunsen in seiner
großen Beschreibung der Stadt Rom und Gregorovius in der
Gesch. der Stadt (II. 29) sind unklar und Nibby (Roma nett’
anno 1838) übergeht die Geschichte der Basilica ganz und gar.

Kunst-Chronik.

Berlin. — Mit der Ausführung des großen
Denkmals Friedrich Wilhelms III. ist bekanntlich
Professor Alb. Wolf betraut worden. Augenblicklich ist der
der Künstler mit der Skizzirung eines Entwurfes beschäftigt,
welcher die Umgebung des Denkmals, das in der Mitte des
Lustgartens zu stehen kommt, betrifft, und dessen Ausfüh-
rung der Oertlichkeit ein ganz verschiedenes Ansehen geben
und diese zu einer Hauptzierde der Stadt erheben würde.
Einem Wunsche des jetzt regierenden Königs zufolge,
dessen Verwirklichung freilich noch nicht feststeht, sollten
die jetzt an verschiedenen Orten aufgestellten Standbilder
der Feldherr» der „Befreiungskriege", also die von
Blücher, Aork, Gneisenan, Bülow und Scharn-
horst, eine neue Stätte im Umkreise des Königsdenkmals
angewiesen erhalten, in Zusammenhang gebracht mit die-
sem und mit einander durch eine architektonische Basis
und Umgebung, die in einer Art von Plateau bestehen
würde, dessen Umgrenzung entlang die einzelnen Denk-
mäler ihren Platz erhalten würden. Natürlich müßten
diesem Plane zufolge die jetzt in verschiedenen Größen
und verschiedenem Material (Bronce und Marmor) aus-
geführten Wceke nach beiden Beziehungen hin in Ueber-
eiustimmung gebracht werden; ebenso würde die jetzige
Zahl noch durch die Statuen einiger Generale und Staats-
männer, von welchen letzteren Stein und Hardenberg
schön bestellt sind, vermehrt werden. Die jetzt vorhandene

Fontäne ist mit in den Bereich der Architektur gezogen,
nur bedingt der Plan eine Verlegung derselben und eine
andere Einfassung.

Köln. — Oer Dombau ist, wie der fünfzigste Bau-
bericht, erstattet vom Dombanmeister Voigtel, meldet,
im verflossenen Jahre durch die Vollendung des Lang-
schiffes einen bedeutenden Schritt vorwärts gerückt. Am
24. Okt. v. I. erfolgte die Beseitigung des 1847 ange-
legten hölzernen Jnterimödaches, so daß nun das neue
Gewölbe frei über dem herrlichen Raume schwebt. Bis
zum September laufenden Jahres hofft man auch die
Querschiffe fertig zu bringen, worauf alsdann die alte
Trennnngsmauer zwischen Chor und Langhaus fallen und
der Jnnenraum in seiner ganzen Kolossalität den Blicken
enthüllt werden kann. Auch die Schwierigkeiten, welche
sich der Freistellung des Domes entgegenstellten, sollen
größtentheils überwunden sein.

Dresden. — Schon seit längerer Zeit hat sich hier
eine Kommission aus Mitgliedern beider hiesiger Künstler-
Vereine, sowie des Unterstützungsvereines für den Bau
eines Künstlerhauses gebildet, welches auf dem vom
König überlassenen Platze zwischen Packhof und Hotel
Bellevue an dem schönen Elbufer errichtet werden soll.
Neuerdings hat sich die Kommission noch verstärkt durch
namhafte Persönlichkeiten aus den weiteren Kreisen ihrer
 
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