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Die Dioskuren: deutsche Kunstzeitung ; Hauptorgan d. dt. Kunstvereine — 8.1863

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https://doi.org/10.11588/diglit.13517#0145

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129

Kunst-Chronik.

Berlin. — Von dem Hofmaler Professor Ed. Hilde -
brandt ist die Nachricht eingegangen, daß derselbe Ende
Januar c. ans dem Innern Ostindiens nach Calcntta zu-
rückgekehrt ist. Von Calcntta ging die Reise am 2. Fe-
bruar per Dampfer Jndia hinübernack Chillagun/ Akyab
und Rangoon und nach einem Aufenthalt von einigen Ta-
gen an dem letztgenannten Orte weiter per Dampfer Baltis
nach Moulmein, Malakka und Singapore. Auf dieser In-
sel — Singapore — gedachte Hildebrandt sich etwa acht
Tage lang aufzuhaltcn und dann nach Siam — zunächst
Bangkok zu gehen, von wo er wieder zurück auf Singapore
muß, um dann die Reise nach China anzutreten.

Berlin. — Der Kupferstecher Hermann Droh me r
hat von Sr. Majestät dem Könige Viktor Emanuel
als Anerkennung seiner künstlerischen Leistungen im Schwarz-
kunststich die goldne Medaille erhalten.

-Im Atelier der Gebrüder Micheli, Unter den

Linden Nr. 18 wird jetzt die berühmte Statue des Ado-
ranten, dessen Original sich bekanntlich im hiesigen Mu-
seum befindet, in der Größe von 2 Fuß 3 Zoll copirt.
Daselbst erscheint auch in derselben Größe Thorwaldsen's
„Hoffnung" eine seiner besten Arbeiten.

— — Die Wiener „Recensionen" erwähnen — wie
sie selbst sagen „nach dem übereinstimmenden Referate der
Zeitungen" — die in der Rede des Herrn von Quast bei
Gelegenheit des Schinkelfestes vorgekommene Worte,
Schinkel habe im Kirchenbau nichts Vollendetes leisten
können, weil er (wie cs mit dem modernen Ausdruck einer
gewissen Schule heißt) „nicht in der Kirche gestanden habe,"
und fügen hinzu, daß diese Behauptung, ohne die
g ceigncte Rüge in irgend einem Blatt erfahren
zu haben, stillschweigend hingenommen worden zu sein
scheine". Soviel uns bekannt, haben alle Zeitungen —
mit Ausnahme etwa der Kreuzzeitung — die Bemerkung
des Hrn. von Quast gerügt, theils ausdrücklich — wie
die Diosknrcn (s. Nro. 12), welche jene Bemerkung als
„sonderbar und, gelinde gesagt, unpassend in einer Erinne-
rungsrede auf Schinkel" Gezeichneten, theils in der Art und
Weise der Berichterstattung selber, wie die Vossische, Spe-
uer'schc, Nationalzcitung u. s. f.. Jene Behauptung der
„Recensionen" also ist einfach eine Unwahrheit und die
daran geknüpfte Entrüstung ganz überflüssig.

Leipzig. — Das sächsische Ministerium des Innern
hat für die vom Leipziger Kunstverein angeregte Fresco-
Ansschmücknng einer Loggia des städtischen Museums
4000 Thlr. aus dem Fond für öffentliche Kunstwerke unter
der Bedingung bewilligt, daß der mit dem ersten Preise
gekrönte Entwurf von Theodor Große in Rom zur
Ausführung gelange. Da der Kunstverein zu gleicheni
Zweck 4000 Thlr. bewilligt hat, und cs sich nur noch um
einen geringen Zuschuß von Seiten der Stadt handelt,
so ist an der Verwirklichung des Projekts nicht mehr zu
zweifeln.

— — Der Kunstverein hat für das städtische Museum
ein Oelbild von Julius Hübner in Dresden, eine „hei-
lige Familie" (gemalt 1833), aus der zum Verkauf gestell-
ten Galerie von Lucanus in Halberstadt erworben.

München. — Theodor Horschelt, der eine Reihe
von Jahren im Kaukasus weilte und mehrere Feldzüge
der russischen Truppen mitmachte, ist mit einer kostbaren
Ausbeute von Skizzen und Studien, unter denen sich auch
eine Zeichnung der Gefangennahme S ch amyl's befindet,
wieder cingetrofsen.

-Der Bildhauer Jos. Knabl wurde zum Pro-
fessor der religiösen Skulptur an der hiesigen Kunstakademie
ernannt.

Wien. — Der Gemeinderath hat dem Altcrthnms-
forscher Camesin a zur Anerkennung für die Anfertigung
der beiden ältesten Pläne der Stadt Wien, darunter auch
die Rundsckiau der Stadt Wien während der türkischen
Belagerung im Jahre 1529, einen prachtvollen silbernen
Becher gewidmet, dessen Zeichnung vom Architekten S chmidt
entworfen und dessen Ausführung vom Goldarbeiter Prix
veranlaßt wurde. Unter den Emblemen sind die Salvator-
medaille, das Wappen der Stadt Wien und Figuren aus
der Zeit der ersten türkischen Belagerung unter Niklas
Salm zu beachten.

Loitboil. — Unter dem Titel ,,The Fine Arts Quar-
terly Review“ soll ein neues englisches Knnstorgan erschei-
nen, im Verlage von Chapman und Hall. Nach dem
Prospekt soll dasselbe die Interessen der bildenden Künste
im weitesten Umfang vertreten und auch die außerenglische
Kunst berücksichtigen. Unter den Mitarbeitern dieses mit
dem Art journal konkurirenden Blattes werden genannt:
S. Bir ch, E. Falken er, I. F ergusson, A. H.
Layard, Newton, Robinson, G. Scharf, Tom
Taylor, W. S. W. Vaux u. A. Als Herausgeber
fsgurirt B. B. Woodward, „Librarian in Ordinary to
the Queen and Keeper of Prints and Drawings, Wind-
sor Castle.“

Zürich. — Der Fonds des Winkelrieds-Denkmals für
Stanz hatte Ende Februar mit Hinzurechnung der Zinseu-
einnahmen eine Höhe von 69,352 Fr. erreicht. Der Bild-
hauer Schlöth in Rom hofft, die marmorne Gruppe
1865 nach Stanz liefern zu können. Um außerdem Posta-
ment, Einfassnngshalle u. s. f. würdig herzustellen, sind
noch 20,000 Fr. nöthig, die man durch weitere Samm-
lungen zu decken hofft.

Konstanz. — Das Monument, das an dem Platze,
wo Johann Huß am 6. Juli 1415 verbrannt wurde, er-
richtet werden soll, besteht aus einem 350 Centner schweren,
unbehauenen Granitblock, der beim Eisenbahnbau am Rhein
in der Nähe von Konstanz gefunden wurde, und ans dessen
einer Seite der Name und Sterbetag von Johann Huß,
auf der andern der Name und Sterbetag des Hieronymus
von Prag eingegraben werden soll.

Kunst-Industrie und Technik.

lieber Marmor und Marmorskulptur.

Der Marmor ist von dem gewöhnlichen Kalkstein, diesem
Baumaterial, welches sowohl in gebranntem als rohem
Zustande überall verwendet wird, in nichts weiter ver-
schieden, als daß derselbe ein durchaus reiner kry-
stallinischer Kalk ist, während der gewöhnliche, von
dichter Beschaffenheit und undeutlichem, verworrenem

___ *) Ans Uhlcnhnth's „Technik der plastischen Kunst" n. s. f.
(S. Nr. 15 und 16 der „Diosknrcn". D. R.

Korn sich mit färbenden Eisen- und Thoumischungen ver-
unreinigt zeigt. Der Marmor verhält sich etwa zum ge-
wöhnlichen Kalk, wie die feinste Raffinade zum ordinairen
Rohzucker. Der Marmor zeigt sich mikroskopisch betrachtet
als eine aus größeren Krystallen znsammcugesctzte Maffe,
die durch kleinere Krystalle zusammengefügt sind. Diese
für sich durchscheinenden, durchsichtigen Krystallchcn bewirken,
daß das Licht, weiß reflcktirt, wie von zerstoßenem Glase,
in jener eigenthümlichen Transparenz schimmert, wie sie
die feste, reine Haut des Körpers hat, wenn sic das da-
 
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