Dr. Osborn: Eckmann''s kunstgewerbliche Thätigkeit.
3*3
seine Kunst auf anatomische Präparate auf-
bauen und entwickeln könne.
In dieser Weise hat Eckmann in kaum
noch zu übersehender Fülle Buchschmuck
und Titelblätter, Plakate, Signete, Ex-libris
und drgl. geschaffen, eine Weiterentwickelung
in dem Streben nach immer grösserer Ver-
einfachung erblickend. Hier findet auch die
Lust am Denken und Grübeln Befriedigung.
Noch blieb indessen Eckmann eigentlich
wie bisher, der zeichnerische Künstler. Da
führt ihn die Gründung der Scherrebeker
Teppich-Wirkerei dazu, Entwürfe für diese
und später auch für Knüpf-Teppiche zu ver-
suchen. Er erweitert und veredelt die bisher
bäuerlicher Kultur angehörenden Vorbilder
im Sinne einer verfeinerten städtischen und
schafft so namentlich in seinem berühmten
Schwanen - Teppiche mustergiltig dekorative
Kunstwerke, wie sie bisher die Kunst des
19. Jahrhunderts in Deutschland noch kaum
gesehen hatte. Sein Vorbild gab bald das
Signal für viele, sich dem reinen Kunst-
Gewerbe wieder als künstlerische Kraft zu-
zuwenden, während er selber durch seine
Berufung nach Berlin den Boden zur vollen
Entfaltung seiner reichen dekorativen Gaben
fand. — Dr. Ernst Zimmermann—Dresden.
II. OTTO ECKMANN'S KUNSTGEWERBLICHE THÄTIGKEIT.
Am 27. November 1894 fand bei Rudolph
ix Bangel in Frankfurt a. M. eine »Ver-
steigerung von Oelgemälden und Zeichnungen
von Otto Eckmann in München« statt. Den
Besuchern, die zur Vorbesichtigung und zur
Auktion selbst erschienen, ward ein dünnes
Heftchen überreicht, das sicherlich niemand
ungelesen in seiner Tasche Tiefen versinken
Hess. In flammendem Roth erschienen auf dem
schwarzen Umschlag zwei Bündel struppiger
Besenreiser, lustige Symbole des Auskehrens,
und zwischen ihnen waren in gleich leuchten-
der Schrift die Worte zu lesen: »Zu meinen
Bildern«. Blätterte man aber um, so ver-
nahm der verblüffte Leser folgende originelle
Ansprache: »Ein verehrliches Publikum ge-
statte mir zu meinen Bildern einige begleitende
Worte. Da sich mein künstlerischer Nach-
lass im Laufe der Jahre in etwas platzraubender
Weise vermehrt hat, sehe ich mich veran-
lasst, denselben schon jetzt bei Lebzeiten in
Auktion zu geben, wodurch mir erstens
Raum zu weiterem Nachlass wird, und
zweitens das seltene Glück zufällt, mein
eigener Erbe zu sein: Bestrebungen, die
gewiss bei einem wohlwollenden Publikum
Unterstützung finden werden. Zudem waren
die zur Versteigerung kommenden Werke
schon auf Ausstellungen der Münchener
Genossenschaft und der Sezession etc., was
dem verehrlichen Publikum für das zahme
Aussehen derselben genügend Bürgschaft
leisten kann. Die dunklen Bilder sind voll-
ständig unverändert geblieben und schon
1900. vii. 2.
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seine Kunst auf anatomische Präparate auf-
bauen und entwickeln könne.
In dieser Weise hat Eckmann in kaum
noch zu übersehender Fülle Buchschmuck
und Titelblätter, Plakate, Signete, Ex-libris
und drgl. geschaffen, eine Weiterentwickelung
in dem Streben nach immer grösserer Ver-
einfachung erblickend. Hier findet auch die
Lust am Denken und Grübeln Befriedigung.
Noch blieb indessen Eckmann eigentlich
wie bisher, der zeichnerische Künstler. Da
führt ihn die Gründung der Scherrebeker
Teppich-Wirkerei dazu, Entwürfe für diese
und später auch für Knüpf-Teppiche zu ver-
suchen. Er erweitert und veredelt die bisher
bäuerlicher Kultur angehörenden Vorbilder
im Sinne einer verfeinerten städtischen und
schafft so namentlich in seinem berühmten
Schwanen - Teppiche mustergiltig dekorative
Kunstwerke, wie sie bisher die Kunst des
19. Jahrhunderts in Deutschland noch kaum
gesehen hatte. Sein Vorbild gab bald das
Signal für viele, sich dem reinen Kunst-
Gewerbe wieder als künstlerische Kraft zu-
zuwenden, während er selber durch seine
Berufung nach Berlin den Boden zur vollen
Entfaltung seiner reichen dekorativen Gaben
fand. — Dr. Ernst Zimmermann—Dresden.
II. OTTO ECKMANN'S KUNSTGEWERBLICHE THÄTIGKEIT.
Am 27. November 1894 fand bei Rudolph
ix Bangel in Frankfurt a. M. eine »Ver-
steigerung von Oelgemälden und Zeichnungen
von Otto Eckmann in München« statt. Den
Besuchern, die zur Vorbesichtigung und zur
Auktion selbst erschienen, ward ein dünnes
Heftchen überreicht, das sicherlich niemand
ungelesen in seiner Tasche Tiefen versinken
Hess. In flammendem Roth erschienen auf dem
schwarzen Umschlag zwei Bündel struppiger
Besenreiser, lustige Symbole des Auskehrens,
und zwischen ihnen waren in gleich leuchten-
der Schrift die Worte zu lesen: »Zu meinen
Bildern«. Blätterte man aber um, so ver-
nahm der verblüffte Leser folgende originelle
Ansprache: »Ein verehrliches Publikum ge-
statte mir zu meinen Bildern einige begleitende
Worte. Da sich mein künstlerischer Nach-
lass im Laufe der Jahre in etwas platzraubender
Weise vermehrt hat, sehe ich mich veran-
lasst, denselben schon jetzt bei Lebzeiten in
Auktion zu geben, wodurch mir erstens
Raum zu weiterem Nachlass wird, und
zweitens das seltene Glück zufällt, mein
eigener Erbe zu sein: Bestrebungen, die
gewiss bei einem wohlwollenden Publikum
Unterstützung finden werden. Zudem waren
die zur Versteigerung kommenden Werke
schon auf Ausstellungen der Münchener
Genossenschaft und der Sezession etc., was
dem verehrlichen Publikum für das zahme
Aussehen derselben genügend Bürgschaft
leisten kann. Die dunklen Bilder sind voll-
ständig unverändert geblieben und schon
1900. vii. 2.