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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 6.1900

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Heft 7 (April)
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Zimmermann, Ernst; Osborn, Max: Prof. O. Eckmann - Berlin
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https://doi.org/10.11588/diglit.6696#0028

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314 Dr. Osborn: Eckmann's kunstgewerbliche Thätigkeit.

OTTO ECKMANN. Salon-Thür aus einer Villa zu Guben.

ursprünglich so gemalt worden, in meiner
Dämmerperiode, als ich noch nicht den Muth
hatte, das Brutale des Tageslichts für bild-
liche Wirkung zu verändern, und daher die
decenten Farben des Abends vorzog. Der
sonstige Inhalt der Bilder an Gefühl für die
Poesie in der Natur und an ehrlicher Arbeit,
muss allerdings mit in den Kauf genommen
werden. Das ist bei künstlerischem Nachlass
nun einmal so. Indem ich meinen Bildern
ein herzliches Lebewohl auf Nimmerwieder-
sehen zurufe, unterzeichne ich mit Hoch-
achtung Otto Eckmann.«

Das war ein auffallend vergnügliches
Abschiednehmen. So auffallend, dass es

keines besonderen psychologischen Scharf-
sinns bedurft hätte, auch ohne genauere
Kenntniss von den Plänen dieses Künstlers in
seinem Uebermuth eine besondere Bedeutung
zu erkennen. Es war klar, dass ein Maler, der
seine eigenen Geschöpfe mit einem solchen
Mangel an väterlicher Zärtlichkeit entliess, oder
beinahe schon verstiess, bereits ein anderes
Objekt für seine künstlerische Liebe und
Schaffens-Lusst gefunden haben müsste.

In der That kann man sagen, dass jene
Versteigerung im Leben Otto Eckmanns
einen richtigen Abschnitt bedeutet; sie war
das äussere Zeichen für den Abschluss einer
inneren Wandlung, die sich in den letzten
Jahren in ihm vollzogen hatte: des ent-
schlossenen Uebergangs zum Dekorativen.
Von der Stimmungslandschaft war er allmäh-
lich zu sinnbildlichen Darstellungen gelangt,
um den tiefsten Gehalt des natürlichen Vor-
bildes, das ihn anregte, noch bestimmter zum
Ausdruck zu bringen, und ehe er sich's versah,
war er von jedem Realismus weit fort und
in's Stilisiren hineingerathen. Schritt für
Schritt ging er nun, theils schiebend, theils
geschoben, folgerichtig weiter vorwärts. Voll
freudiger Ueberraschung erkannte er sein
ausserordentliches Geschick für die Forde-
rungen der stilisirenden, dekorativen Kunst,
und bald meldete sich schon die Schicksals-
frage, ob ihn sein Talent nicht eigentlich
überhaupt in diese Sphäre weise? Neue
Perspektiven öffneten sich, und er begann zu
zweifeln, ob er die zähe Oelfarbe, den wider-
spenstigen Pinsel, überhaupt die Tafelmalerei
fürder brauchen könne. Nach kurzem
Schwanken wandte er ihnen entschlossen den
Rücken und arbeitete zunächst einige Holz-
schnitte, die ihm sofort einen grossen Erfolg
einbrachten; die »Schwäne auf schwarzem
Wasser« waren der erste dieser Entwürfe. Die
Holzschnitte waren bereits ganz ornamental
gehalten. Sie zeigten zur Evidenz, dass hier
ein Künstler gekommen, der dazu geschaffen
war, zahlreiche Aufgaben zu erfüllen, die
der Lösung harrten. Es war nur natürlich,
dass nach diesen Proben seines Könnens
eine stattliche Zahl von Bestellern Eckmanns
Thätigkeit für ornamentale Arbeiten in An-
spruch nahmen. Zunächst kamen die Zeit-
 
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