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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 6.1900

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Heft 7 (April)
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Zimmermann, Ernst; Osborn, Max: Prof. O. Eckmann - Berlin
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https://doi.org/10.11588/diglit.6696#0042

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328

Dr. Max Osborn—Berlin:

Grunde berufen, in der Wiederaufnahme dieser
unterbrochenen Tradition eine Führerrolle
zu spielen. Denn er ist ein Hamburger 1
Und in Hamburg, der wohlhabendsten Stadt
Deutschlands in der ersten Hälfte des ig. Jahr-
hunderts, hatte jener Stil von 1830 die
schönsten Früchte getrieben. Dort finden
sich auch heute noch seine letzten Reste, und
von dort aus konnte darum Alfred Lichtwark,
unser grosser ästhetischer Volkserzieher,
den Lehrsatz verkünden, dass in den Möbeln
und Geräthen dieser Periode der Keim zu
dem sogenannten modernen Stil überhaupt,
und speziell die Grundlage für unsere deutsche
Fortarbeit zu finden sei. Die bescheidenen
Handwerker, die damals lebten und wirkten,
haben es vortrefflich verstanden, zweckmässig
zu schaffen, und doch das Schmuckbedürfniss
nicht zu beleidigen, praktisch den Beruf
jedes einzelnen Stückes vorerst ins Auge
zu fassen und dabei weder in öde Spekulation
noch in leeren Schematismus zu versinken.
Eckmann hat in wiederholten Vorträgen

und kleinen Abhandlungen Anschauungen
aufgestellt und als für sich maassgebend
bezeichnet, deren Durchführung eine Er-
füllung des Lichtwark'schen Programms dar-
stellen würde. Und er hat in seinen Möbel-
arbeiten, zumal in seinen letzten grösseren
dekorativen Kompositionen, gezeigt, dass
er auf dem besten Wege ist, diesen frei-
gewählten Gesetzen, die nicht einer vorge-
fassten Meinung, einem engherzigen Dogma,
sondern seinem natürlichen nationalen Em-
pfinden ihre Entstehung verdanken, Achtung
zu verschaffen. Das prächtig gelungene
Arbeitszimmer für den Grossherzog von
Hessen-Darmstadt bedeutet die erste Etappe
auf diesem Wege. Hier ist alles Zweck-
mässigkeit, von einem eminent praktischen
Sinn diktirt und dennoch verbunden mit echt
künstlerischem Schönheitsgefühl. Eine glück-
liche Mischung von Vornehmheit und be-
haglicher Wärme, die zur Arbeit einlädt.
Man kann den Karakter eines fürstlichen
Privatkabinets, wo Audienzen ertheilt, wichtige
 
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