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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 6.1900

DOI issue:
Heft 7 (April)
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Zimmermann, Ernst; Osborn, Max: Prof. O. Eckmann - Berlin
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https://doi.org/10.11588/diglit.6696#0045

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Eckmann's kunstgewerbliche Thätigkeit.

329

OTTO ECKMANN. Wand-Fliesen.

SAusgef. von VILLEROY & BOCH—METTLACH.

Fragen besprochen, entscheidende Beschlüsse
gefasst werden, nicht besser treffen, als es
hier geschehen ist. Den ganzen Raum be-
herrscht ein würdiger Ernst, der durch passen-
den Schmuck, ohne jedes spielerische Allzuviel
an Zierrathen, wohlthuend gemildert wird. Mit
ausserordentlichem Geschmack ist auch der
zweite, erheblich einfachere Raum dekorirt,
von dem eine unserer Abbildungen eine Theil-
Ansicht darbietet: das Musikzimmer in der
Wohnung des Künstlers. Die schlichten beiden
Bücher- und Notenschränke, die den Flügel
flankiren, erwecken mit ihrem ruhigen,
schlanken, strengen und doch anmuthig ge-
gliederten Aufbau, dessen Abschluss eine von
Lichtern umstellte Frührenaissance-Skulptur
bildet, eine aus Feierlichkeit und Intimität
wundersam gemischte Stimmung. Es ist, als
blickten wir in das Boudoir einer modernen
Cäcilia. Zugleich erkennen wir an diesen
Arbeiten, ebenso wie an den Stühlen und an
der Vitrine zwischen den Fenstern, die will-
kommene Hinneigung Eckmann's zu den
deutschen Möbeln vom Beginn des 19. Jahr-
hunderts. Es ist dieselbe übersichtlich-klare
Konstruktion der Holzarbeiten wie damals,
die gleiche Kunst, eine Atmosphäre heiterer
Wohnlichkeit zu verbreiten, anspruchslosen
Schmuck anzubringen, die Lichtquelle richtig
einzurahmen und ihren grellen Schein diskret
za dämpfen, ohne ihn jedoch künstlich zur
Dämmerung herunterzudrücken. Denn eine

muntere Helligkeit soll in dem Räume
herrschen, in dem wir leben und wirken.

Diesem Lichte müssen die Farben ent-
sprechen. Zu den Zeiten unserer schumme-
rigen Renaissance-Zimmer ward der ganze
Raum in ein unbestimmtes Halbdunkel ge-
taucht. Die helle Sonne aber will auf leb-
hafte, frische Farben scheinen, und mit Recht
hatEckmann überdies betont, dassder Deutsche
farbenfroher ist als der Engländer; »darum
braucht er noch keineswegs farbenroh zu
sein«. Der Künstler hat diese Lust an kräf-
tigen, bestimmten Tönen in angemessenen
Grenzen zumal in seinen Teppichen und
Tapeten bethätigt, die er ausserdem im Zeich-
nerischen vom Banne der starren Tradition
zu befreien und, auch hier auf japanische
Muster sich stützend, zu reformiren sucht.
Er traf bei den Wand-Teppichen, die er für
Scherrebek entwarf, sehr glücklich den
Karakter der primitiven Wirktechnik, weiss
auf den Fuss-Teppichen ein überaus reizvolles
Spiel von gewundenen Linien und Ziermotiven
zu entfalten, und seine Tapeten geschickt bald
als selbständigen Wandschmuck, bald als be-
scheidenen, aber doch durch muntere Muster
belebten Hintergrund für die aufgehängten
Gemälde und Holzschnitte zu behandeln.

So gesellen sich allenthalben, durch die
veränderten Anschauungen, die lebhaften
Sinne und das schärfer gewordene Auge der
nervösen modernen Menschen hervorgerufen,
ganz von selbst neue Motive der Ueber-
lieferung hinzu. Auch in der Möbel-Archi-

1900. VII. 4.
 
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