Die deutsche Kunst im Kampfe gegen die »lex Heinze«..
350
fkk d. GÖTZ —münchen. Ex Llbris.
Der Direktor der Kgl. Akademischen
Hochschule der bildenden Künste in Berlin,
Anton von Werner, veröffentlicht im Namen
des Haupt - Vorstandes der Allgemeinen
Deutschen Kunst-Genossenschaft über den
Gesetz-Entwurf, betreffend Abänderung des
§ 186 des Straf-Gesetzbuches, einen Protest,
worin es zum Schlüsse heisst, die Künstlcr-
schaft werde jedem gesetzgeberischen Vor-
gehen gegen Ausschreitungen im Sinne der
Regierungsvorlage der §§ 184 und 184 a
beipflichten, soweit solche klar bestimmbar
sind, um seiner Auffassung dahin Ausdruck
zu geben, dass die bildende Kunst an sich
oder die Werke, wie sie in unseren Museen
und öffentlichen Orten sichtbar sind, geeig-
net seien, die Sittenlosigkeit und Unzucht
zu fördern. Wohin es jetzt schon gekommen
ist, das zeigt folgende Notiz in den »Münch.
Neuest. Nachr.« vom 9. März: »Warnung
an die Münchener Kunsthändler. Der Reichs-
tags-Abgeordnete Herr Rören, der sich be-
kanntlich in einer Berliner Kunsthandlung
Aktwerke vorlegen Hess, um diese Kunst-
handlung dann bei der Polizei zu denunziren,
kommt, wie an anderer Stelle unseres Blattes
des Näheren mitgethcilt wird, demnächst
nach München. Also Vorsicht!«
Eine weitere Protest-Versammlung war
in der Philharmonie zu Berlin geplant. Dem
Komite gehören Menzel, Begas, Hauptmann,
Wildenbruch, Erich Schmidt, Liebermann,
Spielhagen, Mommsen, Knaus u. a. an. Sie
musste wegen des geradezu ungeheueren
Massen- Andranges aus allen gebildeten
Kreisen zunächst verschoben werden. Es
werden sprechen Sudermann, Geheime Bau-
rath Ende, Professor Eberlein, Friedrich
Dernburg, Direktor Löwenfeld, Hermann,
Nissen, Vollert, Vorsitzender der Buch-
händler-Korporation. Ferner hat die Bühnen-
Genossenschaft durch ihren Präsidenten
Hermann Nissen auch bei auswärtigen Lokal-
verbänden eine Protestbewegung gegen die
»lex Heinze« angeregt und zur Kundgebung
dieser Proteste an die Berliner Zentrale zur
Weiterbeförderung aufgefordert. Auch der
Senat der Kgl. Akademie der Künste hat eine
Eingabe gegen die »lex Heinze« an den
Kultusminister gerichtet. Gleicherweise ist
die Kgl. Akademie der bildenden Künste
in München vorstellig geworden und hat
die Bayer. Regierung ersucht, im Bundes-
rathe gegen die kunstfeindlichen Paragraphen
dieser elenden Vorlage zu stimmen.
steumos ui mit m iono-1
F. Götz—München. Ex Libris (I. Preis).
350
fkk d. GÖTZ —münchen. Ex Llbris.
Der Direktor der Kgl. Akademischen
Hochschule der bildenden Künste in Berlin,
Anton von Werner, veröffentlicht im Namen
des Haupt - Vorstandes der Allgemeinen
Deutschen Kunst-Genossenschaft über den
Gesetz-Entwurf, betreffend Abänderung des
§ 186 des Straf-Gesetzbuches, einen Protest,
worin es zum Schlüsse heisst, die Künstlcr-
schaft werde jedem gesetzgeberischen Vor-
gehen gegen Ausschreitungen im Sinne der
Regierungsvorlage der §§ 184 und 184 a
beipflichten, soweit solche klar bestimmbar
sind, um seiner Auffassung dahin Ausdruck
zu geben, dass die bildende Kunst an sich
oder die Werke, wie sie in unseren Museen
und öffentlichen Orten sichtbar sind, geeig-
net seien, die Sittenlosigkeit und Unzucht
zu fördern. Wohin es jetzt schon gekommen
ist, das zeigt folgende Notiz in den »Münch.
Neuest. Nachr.« vom 9. März: »Warnung
an die Münchener Kunsthändler. Der Reichs-
tags-Abgeordnete Herr Rören, der sich be-
kanntlich in einer Berliner Kunsthandlung
Aktwerke vorlegen Hess, um diese Kunst-
handlung dann bei der Polizei zu denunziren,
kommt, wie an anderer Stelle unseres Blattes
des Näheren mitgethcilt wird, demnächst
nach München. Also Vorsicht!«
Eine weitere Protest-Versammlung war
in der Philharmonie zu Berlin geplant. Dem
Komite gehören Menzel, Begas, Hauptmann,
Wildenbruch, Erich Schmidt, Liebermann,
Spielhagen, Mommsen, Knaus u. a. an. Sie
musste wegen des geradezu ungeheueren
Massen- Andranges aus allen gebildeten
Kreisen zunächst verschoben werden. Es
werden sprechen Sudermann, Geheime Bau-
rath Ende, Professor Eberlein, Friedrich
Dernburg, Direktor Löwenfeld, Hermann,
Nissen, Vollert, Vorsitzender der Buch-
händler-Korporation. Ferner hat die Bühnen-
Genossenschaft durch ihren Präsidenten
Hermann Nissen auch bei auswärtigen Lokal-
verbänden eine Protestbewegung gegen die
»lex Heinze« angeregt und zur Kundgebung
dieser Proteste an die Berliner Zentrale zur
Weiterbeförderung aufgefordert. Auch der
Senat der Kgl. Akademie der Künste hat eine
Eingabe gegen die »lex Heinze« an den
Kultusminister gerichtet. Gleicherweise ist
die Kgl. Akademie der bildenden Künste
in München vorstellig geworden und hat
die Bayer. Regierung ersucht, im Bundes-
rathe gegen die kunstfeindlichen Paragraphen
dieser elenden Vorlage zu stimmen.
steumos ui mit m iono-1
F. Götz—München. Ex Libris (I. Preis).