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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 6.1900

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Heft 8 (Mai)
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Darmstädter Künstler-Kolonie. Die Grundstein-Legung des Künstler-Hauses
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https://doi.org/10.11588/diglit.6696#0072

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Die »Deutsche Kunst und Dekoration«
hat selbstverständlich diesen bedeutungsvollen
Anlass nicht vorübergehen lassen wollen,
ohne auch von ihrer Seite aus ihm auf
kunstliterarischem Gebiete ein Denkmal zu
setzen, und zwar geschah dies durch eine
besondere Fest-Schrift, welche sämmtlichen
Fest-Theilnehmern dargereicht wurde. Das
vorliegende Heft der »Deutschen Kunst und
Dekoration« schliesst sich in Form und In-
halt genau dieser Fest-Schrift an mit Aus-
nahme der im I. Bogen der letzteren wieder-
gegebenen Adresse, welche, als lediglich
privaten und lokalen Karakters, in Wegfall
gelangte. Die erwähnte Adresse von Pro-
fessor Peter Behrens künstlerisch ausgestattet
und mit Silber auf Pergament gedruckt,
war von der Künstler-Kolonie zum Geburts-
tage des Grossherzoglichen Paares (25. No-
vember 1899) überreicht worden und enthielt
in weiten Umrissen gewissermaassen das
Programm der Kolonie. Soweit dieses von
allgemeinem Interesse ist, sei es hier mit-
getheilt. Nachdem die Organisation der
Kolonie etc. dargelegt, und die Absicht, ein
Dokument deutscher Kunst von bleibendem
Werthe zu schaffen, ausgesprochen ist, fährt
die Adresse fort: »Diese Aufgaben, die den
vorläufigen Endzweck aller Bestrebungen
der Kolonie bilden, gipfeln: in der Errich-
tung einer Arbeitsstätte mit einer Halle als
Sammelplatz der originellsten und künstle-
risch vollendetsten Schöpfungen der Kolonie;
in der Errichtung einfacher und reicher aus-
gestatteter Familienhäuser, welche als ge-
schlossenes individuelles Ganzes in über-
zeugender Weise die richtigen Grundsätze
unserer Kunstempfindung zum Ausdrucke
bringen; in der Errichtung einer proviso-
rischen Halle für beste neuzeitliche Flächen-
kunst und solcher Objekte, die als Werth-
messer gegen hierortige Leistungen erbeten
worden sind; in der stilistischen Auffassung
der Bühnen - Kunst, ausgehend vom Hof-
Theater in Darmstadt, und durch Veran-
staltungen, welche dahin gehen, auch die
Bedürfnisse, die aus frohen Festen und der

Freude des Lebens entstehen, künstlerisch
zu beeinflussen. Auch dem modernen Em-
pfinden bei Lösungen von Garten- und Be-
leuchtungs-Anlagen innerhalb des Schau-
platzes zukünftiger Thätigkeit, sowie der
gesammten Inszenirung, welche der Arbeit
vorausgeht und das Interesse nach der Voll-
endung stetig rege erhält, soll vollauf Rech-
nung getragen werden.

Die Durchführung vorstehend benannter
Aufgaben erfordert als Arbeitszeit ein volles
Jahr, während welchem es der Künstler-
Kolonie anheim liegt, mit eiserner Ausdauer
und unermüdlichem Fleisse die Sache zu
fördern, Kunst um Kunst aufzubauen und
unbekümmert um kleinliche Angelegenheiten
die Idee zur Verkörperung zu treiben. Die
Begeisterung, mit welcher alle Mitglieder
der Kolonie dem königlichen Rufe gefolgt
sind, ist durch den Ernst und die grosse
Auffassung unserer Pflicht noch mehr ge-
wachsen, und in dieser hohen, freudigen
Begeisterung, unter dem mächtigen Schutze
Euerer Königlichen Hoheit einem unver-
gänglichen Ziele nahe zu kommen, erblickt
die Kolonie die Verwirklichung und Ver-
körperung der von Euerer Königlichen
Hoheit gestellten idealen Ziele und hofft
damit einen Theil des unterthänigsten Dankes
an Euere Königliche Hoheit abzustatten.«

Durchdrungen von dem Gefühle ihrer
Kraft und sich bewusst der auszeichnenden,
aber auch zu besonderen Leistungen ver-
pflichtenden Stellung, welche ihnen durch
die Berufung von Seiten des kunstbegeisterten
Fürsten zu Theil wurde: so tritt diese kleine
Künstler-Schaar an die Lösung ihrer nächsten
Aufgabe, der Ausstellung von 1900 heran.
Das vorliegende Heft ist fast seinem ganzen
Inhalte nach dazu bestimmt, weitere Kreise
aufzuklären über die Eigenart und den Zweck
dieses bedeutungsvollen Unternehmens, so
dass es nicht nöthig erscheint, hier noch
besonders darauf hinzuweisen. Ohne ein
Urtheil heute wagen zu wollen — denn das
wäre allerdings sehr verfrüht — glauben
wir doch in der Wahl der Künstler, welche
 
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